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05.05.07 / Unter Indianern / Sich dahinziehende Nachahmung des "Letzten Mohikaners"

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Unter Indianern
Sich dahinziehende Nachahmung des "Letzten Mohikaners"

"Dreizehn Monde" ist der zweite Roman von Charles Fraziers, dem Autoren des Weltbestsellers "Unterwegs nach Cold Mountain".

Im Jahr 1820 bekommt der zwölfjährige Waisenjunge Will Cooper den Auftrag, zu Pferd ins Indianerland zu reisen, um sich um eine verwahrloste Handelsstation quasi mitten in der Wildnis zu kümmern. Schnell freundet er sich mit dem Cherokee-Indianer Bear an, der ihm nach einiger Zeit anbietet, ihn an Vaters statt in seine Familie und somit auch in den Stamm der Cherokee aufzunehmen. Bei einem erfolgreichen Kartenspiel mit dem reichen und gefürchteten Krieger Featherstone, lernt Will zufällig die schöne Claire kennen und schicksalshafterweise auch lieben.

"Ich wußte nicht, wie ich mich vorstellen sollte. Ich habe dich beim Kartenspielen von deinem Vater gewonnen, schien mir ein ungünstiger Einstieg ..." Diese erste Begegnung von Will und Claire ist der Beginn einer nie endenden und doch zum Scheitern verurteilten Liebe.

Die plötzlich mit Claire begonnene Liaison findet jedoch vorläufig ein abruptes Ende, als Claire ihre wahre Beziehung zum alten Featherstone offenlegt.

Die Zeit vergeht und die Indianer sehen sich plötzlich einer bisher ungekannten Bedrohung ausgesetzt, die nichts mit Hunger oder Naturkatastrophen zu tun hat.

"Bear und sein Volk waren tief verwirrt von der fremden neuen Welt, die sich um sie her bildete. Es war ein anderes Land, wo man Grund und Boden kraft einer Papierurkunde besitzen mußte, um überhaupt einen Platz auf der Welt zu haben."

Die gnadenlose Jagd auf die freilebenden Indianer beginnt und Will, der es als seine Aufgabe sieht, auf der Seite der Cherokee zu kämpfen, tritt ein in einen Krieg, der ihn bis ins Weiße Haus führt und dennoch von Beginn an schon verloren ist.

Als der Indianer Charley einen weißen Mann tötet, verliert sogar Wills Verhandlungsgeschick jegliche Bedeutung. "Der Colonel saß an seinem Tisch hinter den Resten eines Abendessens ... ,Es waren Bauern wie die anderen', sagte ich. ,Sie haben Tausende von ihnen vertrieben, ohne daß es auch nur den kleinsten Zwischenfall gegeben hätte. Wie sollten wir ahnen, daß diese paar Leute es auf einen Kampf ankommen lassen würden?' ,Sie mieser kleiner Hosenscheißer', sagte er. ,Sie haben ihnen alles genommen. Wenn man Leute bis zum Äußersten treibt, verlieren sie die Nerven.' ... ,Um die Mörder zu fangen, könnte ich mich genötigt sehen, so viele Truppen wie nötig hierher zu beordern, um die gesamte Gegend von Indianern zu säubern ...'"

Sehr anschaulich beschreibt Frazier die Abende am Hickorey-Feuer, Wills Wanderungen durch die Wälder, die schleichende Übernahme des gesamten Terrain. Im großen und ganzen schreitet die Handlung jedoch schleppend voran, und der Leser hat von Zeit zu Zeit das Bedürfnis ein paar Seiten zu überschlagen, um wieder zur eigentlichen Handlung zu gelangen.

Ebenso wie in Fraziers erstem Roman "Unterwegs nach Cold Mountain" sieht auch hier das Schicksal der Hauptfiguren düster aus und erhebende Momente sind eher spärlich gesät. A. Ney

Charles Frazier: "Dreizehn Monde", Karl Blessing Verlag, München 2007, geb., 544 Seiten, 21,95 Euro, Best.-Nr. 6158


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