29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.05.07 / Hamburgs Feuerwehr hilft / Die Hanseaten besuchten ihre Königsberger Kollegen und brachten drei Löschfahrzeuge mit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-07 vom 12. Mai 2007

Hamburgs Feuerwehr hilft
Die Hanseaten besuchten ihre Königsberger Kollegen und brachten drei Löschfahrzeuge mit
von Manuel Ruoff

Die Hamburger Feuerwehr hat ihrem Pendant im Königsberger Gebiet drei Löschfahrzeuge aus ihrem Bestand geschenkt und die Mercedes-Benz-Fahrzeuge aus den 80er Jahren dazu selber überführt. Auf der A30 gelangte der Konvoi schnell nach Stettin. Von dort ging es auf mit EU-Mitteln gebauten Straßen in der Republik Polen zügig weiter. Das Straßennetz im Nachbarland ist dank der Europäischen Union seit dem Beitritt Polens so rasch ausgebaut worden, daß die Hanseaten ihren Routenplaner von 2005/2006 als überholt und veraltet vergessen konnten. So ging es zügig zum Grenzübergang Beisleiden.

Obwohl polnische Feuerwehr die Deutschen auf dem letzten Stück begleitete und russische Feuerwehr extra über die Grenze gekommen war, um die deutschen Gäste bereits auf polnischen Staatsterritorium abzuholen und beim Grenzübergang zu eskortieren, bewirkte nicht einmal Blaulicht eine nach westlichen Vorstellungen zügige Grenzabfertigung. Fünf Stunden dauerte die Prozedur. Als die deutschen Feuerwehrmänner später den deutschen Generalkonsul in der Pregelstadt Guido Herz auf das Problem ansprachen, erwiderte dieser, daß sie bereits bevorzugt behandelt worden seien. Normalerweise dauere ein derartiger Grenzübertritt zwei Tage. Geschwindigkeit ist eben relativ.

Trotz des Zeitverlustes an der innerostpreußischen Grenze brauchten die Männer in Blau nur 26 Stunden für die Gesamtstrecke. Da sie mit diesem Tempo das beim russischen Militär gültige Plansoll für Truppenbewegungen überzeugend übererfüllt hatten, gab es dafür als Anerkennung einen russischen Orden. Groß ist das Bedauern auf Hamburger Seite, daß das wirklich schöne Stück nicht angelegt werden darf. Dieser Verzicht hat hier aber Tradition. In Hamburg läuft man nicht mit "Hundemarken" herum, wie es so schön heißt. Die eigene Stadtrepublik vergibt keine Orden und man zeigt genügend "Bürgerstolz vor Königsthronen", um sich nicht als "Fürstenknecht" von fremden Herren auszeichnen zu lassen. Königsthrone und Fürsten gibt es zwar heute kaum noch, aber sich durch das Tragen vor Orden oder Titeln von seinen Mitbürgern abheben zu wollen, gilt in der Hansestadt auch heute noch als unfein. Das macht man eben nicht.

Die Übergabe der Feuerwehrfahrzeuge fand im Beisein des deutschen Generalkonsuls und des Leiters der Außenstelle Königsberg der Hamburger Handelskammer, Stephan Stein, sowie des Vorsitzenden der Gebietsduma, Sergej Wasiljewitsch Bulytschew, und des Leiters der für das Königsberger Gebiet zuständigen Hauptabteilung des russischen Katastrophenministeriums EMERCOM, Oberst Juri Leonidowitsch Tschintschukow, auf dem Hof des Katastrophenministeriums, zu dem auch die Feuerwehr gehört, statt.

Über die drei Autos hinaus kamen die deutschen Gäste und ihre russischen Gäste überein, die Zusammenarbeit zu intensivieren. Hierzu gehört die Entwicklung der Beziehung auf dem Gebiet des Brandschutzes, der technischen Hilfeleistung sowie der Vorbeugung und Beseitigung von Notfallsituationen, die gegenseitige Information über Projekte, die der zukünftigen Entwicklung der Feuerwehren dienen, die bedarfsbezogene unbürokratische, flexible Bildung von gemeinsamen Expertengruppen zur Realisierung gemeinsamer Projekte, die Erstellung eines gemeinsamen Planes für die zukünftige Zusammenarbeit sowie die Regelung der Zusammenarbeit auf den Gebieten IuK-Technik und -Programme sowie Ausbildung und Austausch von Feuerwehrtechnik. Hinsichtlich des letztgenannten Punktes des Austausches sollte man nicht glauben, daß dieses eine einseitige Angelegenheit sein müßte. Das Königsberger Gebiet ist zwar immer noch recht was ärmer als Hamburg, doch kann die Gebietsfeuerwehr auf Erfahrungen aus der sowjetischen und russischen Raumfahrt zurückgreifen, denen die Deutschen nichts Vergleichbares entgegenzusetzen haben.

Die besonderen Feuerwehrbeziehungen zwischen der deutschen Hansestadt und der russischen Exklave gehen mittlerweile schon ins zehnte Jahr. Alles begann 1997, als an den Feierlichkeiten aus Anlaß des Jubiläums 125 Jahre Hamburger Berufsfeuerwehr auch der damalige Leiter der Gebietsfeuerwehr teilnahm. Bei einem Litauenaufenthalt aus Anlaß der 250-Jahr-Feier der Berufsfeuerwehr von Vilnius machte die Hamburger Delegation einen Abstecher auf den unter russischer Souveränität stehenden Teil der Kurischen Nehrung, um sich dort mit den Königsberger Kollegen zu treffen. Weitere Begegnungen folgten.

Im Spätsommer dieses Jahres sind wieder die Hamburger Gastgeber, Dann kommt eine dreiköpfige Delegation zum 4. Intercon, dem vom 13. bis 15. September im Congress Center Hamburg (CCH) stattfindenden internationalen Katastrophenkongreß.

Und die Zukunftsplanungen sind ehrgeizig. Die Zusammenarbeit soll von der Ebene der Feuerwehrchefs Hamburgs und des Königsberger Gebiets auf die Ebene der Regierungschefs, sprich des Ersten Bürgermeisters und des Gebietsgouverneurs angehoben werden. Wenn alles planmäßig verläuft, soll schon in wenigen Wochen ein entsprechendes Papier unterzeichnet werden.

Foto: Einweisung: Ein Hamburger Feuerwehrmann zeigt Königsberger Kollegen die Bedienung eines der mitgebrachten Löschfahrzeuge. 


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren