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05.05.07 / Frühjahrsputz für Körper und Seele / Fasten in der Gruppe bringt Fitneß für den ganzen Menschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Frühjahrsputz für Körper und Seele
Fasten in der Gruppe bringt Fitneß für den ganzen Menschen
von Ellen Balsewitsch-Oldach

Unerwartet - wie jedes Jahr - bricht der Sommer aus, und die Freude über das sonnig-warme Wetter wird durch den überraschend knappen Sitz der Sommergarderobe beeinträchtigt. Nächstes Mal also wird sofort nach Weihnachten, Silvester und Neujahr der Gürtel enger geschnallt, ganz bestimmt! Ein guter Vorsatz, den man aber vielleicht besser gleich im Terminkalender verankern sollte. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Fastenkur im nächsten Frühjahr?

In allen, die sich mit dem Thema noch nicht befaßt haben, existiert vermutlich die albtraumartige Vorstellung, eine Woche lang mit knurrendem Magen nur Wasser in sich hineinzuschütten, während die Kollegen mit einem fröhlichen "Mahlzeit" in der Kantine verschwinden oder die Familie ungeniert den Kühlschrank plündert.

Doch das muß nicht so sein, besonders wenn man sich dafür eine kleine Auszeit gönnt. Zum Beispiel in einer der Fastengruppen von Monika Arnold und Evelin Klein, die seit fünf Jahren Gruppen mit zirka zwölf Personen beim Fasten in Klöstern und religiösen Bildungsstätten Schwabens betreuen. Warum gerade Fasten im Kloster?

"Das Fasten hat ja einen religiösen Ursprung. Und vielleicht bieten Klöster und ähnliche Einrichtungen deshalb die beste Atmosphäre, um die Fastentage wirklich fernab vom Alltagsstreß zu verbringen, innere Ruhe und persönliches Gleichgewicht wieder zu gewinnen und vielleicht über neue Weichenstellungen im Leben nachzudenken", so Monika Arnold. Also fußkalte Mönchszellen oder Schlafsäle mit harter Pritsche und Waschschüssel?

"Absolut nicht", lacht Monika Arnold, "unseren Gruppen stehen moderne Einzelzimmer zumindest mit WC und Etagenduschen oder mit Dusche und WC zur Verfügung. Wir suchen uns die Einrichtungen natürlich entsprechend aus!" Wenigstens ist für den Wohnkomfort gesorgt - wenn es schon eine Woche lang nichts zu essen gibt.

"Wir machen keine harte Nulldiät, sondern fasten frei nach Buchinger," erklärt Evelin Klein, "dabei gibt es neben Mineralwasser, Kräuter- und Früchtetees auch verdünnte Säfte und zweimal am Tag eine Gemüsesuppe. Genußmittel wie Alkohol, Zigaretten, Kaffee und schwarzer Tee sind allerdings tabu." Das klingt schon besser. Aber was unterscheidet nun das Fasten zum Beispiel von einer FdH-Diät?

"Die Gewichtsabnahme ist eigentlich fast nur ein angenehmer Nebeneffekt", ergänzt Evelin Klein, "denn Fasten ist ein Frühjahrsputz für den ganzen Körper: Da er für eine bestimmte Zeit keine Nahrung von außen aufnimmt, bedient er sich aus seinem eigenen inneren Vorrat, besonders an Körperfett, aber zum Beispiel auch an abgestorbenem Gewebe. Die Organe werden entlastet, entschlackt und können sich erholen. Das wußten auch schon unsere Vorfahren, die in der Zeit vor Ostern regelmäßig gefastet haben." Aber ist man nicht ständig hungrig und fühlt sich schlapp?

"Eins vorweg: Auch wenn wir jedes Jahr eine ,Hotline' zu einem örtlichen Arzt einrichten - unser Angebot richtet sich an Gesunde. Wer fasten will, sollte das in jedem Fall vorher mit seinem Arzt besprechen", betont Evelin Klein, "der Aufbau einer Fastenkur ist jedenfalls so angelegt, daß der Hunger am zweiten Tag verschwunden ist. Zur Einstimmung des Stoffwechsels raten wir, am Vortag des Fastenbeginns als Entlastungstag einen Obst-, Kartoffel-, Reis- oder Gemüsetag ohne Fleisch, Fett und Eier einzulegen. Am ersten Fastentag führen wir eine schonende, aber gründliche Darmentleerung durch. Bei den meisten hört schon danach das Hungergefühl auf und macht Platz für einen Effekt, den wir an uns selbst, aber auch immer wieder bei unseren Mitfastern beobachten konnten: Fastende fühlen sich wacher und aktiver, erleben die Welt intensiver und sind offen für neue Erfahrungen." Und auch hierfür bietet das Fastenteam Gelegenheiten an. Dorothea B., Teilnehmerin an der diesjährigen Fastenwoche im Schönstattzentrum in Aulendorf / Oberschwaben, schildert ihre Eindrücke:

"Ich habe schon einige Male gefastet, meistens allein für mich. Das Fasten in einer Gemeinschaft ist aber auf jeden Fall leichter zu bewältigen - nein, es macht sogar Spaß. Der Ablauf eines Tages in der Fastengruppe läßt kaum Langeweile oder Hunger aufkommen! Morgens trifft man sich zum Frühstückstee im Gemeinschaftsraum, dann geht's zur Morgengymnastik, je nach Wetter draußen an der Luft oder drinnen im Meditationssaal. Danach findet eine Entspannungsmeditation bei leiser Musik statt. Im Anschluß treffen wir uns bei Tee und Wasser zur täglichen Runde im Gesprächsraum, wo wir uns über unser Befinden, unsere Eindrücke und Erwartungen an den Tag austauschen. Auch persönliche Probleme werden manchmal angesprochen und die Gruppe bemüht sich dann um einfühlsamen Rat und Unterstützung. Die restliche Zeit über bis zur Fastensuppe wandern wir meistens - auf landschaftlich schönen Wegen zu interessanten Zielen in der Umgebung. Auf die warmen Mahlzeiten am Mittag und Abend freue ich mich jeden Tag. Die Klosterküche bietet wirklich Abwechslung, obwohl es ja nur fett- und salzfreie Gemüsesuppe geben darf! Aber auch die Ergänzung durch frisch geriebene Ingwerwurzel und Muskatnuß, durch Schnittlauch und Petersilie ist ein Fest für das Auge und die Geschmacksnerven. Sogar ‚Nachtisch' gibt es - ein oder zwei Scheiben Zitrone zum Auslutschen, wegen des Vitamin C-Gehalts. Obligatorisch ist nach der Mittagssuppe eine zweistündige Bettruhe mit feuchtwarmem Leberwikkel, um die Leber bei ihrer Entgiftungsarbeit zu unterstützen. Für die Nachmittage haben sich die Veranstalterinnen immer etwas Besonderes einfallen lassen: Eine Führung durch das Schloß-Museum von Aulendorf, einen Besuch in der ‚Schwabentherme' mit Schwimmen und Sauna, den Ausflug in ein gemütliches Café, wo wir vor unseren Teetassen saßen, ganz stolz, weil uns nach dem bisherigen Fastenerfolg der Duft von Kaffee und frisch gebackenem Kuchen nichts anhaben konnte. Aber auch an Tagen mit schlechtem Wetter war für kreative Beschäftigung gesorgt: Wer Lust hatte, konnte mit Ton arbeiten, Ostereier bemalen oder Kollagen aus Pflanzenteilen gestalten. Und selbst am Abend gab es noch Angebote wie Fackelwanderungen im Dunkeln oder eine Meditation mit tibetischen Klangschalen. Kulturelle Höhepunkte waren eine Autorenlesung in unserem Gemeinschaftsraum und der Besuch einer schwäbischen Kabarettaufführung in Aulendorf. Alle Aktivitäten sind lediglich Angebote, und für alle, die Andachten oder Gottesdienste im Tagesablauf des Klosterlebens besuchen möchten, besteht dazu jeden Tag die Möglichkeit. Ich kann mich also je nach Tagesform entscheiden, woran ich teilnehmen möchte. Im Grunde", so Dorothea, "hatte ich eine Woche Fitneß- und Kultururlaub mit netten Menschen in schönster Umgebung, habe dabei zweieinhalb Kilogramm abgenommen und nebenbei noch viel für den seelischen Ausgleich getan!"

Aber irgendwann geht's zurück in eine Welt voller "normal" essender Menschen, zu denen man letztlich auch wieder gehören möchte.

"Am Tag der Abreise führen wir mit unseren Gruppen das Fastenbrechen durch", so Monika Arnold, "das bedeutet, zum Frühstück gibt es noch einmal Tee und Säfte und bei der Gesprächsrunde erläutern wir, wie die normale Ernährung nach dem Fasten störungsfrei und möglichst hochwertig wieder aufgebaut werden kann. Am Vormittag kommt als erste ,feste Mahlzeit' ein gedünsteter Apfel mit Schale auf den Tisch. Die Mittagssuppe, mit deutlich mehr Gemüseeinlage als bisher, ist die letzte gemeinsame Mahlzeit. Für die Heimfahrt statten wir unsere Gruppenmitglieder vorsichtshalber noch mit Reiswaffeln und Knäckebrot aus. Damit sind sie für einen pannenfreien Wiedereinstieg ins Alltagsleben ganz gut gerüstet."

Für alle, die Lust bekommen haben: Im nächsten Jahr findet die Fastenwoche an einem besonders interessanten Ort statt: in einem Kloster in Augsburg, von Sonntag, 24. Februar, bis Sonnabend, 1. März 2008. Genauere Informationen beim Fastenteam Monika Arnold, Telefon (0 73 92) 65 58, E-Mail: m.arnold@web.de, und Evelin Klein, Telefon (0 73 53) 9 13 59, E-Mail: evelinklein@t-online.de.

Foto: Schmackhaft: Zweimal am Tag gab es Gemüsesuppe.


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