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19.05.07 / Mit Verstand gegen das Verbrechen / Die Kriminalitätsbekämpfung wurde im Laufe der Geschichte immer professioneller und wissenschaftlicher

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-07 vom 19. Mai 2007

Mit Verstand gegen das Verbrechen
Die Kriminalitätsbekämpfung wurde im Laufe der Geschichte immer professioneller und wissenschaftlicher
von Manuel Ruoff

Die Kriminalistik ist die Lehre von den Mitteln und Methoden der Bekämpfung einzelner Straftaten und des Verbrechertums, der Kriminalität durch vorbeugende (präventive) und strafverfolgende (repressive) Maßnahmen. Sie wird aufgeteilt in Kriminalstrategie (operative Kriminalistik), Kriminaltaktik (taktisch-logische Kriminalistik), Kriminaltechnik (technisch-naturwissenschaftliche Kriminalistik) und Kriminaldienstkunde (formelle Kriminalistik). Manche zählen auch noch die Kriminallogistik, sprich das Planen, Bereithalten und Bereitstellen von Führungs- und Einsatzmitteln, sowie die Kriminalprävention dazu.

Die Geschichte der professionellen, systematischen Bekämpfung der Kriminalität reicht im deutschen Raum bis zur Zeit der fränkischen Könige zurück, die Gaugrafen mit polizeiähnlichen Funktionen einsetzten. Im Mittelalter gingen Richters- und Pfändersknechte als Gehilfen den Richtern und Gerichtsvollziehern zur Hand. Im 16. Jahrhundert griffen die Fürsten durch "Reichspolizeiverordnungen" in die Angelegenheiten ihrer Untertanen ein. Der Begriff "Polizei" hat sich aus dem altgriechischen Wort für Stadt "polis" und dem griechischen Begriff für Staat und Verfassung "politeia" entwickelt. So verstand man denn auch ursprünglich unter "Polizei" die gesamte staatliche, weltliche Verwaltung im Unterschied zur kirchlichen. Erst als im 19. Jahrhundert unter dem Einfluß des aufkommenden Liberalismus der absolutistische Polizeistaat sich tendenziell zum Nachtwächterstaat entwickelte, der sich und damit auch die Aufgaben seiner Verwaltung auf die Sicherung seiner Bürger konzentrierte, wurden die Aufgaben der Polizei auf die heutigen beschränkt. Die erste Kriminalpolizei entstand in Frankreich. 1810 schuf Eugène Francois Vidocq die S´ùretè. Vidocq war Krimineller gewesen und stellte gerne seinesgleichen ein. Der Erfolg gab ihm recht. Insofern braucht uns die Vergangenheit Eduard Zimmermanns nicht zu wundern.

Hatte man sich zur Aufklärung von Verbrechen vor der Aufklärung noch der Folter und Gottesurteilen bedient, so wurden nun zunehmend die Errungenschaften von Forschung, Naturwissenschaft und Technik genutzt. Zur Täter-, Opfer- und sonstigen Personenidentifizierung begann man sich der Biometrie zu bedienen. 1879 entwickelte der Franzose Alphonse Bertillon die Bertillonage. Anhand der elf Körpermaße Körperlänge, Armspannweite, Sitzhöhe, Kopflänge und -breite, Länge des rechten Ohres, Breite des rechten Ohres beziehungsweise des Jochbeins sowie Länge des linken Fußes, Mittelfingers, kleinen Fingers und Unterarmes war ein Mensch nun fast eindeutig zu beschreiben. Nur noch einen Fingerabdruck brauchte man nach der Entwicklung der Daktyloskopie. Als Erfinder der Identifizierung von Personen durch Fingerabdrücke gelten der englische Naturwissenschaftler Francis Galton und der kroatische Kriminologe Juan Vucetich. Die Sicherung von Fingerabdrücken mit Hilfe der sogenannten Lackfilmmethode geht zurück auf den Geologen Ehrhard Voigt, der sie um 1930 erfand, um Boden- und Sedimentprofile zu konservieren. Mittlerweile braucht man Dank DNA-Analyse nicht einmal mehr einen Fingerabdruck zur Identifizierung. Statt dessen genügen aus Gewebeteilen, Sperma, Hautzellen oder Speichel gewonnene Zellen.


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