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05.05.07 / Ein Münchner in Berlin / Hermann Parzinger wird neuer Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Ein Münchner in Berlin
Hermann Parzinger wird neuer Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
von Silke Osman

Noch hat er seinen Schreibtisch nicht geräumt, doch schon jetzt macht man sich in Berlin Gedanken über den Nachfolger von Klaus-Dieter Lehmann, der als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus Altersgründen im Frühjahr 2008 ausscheiden wird. Bereits in ihrer ersten Sitzung einigte sich die Kommission, die seinen Nachfolger ausfindig machen sollte, einstimmig auf Hermann Parzinger, seit 2003 Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), der jetzt noch vom Stiftungsrat, in dem Vertreter von Bund und Ländern sitzen, bestätigt werden muß.

Die vom Bund und den Ländern getragene Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist die größte deutsche Kultureinrichtung mit 17 Museen und Bibliotheken, darunter die Museumsinsel als Unesco-Welterbe mit dem Pergamonaltar und dem gerade wieder eröffneten Bode-Museum. Der Museumskomplex beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter und verfügt über einen Jahreshaushalt von 240 Millionen Euro. Die Länder tragen 25 Prozent des Betriebshaushalts, die Investitionen wie der Aus- und Wiederaufbau der Museumsinsel wird vom Bund allein finanziert.

In diesem Jahr kann die Stiftung auf ihre Gründung vor 50 Jahren zurückblicken. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Auflösung des Staates Preußen 1947 waren die wertvollen und umfangreichen Sammlungen des preußischen Staates zum Teil zerstört, verschleppt oder in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Im Osten Deutschlands wurden die bestehenden Museen und Sammlungen, insbesondere die der Museumsinsel und die Staatsbibliothek Unter den Linden, provisorisch wieder hergestellt und genutzt. In Westdeutschland übernahmen vorübergehend einige Länder treuhänderisch die Verantwortung für die Bestände. Die Stiftung zählt heute zu den größten Kultureinrichtungen weltweit. Aufgabe der Stiftung ist es nach wie vor, die Sammlungen zu bewahren und pflegen, ihren Aufbau und Ausbau zu fördern sowie wissenschaftlich zu erforschen. Zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Präsidenten von Deutschlands bedeutendster Kultureinrichtung wird die Fortführung der Sanierung der Museumsinsel, die Gestaltung des Berliner Schloßplatzes, die Befriedung des Hamburger Bahnhofs sowie die Auswahl eines neuen Generaldirektors für die Staatlichen Museen gehören.

Hermann Parzinger wurde am 12. März 1959 in München geboren. Von 1986 bis 1990 hatte er die Hochschulassistenz am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität-München inne, bis er dann 1992 Privatdozent an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt wurde. 1995 ging er als Gründungsdirektor der Eurasien- Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts nach Berlin. In dieser Position reiste Parzinger, der zehn Sprachen spricht, zu zahlreichen Ausgrabungen unter anderem in den Iran, nach Rußland, in die Türkei und nach Spanien. Wichtig sei es ihm, die Geschichte zu rekonstruieren. Graben allein bringe nichts, man müsse die Funde auch wissenschaftlich aufarbeiten. Großes Aufsehen erregte der Wissenschaftler, als er mit seinen Mitarbeitern ein Fürstengrab mit tausenden Goldobjekten aus der skythischen Epoche entdeckte. Gern wird er seitdem auch mit Heinrich Schliemann verglichen. Seit 1996 ist Parzinger Honorarprofessor am Institut für Prähistorische Archäologie an der Freien Universität Berlin. 1998 wurde er für seine Forschungsarbeit mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet.

Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Stiftung widmen ihr die Staatlichen Museen zu Berlin eine Reihe von Ausstellungen, darunter eine unter dem Titel "Im Zeichen des Goldenen Greifen. Königsgräber der Skythen" im Museum für Vor- und Frühgeschichte im Martin-Gropius-Bau (6. Juli bis 1. Oktober). Diese Ausstellung wäre ohne die erfolgreiche Arbeit Hermann Parzingers und seiner Mitarbeiter nicht möglich gewesen. Wenn das kein guter Einstand ist.


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