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19.05.07 / Ein Panorama, das süchtig macht / Der Ritten lockt mit einem phänomenalen Rundumblick und alten Traditionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-07 vom 19. Mai 2007

Ein Panorama, das süchtig macht
Der Ritten lockt mit einem phänomenalen Rundumblick und alten Traditionen
von Helga Schnehagen

Der Ritten, schon vor 400 Jahren von Bozner Bürgern zur Sommerfrische erkoren, ist bis heute ein beliebtes Ziel für Freunde sanfter Steigungen und herrlicher Ausblicke geblieben.

Zwischen der Talfer im Westen, den Sarntaler Alpen im Norden und dem Eisack im Osten erhebt sich der Ritten, der Hausberg von Südtirols Landeshauptstadt Bozen. Allein die Panoramawanderung über sein Hochplateau, das Rittner Horn, ist ein einzigartiges Erlebnis.

Noch verhüllt Nebel die Bergwelt. Die Aussicht vom Rittner Horn zählt zu den bekanntesten der Alpen. Der 360-Grad-Blick reicht von den Gletscherriesen des Ortles im Westen bis zu den bizarren Felstürmen der Dolomiten im Osten, von den Stubaier und Zillertaler Alpen im Norden bis zu den Brenta-Dolomiten im Süden. Diesem Panorama fiebert jeder, der den Weg hier hinauf findet, voller Spannung entgegen. Bleibt nur zu hoffen, daß der Wetterbericht auch an diesem Tag Recht behält: Nebel am Vormittag, ab Mittag Sonne, keine Gewitter.

Der Gasthof Zum Zirm in Pemmern liegt in 1538 Meter Höhe. Vor seiner Haustür fährt die Kabinenbahn auf die 2070 Meter hoch gelegene Schwarzseespitze und damit direkt ins Wandergebiet Rittner Horn. Es lohnt, darauf zu verzichten und sich dem Hochplateau Schritt für Schritt zu nähern. Zuerst muß man ein Stück Straße in Kauf nehmen, doch dann geht es durch den Wald. Die ersten Alpenrosen haben ihre Knospen geöffnet. Rot- und Schwarzkiefern, Lärchen und Zirbelkiefern säumen den Weg. Woran erkennt man eigentlich die Zirbel? An ihrer runden Spitze? Auch, aber vor allem an den Nadeln, die bei der Zirm, wie der Baum hier heißt, immer im Fünferpack wachsen.

In etwa 1600 Meter Höhe endet der Nadelwald. Die nächsten 200 Höhenmeter werden vom Gebüsch der sogenannten Krummholzzone bedeckt. "Mit Glück kann man Birkhähne sehen", sagt Irmgard, Chefin vom Flachenhof, welche die Wandergrupe führt. Wir haben kein Glück.

Vielleicht ist es auch die falsche Jahreszeit. Pflanzen und Pilze sind auf dem Ritten geschützt. Vorsichtig setzen wir unsere Füße zwischen den blauen Enzian und die hoch aufschießenden Pilze, damit kein Schaden entsteht.

Die Landschaft wird immer karger. Bald bedeckt sie nur noch alpiner Rasen. Kräftiges Bürstengras von geradezu asketischer Faszination. Kaum zu glauben, daß darauf rund 250 Pferde und 650 Jungrinder den Sommer verbringen. Bewacht von Saltnern, wie man die Hirten hier nennt.

Nach jahrhundertealter Tradition lassen die Rittner Bauern ihre Tiere gemeinsam weiden und nicht - wie üblich - getrennt auf der eigenen Alm.

Das Bild urtümlichen Rittner Lebens ergänzt der Barthlmä-Markt am 24. August jeden Jahres, dem Tag des heiligen Bartholomäus, wenn alle Tiere in den "Strickerpfarrer", die Wiese oberhalb von Pemmern, eingetrieben und anschließend gehandelt werden.

"Was bedeuten eigentlich die Mauern", möchte Olga aus Wien wissen. "Das sind uralte Grenzen", erklärt Irmgard. "Auf dem Ritten stritten die Rittner und Barbianer immer um Wasser und Land. Doch der Landgewinn hat den Barbianern nichts genützt. Die Rittner haben das Weiderecht. Und etwas anderes kann man mit dem Land nicht machen."

Zur Mittagsrast lädt die Mair in Plun-Hütte (1820 Meter) auf der Villanderer Alm ein. Die Holztische und Bänke sind der richtige Platz für eine zünftige Jause. Noch ist die schwarze Wolke weit weg. Doch im Gebirge ändert sich das Wetter schnell. Genüßlich beißen alle in die Schlupfkrapfen, Spinattaschen mit zerlassener Butter und frisch geriebenem Parmesan, und blinzeln in die ersten Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch den Nebel bahnen. Doch der Sommerzauber ist trügerisch. Plötzlich entlädt sich die Wolke ihrer Last. Keine Regentropfen, sondern fingernagelgroße Hagelkörner lassen im "Galopp" Schutz im Inneren suchen. Kaum begonnen, ist der Spuk auch schon zu Ende und der Himmel reißt endgültig auf. Die Sonne lacht und die heißersehnte Bergkulisse löst sich Stück für Stück aus den Wolken.

Die Tour dauert einen wundervollen Tag lang. Auf relativ sanfte Weise werden dabei 500 Meter Höhenunterschied bewältigt. Der Ritten ist für seine mäßigen Steigungen bekannt. Im Winter steht er im Ruf eines familienfreundlichen Skigebiets mit 35 Kilometer langer Panoramahöhenloipe. Seit geraumer Zeit macht sich der Schnee allerdings rar. So zum Beispiel auch Anfang Januar diesen Jahres, wo er an der Bergstation nur etwa 25 und an der Talstation 15 Zentimeter maß.

Tourismusverein Ritten, Hauptsitz in Klobenstein, Dorfstraße 5, I - 39054 Klobenstein / Ritten, Telefon (00 39) 04 71 35 61 00, www.ritten.com


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