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12.05.07 / Geldregen / Weltbank verliert Monopol

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-07 vom 12. Mai 2007

Geldregen
Weltbank verliert Monopol
von Rebecca Bellano

Während die westlichen Staaten noch mit sich ringen, wie versprochen den Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttoinlandsprodukt zu erhöhen, blicken die Empfängerländer Afrikas, Asiens und Südamerikas bereits in eine ganz andere Richtung, aus der das Geld freigiebig an sie verteilt wird. China und Indien, aber auch das im Ölreichtum schwelgende Venezuela haben erkannt, wie man mit Entwicklungshilfe Partner an sich binden kann. Und ohne daß der Westen gemerkt hat, daß das Monopol des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Sachen Geldvergabe an Entwicklungsländer gebrochen wurde, verteilen die Schwellenländer ohne Bedingungen Milliarden-Beträge.

Der Entwicklungshilfeausschuß der OECD geht davon aus, daß inzwischen fünf bis zehn Prozent der weltweit vergebenen Entwicklungshilfe von den neuen Geberländern gezahlt werden. Und während die Weltbank Nigeria eine Anschubfinanzierung in Höhe von fünf Millionen US-Dollar für sein Eisenbahnnetz unter Beachtung zahlreicher Auflagen im Bereich menschenrechtlicher, sozialer und ökologischer Standards anbot, stellte China neun Milliarden US-Dollar für die Überholung des gesamten Eisenbahnnetzes zur Verfügung. Bedingungen gab es keine, aber die neue Partnerschaft bedeutet ja auch, daß China sein Wissen, seine Technik und Produkte zur Verfügung stellt und einen Absatzmarkt erhält.

Da die neuen Geber wie die Nehmer größtenteils Erfahrungen mit dem westlichen Kolonialimus gemacht haben, setzt man auf einen gemeinsamen Leidensweg und vertraut sich untereinander mehr als dem Westen, der ja schließlich jahrhundertelang von der Ausbeutung profitierte.

Daß Indien und China Entwicklungshilfe vor allem zur Sicherung ihres wachsenden Rohstoffbedarfes betreiben und Venezuela politische Ziele verfolgt, stört die Nehmerländer nicht sonderlich. Hauptsache, sie bekommen zu günstigen Konditionen Geld. Die Debatte über die besseren Entwicklungsmodelle, Hilfe zur Selbsthilfe und Verbreitung von Menschenrechten und Demokratie wird zwar im Westen weitergeführt, doch China, Indien und Co. interessiert das nicht.


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