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12.05.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-07 vom 12. Mai 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

zu den schwierigsten Suchfragen, die an unsere Ostpreußische Familie in der letzten Zeit gerichtet wurden, gehört die von Frau Elfriede Hesse aus Crivitz. Die Personen, um die es sich handelt, leben nicht mehr, aber Frau Hesse läßt die Ungewißheit noch immer keine Ruhe. Sie wendet sich deshalb an unsere Zeitung, die ihr bisher unbekannt war. Es geht um das Schicksal ihres Großonkels Gustav Olschewski aus Bromberg, der seine Schwester Anna Freitag - Frau Hesses Großmutter - zum letzten Mal kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges in Riesenburg aufgesucht hatte. Er hatte die furchtbaren Ereignisse in Bromberg überlebt, weil er sich als Pole ausgab und seine Frau, die der polnischen Sprache nicht mächtig war, als taubstumm bezeichnete, aber alle Verwandten seiner Frau waren ermordet worden. Frau Freitag versuchte ihn zu überreden, in seiner masurischen Heimat zu bleiben, aber er wollte zu seiner Familie zurück. Vergeblich wartete seine Schwester auf ein Zeichen nach seiner Heimkehr, sie bekam nie wieder eine Nachricht, obgleich ja das Gebiet damals zum Reichsgau Danzig-Westpreußen gehörte. Was war geschehen? Er hatte sich auch während der polnischen Zeit immer gemeldet, seinen Verwandten in Riesenburg sogar einmal eine verschlüsselte Nachricht zukommen lassen, indem er auf einer Postkarte vermerkt hatte: D i D, was hieß: Doris - seine Tochter - ist in Deutschland. Seine Schwester und deren Tochter - Frau Hesses Mutter - hat auch nach der Vertreibung die Ungewißheit über das Schicksal Gustav Olschewskis gequält, es gab nie einen Hinweis, nie irgendeine Verbindung zu seiner Familie. Die Anschrift während der polnischen Zeit lautete - allerdings mit Fragezeichen: Bialaska, ponjapatiego 1. Vielleicht kannte jemand diese Familie, weiß, was aus ihr geworden ist? Frau Hesse wäre für jeden Hinweis dankbar. (Edelgard Hesse, Weinbergstraße 38 in 19089 Crivitz, Telefon 0 38 63 / 22 25 77.)

Bekanntlich und besungen macht der Mai alles neu, und das trifft auch auf eines unserer Familienbücher zu: "Das Bernsteinkettchen" - längst vergriffen, aber immer wieder gefragt -, das vom Verlag Rautenberg in seine Reihe "Ostpreußisches Mosaik" eingegliedert wurde und nun taufrisch vor mir liegt. Etwas anspruchsvoller aufgemacht als die im eigenen Hause produzierte Erstauflage: gebunden mit Schutzumschlag, der in sanften Blautönen unsere Samlandküste zeigt, an der wir als Kinder kleine Bernsteinstückchen gesammelt haben, die wir dann zu kleinen Kettchen auffädelten. "Fröhliche Kindertage im alten Ostpreußen" lautet auch der Untertitel, und ich bin froh und dankbar, daß sie mit dieser Neuauflage noch weiter erhalten bleiben.

Nie wieder aufgelegt wurden dagegen meine Kinderkalender "Das Karussell", die ich bald nach Vertreibung und Neuanfang hier im Westen herausgab. Ich bin noch mit dem guten alten "Auerbachs Kinderkalender" aufgewachsen, und mein Traum war es immer, solch ein Kinderjahrbuch selber zu gestalten. Der Verlag Nordland in Lüneburg hatte ein offenes Ohr für meinen Wunsch und realisierte ihn. Das erste "Karussell" kam im Jahr 1951 heraus, noch ein bißchen schmalbrüstig, aber es fand als "Kunterbunter Kinderkalender" - liebevoll illustriert von dem ostpreußischen Zeichner Hans-Jürgen Press - soviel Anklang, daß es 18 Nachfolger bekam! Daß auch mein "Karussell" so geliebt wurde wie der "Auerbach" vor mir, wurde mir jetzt nach Jahr und Tag von Frau Liane Heinze aus Langenhagen bestätigt. Sie schreibt: "Es war jedes Jahr das absolute Highlight auf dem weihnachtlichen Gabentisch und stellte jedes andere Geschenk in den Schatten. Die im Buch enthaltenen Theaterstücke waren dann später Vorlage für viele Schulaufführungen ..." Vielleicht sind es diese in Versen geschriebenen Spiele, die Frau Heinze bewegen, an mich zu schreiben, denn sie möchte ihre geliebten Kinderkalender wieder besitzen, vor allem die Jahrgänge 1951 bis 1960. Die werden aber antiquarisch so gut wie gar nicht angeboten, obgleich die Auflagen damals recht hoch waren, auch der Verlag muß passen - ich ebenso, denn ich selber besitze auch nicht mehr alle Jahrgänge. Weil ich keine andere Möglichkeit sehe, wende ich mich jetzt an unsere Leserinnen und Leser aus Norddeutschland, vor allem aus Niedersachsen, denn der Raum zwischen Nordsee und Harz war das Hauptverbreitungsgebiet des "Karussells". Meine Bitte: Wenn sich irgendwo noch Exemplare der Jahrgänge 1951 bis 1960 dieses "Kunterbunten Kinderkalenders" befinden, die auch abgegeben werden können, teilen Sie mir dies bitte kurz mit.

Um ein ganz anderes Buch geht es bei dem Wunsch von Frau Renate Nieswand aus Solingen, der schon lange im Gespräch war, aber nun endlich unserer Leserschaft vorgelegt werden kann: ein wichtiges Standardwerk des Kunsthandwerks, ein Keramik-Lexikon. Das Ergebnis der von Frau Nieswand seit zwei Jahrzehnten betriebenen Recherchen soll in die Neuauflage mit eingebracht werden. Die Co-Autorin wendet sich nun an unsere Leserschaft, denn sie benötigt noch Informationen über ost- und westpreußische Töpfereien beziehungsweise keramische Werkstätten und Porzellanmalereien nach 1880. Frau Nieswand findet es wichtig - und wir sollten darüber sehr froh sein -, daß so viele fundierte Angaben wie nur möglich über diese Werkstätten in das Buch eingebracht werden, deren Erzeugnisse über unsere Heimat hinaus bekannt und begehrt waren, allen voran die Cadiner Majolika. Ich trauere noch heute meinem Lasdehner Krug nach, der gerettet worden war, und der dann leider durch Unachtsamkeit in die Brüche ging - Scherben der Heimat. Es geht aber bei der Frage nicht um gerettete und bewahrte Originalerzeugnisse, obgleich diesbezügliche Abbildungen wohl willkommen wären, sondern um detaillierte Angaben über die Werkstätten, ihre Mitarbeiter und vor allem über ihre Erzeugnisse. Über die Kunsttöpferei Eva Danielczick in Haselberg / Lasdehnen habe ich Frau Nieswand schon einiges Material übermitteln können, aber es gab ja noch weitere Töpfereien in unserer Heimat mit ihrem bodenständigen Kunsthandwerk, man denke nur an die kunstvollen Ofenkacheln in unseren herrlichen Kachelöfen. Vielleicht gibt es noch Leserinnen und Leser, die in solchen Betrieben gearbeitet haben, die vielleicht sogar im Familienbesitz waren. Eine Erwähnung in dem Keramik-Lexikon setzt allerdings voraus, daß das Aussehen der von der Werkstatt verwendeten Bodenmarke bekannt ist, da diese Vorlage für den Druck sein muß. Leider können wir den beigelegten Fragebogen aus Platzgründen nicht veröffentlichen, aber Frau Nieswand wird Interessenten gerne einen zustellen. Ich hoffe auf eine rege Teilnahme an dieser Aktion (Renate Nieswand, Burgstraße 88, 42655 Solingen, Telefon 02 12 / 1 21 36, Fax 02 12 / 2 24 39 18, E-Mail: email@renate.nieswand.info.)

Eure Ruth Geede

Foto: Auf dem Werkstatthof der Familie Freywald in Riesenburg: Hedwig Haczig (Tochter von Anna Freitag geborene Olschewski), Anna Freitag (Gustav Olschewskis Schwester), Frau Freyewald, Gustav Olschewski, Lina Olschewski, Hedwig Freitag geborene Jahnke (von links nach rechts)


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