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05.05.07 / Österreich aussaugen / Heuschrecken oder Oligarchen: Was ist gefährlicher?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Österreich aussaugen
Heuschrecken oder Oligarchen: Was ist gefährlicher?
von R. G. Kerschhofer

Großfusionen und Übernahmeschlachten an internationalen Börsen werden vom Normalverbraucher meist nur am Rande wahrgenommen. Außer man ist selber betroffen, wie das in Österreich zuletzt gleich mehrfach der Fall war. Plötzlich sind "Heuschrecken" und "Oligarchen" ganz real und greifbar! Wie etwa bei der Gewerkschaftsbank Bawag, die an den US-"Heuschreckenfonds" Cerberus ging. Aber der ÖGB hatte keine Wahl, denn ein mit den US-Gläubigern ausgehandelter Vergleich zwang dazu, an den Meistbietenden zu verkaufen - und der war Cerberus.

Im März gab es neuerlich große Aufregung, als ein britischer Fonds die Hand nach dem Edelstahl-Produzenten Böhler-Uddeholm ausstreckte, der 14000 Mitarbeiter hat (davon 4000 in Österreich) und Weltmarktführer bei Werkzeugstahl ist. Doch dann Entwarnung - und Beifall aus allen politischen Lagern: Das umkämpfte Aktienpaket bleibt im Land und geht an den Vöest-Alpine-Konzern in Linz. Und in der Vorwoche wurde publik, daß der russische Oligarch Oleg Deripaska mit 30 Prozent bei der Strabag einsteigt, die zu den fünf größten Hoch- und Tiefbauunternehmen Europas gehört. Die Entwicklung war insofern überraschend, als Hans Peter Haselsteiner, bisher Eigentümer von 50 Prozent der Strabag, und seine Miteigentümer Raiffeisen und Uniqa-Versicherung einen Börsengang angekündigt hatten.

Viele fragen sich nun, ob östliche Oligarchen denn harmloser seien als westliche Heuschrecken. Eine generelle Antwort gibt es nicht, ein Vergleich ist aber in jedem Fall aufschlußreich: "Heuschrecken" sind eine spezielle Form von Anlage-Fonds. Sie erwerben nicht einfach Firmenanteile als langfristige Kapitalanlage, sondern sie übernehmen die Kontrolle, um kurzfristig Beute zu machen und das Opfer nach ein paar Jahren wieder abzustoßen.

Die Rechnung geht nur in folgenden Situationen auf: Entweder das Opfer hat große "Produktivitäts-Reserven" - dann wird es gnadenlos "rationalisiert" und, weil danach rentabler, mit Profit weiterverkauft. Geprellt ist das Sozialsystem, das sich um die "Freigesetzten" kümmern muß. Oder das Opfer hat große "stille Reserven" in Form von unterbewerteten Firmenbeteiligungen, Liegenschaften oder Patenten - die dann entsprechend ausgeschlachtet werden. Geprellt sind die früheren (Klein-)Aktionäre, denen die Unterbewertungen gar nicht bewußt waren.

Von "Oligarchen" spricht man meist nur in Bezug auf die etwa zwei Dutzend ganz Großen in Rußland. Aber es gibt Tausende, die sich bei den völlig rechtswidrigen "Privatisierungen" unter Präsident Boris Jelzin ebenso räuberisch bereicherten. Und es gibt sie in allen früheren Sowjetrepubliken und Satellitenstaaten.

Als Wladimir Putin Präsident wurde, ließ er die Oligarchen wissen, daß er ihre Vergangenheit nicht aufrollen werde - vorausgesetzt, sie ließen die Finger von der Politik.

Russische Geschäftsleute unterscheiden sich heute nur wenig von ihren westlichen Kollegen. Im Westen geben sie sich seriös, verzichten daheim aber nicht auf bewährte Methoden, Beamte zu "überzeugen" oder Konkurrenten auszustechen. Haselsteiner, schon bisher in Rußland aktiv, kann sich also manche Erleichterungen erhoffen, wenn ein Oligarch mit an Bord ist. Deripaska wiederum rechnet mit einem Innovations-Schub für seine Baufirmen.

Ausländische (Mit-)Eigentümer bringen aber auch zusätzliche Risiken. So mußte die Bawag in Befolgung amerikanischer Boykott-Gesetze die Konten kubanischer Kunden schließen - was gegen europäisches Recht verstößt. Auch Oligarchen könnten dazu angehalten werden, andere als nur kommerzielle Ziele zu verfolgen - schließlich wollen sie ja die Gunst des Kreml behalten. - Mit patriotischen heimischen Kernaktionären ist man am besten dran.


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