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28.04.07 / Wohin des Wegs? / Kulturzentrum Ostpreußen stellt historische Landkarten aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-07 vom 28. April 2007

Wohin des Wegs?
Kulturzentrum Ostpreußen stellt historische Landkarten aus
von Manfred E. Fritsche

Zahlreiche originale historische Landkarten und Stadtansichten enthält die neue Sonderschau "Entlang der Weichsel und der Memel" im Kulturzentrum Ostpreußen. Bei der Ausstellungseröffnung erläuterte Dr. Eckhard Jäger die Geschichte der historischen Karten.

Warum entstanden Landkarten, wer erstellte diese und wer vergab die entsprechenden Aufträge? Auf diese Fragen ging der Historiker und Antiquar in seiner Einführung bei der Eröffnung der neuen Sonderschau im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen ein. Teils war es das eigene Interesse der Ersteller, und so sind in den vorigen Jahrhunderten viele Karten von Ärzten, Lehrern und andern berufsfremden Personen als detailreiche Kunstwerke in liebevoller Handarbeit entstanden. Bekannte Landkartenhersteller waren beispielsweise der Pfarrer Caspar Henneberger in Preußen, aber auch der Buchdrucker Apian in Bayern und der Arzt Mellinger in Lüneburg. Die Landesherren nahmen die ihnen gewidmeten Karten oft huldvoll an, und die Verfasser hofften auf eine Erstattung der Herstellkosten. Erst ab dem 18. Jahrhundert wollten die Fürsten ihre Gebiete in gezeichneter Form vor Augen haben und beauftragten entsprechende Fachleute wie Militärgeografen oder Akademien mit der Herstellung der Landkarten, deren ökonomischen und administrativen Nutzen man inzwischen erkannt hatte.

Die erhaltenen Karten aus dem Mittelalter enthalten zunächst die Namen der Meere, Flüsse und Völker, aber noch keine Städtenamen. Erstmals im Jahre 1339 enthält eine handgezeichnete italienische See- und Landkarte Ortsnamen im Preußenland. In den Ländern des Deutschen Ordens wurden 1258 die ersten Vermessungen durchgeführt, seit 1365 sind hauptamtliche Landvermesser nachgewiesen. Stadtbilder existieren etwa seit dem Jahr 1500 in der Form von Druckansichten.

Während heute Land-, Auto- und Wanderkarten im Regelfalle Massenware sind, die für weniger als einen Stundenlohn eines Arbeiters erhältlich sind, so Jäger, konnten sich damals die handgefertigten Kupferstiche nur reiche Leute leisten. Ein nachkoloriertes Kartenblatt kostete um 1750 den Wochenlohn einer Köchin, Atlantenwerke konnten mit bis zu einem Monatslohn eines Professors zu Buche schlagen. Die Preise blieben über viele Jahre stabil und es dauerte auch lange Jahre, bis Neuauflagen mit den entsprechenden Änderungen erschienen. Üblich war das so genannte "Abkupfern", so der Historiker. Kupferstecher übernahmen die Zeichnungen von anderen Karten und druckten diese nach, um entsprechende Recherchen und Vorkosten zu sparen. Urheberrechte im heutigen Sinne gibt es seit 1900, davor konnte man ein "Privileg" des Landesfürsten erwerben, das aber nur im jeweiligen Staat galt. So wurden auf Karten und Atlanten außerhalb des Landes liegende Druckorte vermerkt und das Recht des Herstellers umgangen.

Jäger, der die Ausstellung aufbereitet hatte, ging auch darauf ein, daß Kartenblätter nicht einfach zu erhalten waren. Besonders Übersichten von fremden Ländern mußten im Ausland bestellt und dann auf umständlichen Wegen mit Fuhrwerken geliefert werden. Dies änderte sich erst ab dem Jahre 1787, als die Braunschweiger Buchhandlung Bremer ausländische Karten auf Lager nahm, um Kundenwünsche zu erfüllen.

In der Ausstellung im Kulturzentrum Ellingen wird ein umfassender, anspruchsvollen Querschnitt der kartografischen Entwicklung von Darstellungen des Preußenlandes und seiner Nachbarstaaten sowie Drucke von Stadtansichten gezeigt, ergänzt durch historische und moderne Atlantenwerke. So sind Original-Kupferstiche von Matthäus Merian, Gerard Mercator, Caspar Henneberger und Johann Baptist Homann zu sehen. Die mit Erläuterungen in deutscher und polnischer Sprache versehene Sammlung wurde mit einer Projekthilfe des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zusammengestellt, für die der Museumsdirektor Wolfgang Freyberg dem anwesenden Ministerialrat Wolfgang Käppler aus Bonn seinen Dank aussprach.

Käppler lobte die Mannschaft des Kulturzentrums für deren engagierten Einsatz für den Erhalt der Geschichte Ostpreußens, aber auch für die grenzüberschreitende Arbeit mit Polen.

Die Ausstellung "Entlang der Weichsel und der Memel - Historische Landkarten und Stadtansichten von Ost- und Westpreußen, Polen und dem Baltikum" im Deutschordensschloß Ellingen ist bis zum 1. Juli 2007 Dienstag bis Sonntag immer von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung ist ein 60seitiger farbiger zweisprachiger Ausstellungskatalog (deutsch / polnisch) erschienen, in dem viele Karten abgebildet sind und die Geschichte der Karte beziehungsweise des Kartenkünstlers erklärt ist. Dieser Katalog kann zum Preis von 7,50 Euro (zusätzlich Versand) beim Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, Schloßstraße 9, Internet: www.kulturzentrum.ostpreussen.de, erworben werden.


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