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05.05.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

schwierig ist es immer, wenn Anfragen von Nichtlesern kommen, die unsere Zeitung nicht kennen. Noch schwieriger, wenn diese als Ausländer der deutschen Sprache nicht mächtig sind und die Korrespondenz nur über Online erfolgt. Wenn sich dann doch positive Ergebnisse einstellen, ist das schon mehr als erfreulich. So im Fall der Französin Marie-Pierre Lartizien aus Vaivre et montoille, deren Vater Pierre Grandjean als Kriegsgefangener auf einem Bauernhof in Rauschken, Kreis Ortelsburg gearbeitet hat. Die Tochter suchte diese Familie, denn sie fand Aufzeichnungen und Briefe nach dem Tod des Vaters, aus denen hervorgeht, daß er es dort gut gehabt hatte. Eine lange und schwierige Suche, ausgehend vom Bund Junges Ostpreußen, begann, denn nur der Vorname der verwitweten Besitzerin war bekannt: Kathy! Es klärte sich langsam, daß es sich um die Familie Lucka handeln müßte, was sich auch bestätigte, denn es fanden sich eine frühere Einwohnerin von Rauschken und dann, man staune, die Tochter von "Kathy", Frau Ilse Fahl, die heute in Mönchengladbach lebt. Diese hat inzwischen mit Frau Lartizien nicht nur korrespondiert, sondern ihr auch Fotos zugesandt, auf dem Pierre Grandjean mit Frau Lucka und den ebenfalls auf dem Hof arbeitenden Polen Felix und Katja zu sehen ist. Auch diese werden von Madame Lartizien gesucht, aber da können wir mit Sicherheit nicht weiterhelfen, denn auch Frau Fahl weiß nichts über deren Verbleib.

Was mich aber besonders berührt: Ich kann gerade zwei alte Freundinnen zu einander bringen. Während ich diese Zeilen schreibe, hofft die eine auf ein Wiederfinden, während die andere noch gar nichts von diesem außergewöhnlichen Vorgang weiß. Außergewöhnlich deshalb, weil ich nicht einmal Nachnamen und Adresse der Metgetherin genannt hatte, die noch heute unter den furchtbaren Folgen des Russeneinmarsches leidet. Ich hatte in der PAZ Nummer 13, nur ihren Vornamen genannt - Edith - , sie hatte keine Frage, keinen Wunsch, wollte nur einmal sagen, wie blockiert sie durch das brutale Vergehen an ihr, der damals Zwölfjährigen, war und noch ist. Ich sprach ihr ein wenig - nein, nicht Mut, aber Hoffnung zu, daß sie die Sprachlosigkeit vielleicht doch überwinden könne, in Gemeinschaft der Frauen, die ein ähnliches Schicksal hätten. Daß dies auf unerwartete Weise geschehen könnte, scheint sich anzubahnen. Ich erhielt das Schreiben einer treuen Leserin, Gisela K., die auch diesen grausamen Überfall erlebte und überlebte, und die meinte, daß es sich bei Edith um ihre Schulfreundin handeln könnte, die sie zuletzt völlig verstört am Grabenrand sitzen sah, als Gisela in einem von den Russen zusammengetriebenen Treck Metgethen verließ. Sie hätte damals ihre Freundin nicht wiedererkannt, aber deren kleiner Bruder sprach sie an. "Den Anblick werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen", schreibt Gisela. Beide Frauen, die durch Heirat einen anderen Namen tragen, nannten zum Glück in ihren Briefen auch ihren Mädchennamen, und siehe da: Es handelt sich tatsächlich um Giselas Schulfreundin Edith. Da die Angelegenheit noch in der Entwicklung ist, während ich diese Zeilen schreibe, werde ich demnächst mehr über das unerwartete Wiederfinden berichten. Vielleicht kann ich dann auch die vollen Namen nennen, was ich aus verständlichen Gründen im Augenblick vermeiden will, denn dieser Vorgang verlangt viel Behutsamkeit. Aber wenn einer helfen kann, daß die Frau, die als Kind Unsägliches erlitten hat, die Blockierung überwindet, dann ist es wohl die Freundin aus der Kindheit, die Ähnliches erlebte.

Es ist noch viel mehr geschehen oder gerade in Bewegung, aber der Berg von Wunschbriefen auf meinem Schreibtisch sieht mich schon vorwurfsvoll an und signalisiert: Bitte bald bearbeiten! Da ist eine E-Mail von Herrn Detlef Graf von Schlieben, die seine Ahnenforschung betrifft. Sein Urgroßvater mütterlicherseits war der Kürschnermeister Carl Julius Streichert, * 26. Juni 1836 in Tilsit, dort am 11. Juni 1888 verstorben. Seine Frau, eine geborene Kachel, * 2. September 1842, = 22. März 1919, stammt ebenfalls aus der Stadt an der Memel. Die Hochzeit fand dort am 10. Juni 1867 statt. Es handelt sich um alteingesessene Tilsiter Familien, denn auch der Vater von Carl Julius, der Kürschnermeister Johann Gottlieb Streichert, * 1808, = 1881, wie auch seine Frau, Tochter eines Tuchmachers Liskihn, * 1814, = 1882, wurden da geboren, heirateten - am 10. Juni 1867 - und starben dort. Graf Schlieben fragt nun, ob es Unterlagen über diese Familien gibt, er ist vor allem an ihrer Herkunft interessiert, vermutet, daß die Kachels aus einer Salzburger Familie stammen. Ob der Name Liskihn so geschrieben wird, ist fraglich, er könnte auch Liskien, Liskin oder sogar Liskiß - die alte Schriftweise hs für ß führt oft zu Irrtümern - gelautet haben, sicher ist er westbaltischen Ursprungs. Vielleicht haben alte Tilsiter Familien auch diese Namen in ihrer Ahnenreihe, oder Familienforscher können helfen. (Detlef Graf Schlieben, Wilhelm-Lobsien-Weg 2 F in 24159 Kiel, Telefon 04 31 / 39 75 75, E-Mail: detlef.graf-schlieben@gmx.de.)

Diese Frage wird leichter zu beantworten sein, denn es geht um einen früheren Bewohner des malerischen Ortes Nieden an einem der schönsten Seen Masurens, am Niedersee. "Am See steht die Villa des deutschen Malers Strobel, vorher im Besitz des Malers Wiessmann." Diese Information entnahm Herr Werner Kotte einem Buch des polnischen Autors M. Orlowicz, das 1991 in Allenstein erschien ("Ilustrowany przewodnik po Mazurach Pruskich i Warmii"). Herr Kotte interessiert sich für die genannten Maler und möchte gerne ihre Vornamen und Lebensdaten wissen. (Werner Kotte, Gustav-Mahler-Straße 8 in 04109 Leipzig, Telefon 03 41 / 4 41 80 76.)

Und wieder eine Frage zur Bildenden Kunst! Das Malchiner Museum in der Stadtmühle zeigt in einer Sonderausstellung Bilder des Kunstmalers Emil Fischer mit Motiven von bekannten Gebäuden der Stadt. Emil Fischer war aber kein gebürtiger Mecklenburger. Sein Vater soll in Ostpreußen Regierungsrat gewesen sein und den Sohn finanziell unterstützt haben. Der Regierungsbeamte war mit einer Jüdin verheiratet, und das hatte in den 40er Jahren die Verhaftung seines Sohnes zur Folge. Nun möchte Herr Torsten Gertz als Zweiter Vorsitzender des Museumsvereins Machin Näheres über den etwa 1895 geborenen Kunstmaler wissen und hat sich an uns gewandt. Wo lebte ein Regierungsrat Fischer, auf den die hier gemachten Angaben zutreffen könnten? Wer kannte den Kunstmaler Emil Fischer und kann etwas über Werdegang und Werke aussagen? (Museumsverein Malchin i. V., Herrn Torsten Gertz, Heinrich-Heine-Straße 21 in 17139 Malchin, E-Mail: torsten.gertz@freenet.de.)

Fast sind wir Nachbarn, mein Landsmann Horst Grigat und ich, denn wir wohnen nur ein paar Straßenzüge entfernt im gleichen Hamburg Stadtteil. Weil er für diesen eine Chronik erarbeitet hat, kennen wir uns auch persönlich - die Frage, die er mir aber nun stellt, betrifft unsere gemeinsame Heimat Ostpreußen. Fast fertig ist ein Gedenkband für die Kriegsopfer des Kirchspiels Saalau, Kreis Insterburg, denn inzwischen gilt sein Hauptinteresse der Friedensforschung, in deren Rahmen er schon mehrere Gedenkbände erstellt hat. Herrn Grigat fehlen aber noch spezifische Angaben zu den Gemeinden Siemohnen, Schönwiese und Gnottau, die zum Kirchspiel Saalau gehörten. Gibt es noch Zeitzeugen, die über Vertreibung, Kriegsopfer und Überlebende aus diesen Dörfern Auskunft geben können und wollen? Herr Grigat hofft auf Zuschriften, damit er die Arbeiten an dem Gedenkband, der am Volkstrauertag Kirchengemeinden, Archiven und Ämtern als Mahnung zum Frieden überreicht werden soll, abschließen kann. Fertiggestellt hat der Rektor i. R. die Geschichte der im Kirchspiel Saalau gelegenen Dörfer Wirbeln und Albrechtshöfen (170 Text-, Bild- und Kartenseiten), die er interessierten Landsleuten auf Wunsch per E-Mail kostenlos übermitteln will, sofern eine solche Adresse angegeben werden kann. (Horst Grigat, Wendlohstraße 91 in 22459 Hamburg, Telefon / Fax 0 40 / 5 51 73 43, E-Mail: horst.grigat@t-online.de.)

Es ist gut, wenn man eine Haushilfe hat, die einer ostpreußischen Familie entstammt. So bekam der Architekt Peter Balthasar Schmitz aus Köln unsere Zeitung und durch diese den Impuls zur Suche nach einer ostpreußischen Gutsbesitzerfamilie. Denn Herr Schmitz denkt gerne an jene Stunden zurück, die er in dem schönen Gutshaus bei Arys verbracht hat, obgleich er damals im Herbst 1944 kurz vor dem Fronteinsatz stand. Dorthin war er von seinem Ersatztruppenteil in Herford als Leutnant und Kompanieführer zur Führungsreserve der Heeresgruppe Mitte versetzt worden. Da die Abstellung zur Front erst nach vier Wochen erfolgte, bekam er Kontakt zu der Familie Biber, deren Gut am Ortseingang von Arys rechts von der Straße in Richtung Lötzen lag. Der Besitzer selber war im Fronteinsatz, aber seine Frau und die Töchter des Hauses bewirteten gerne und gut den jungen Leutnant und seinen Kameraden. Es gibt da noch eine köstliche Geschichte von einer unfreiwilligen Hasenjagd mit anschließendem Festschmaus - "Etappenhase" auf ostpreußisch, aber wirklich erlebt -, die in der Erinnerung haften geblieben ist. Kurz und gut: Herr Schmitz möchte wissen, ob die Familie Biber Flucht und Vertreibung überstanden hat und wie ihr weiteres Leben verlief. Vielleicht meldet sich eine von den Töchtern - die älteste, Waltraud, müßte heute 82 Jahre alt sein -, vielleicht kann jemand aus dem Umfeld der Familie Auskunft über deren Verbleib geben. (Dipl. Ing. Peter Balthasar Schmitz, Vinzenzallee 6 in 50859 Köln (Lövenich), Telefon 0 22 34 / 7 54 10.)

Eure Ruth Geede


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