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26.05.07 / Brisante Geschäfte mit Iran-Gas / Österreich steht jetzt Ärger mit den USA ins Haus - Rußland durchkreuzt alle Pipeline-Pläne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-07 vom 26. Mai 2007

Brisante Geschäfte mit Iran-Gas
Österreich steht jetzt Ärger mit den USA ins Haus - Rußland durchkreuzt alle Pipeline-Pläne
von R. G. Kerschhofer

Im Ringen um die Energieversorgung Europas, insbesondere auch in Hinblick auf die vielbeklagte Abhängigkeit von russischem Erdgas, brachten die letzten Wochen einige wesentliche Entwicklungen. Ende April unterzeichneten der österreichische Energiekonzern OMV und der Iran einen Vorvertrag, der die Erschließung eines südiranischen Erdgasfeldes und eine Anlage zur Verflüssigung und Verschiffung von Erdgas umfaßt. Prompt kamen Widerstände, ja offene Drohungen aus den USA.

Für Mitte Mai hatte der polnische Ministerpräsident Kaczynski seine Kollegen aus Litauen, der Ukraine, Georgien, Aserbeidschan und Kasachstan nach Krakau geladen, wo die Errichtung einer Erdölleitung vom Kaspischen Meer nach Polen vereinbart werden sollte. Doch der wichtigste Mann, der kasachische Präsident Nasarbajew, sagte ab. Polen, das sich mit der russischen Ergasleitung durch die Ostsee nach Deutschland umgangen sieht, ist nun seinerseits damit gescheitert, Rußland zu umgehen.

Der Absage Nasarbajews vorausgegangen war eine Überzeugungstour des russischen Präsidenten Putin durch die ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken. Rußland, Kasachstan und Turkmenistan (das die weltweit drittgrößten Erdgasreserven besitzt) bauen eine Leitung mit Anschluß an das russische Netz. Damit ist auch die Konkurrenzidee der EU und der USA gestorben, eine Leitung von Kasachstan durchs Kaspische Meer nach Aserbeidschan zu verlegen - unter Umgehung Rußlands.

Die russisch-kasachisch-turkmenische Vereinbarung ist aber auch eine weitere Gefährdung des vor einem Jahr bekanntgegebenen "Nabucco"-Projekts, einer Erdgasleitung, bei der ebenfalls die OMV federführend ist und die von der türkischen Ostgrenze über Bulgarien, Rumänien und Ungarn zum OMV-Verteilerzentrum in Niederösterreich führen soll. Die USA sind gegen Nabucco, weil sich die OMV vorbehält, auch iranisches Gas zu transportieren.

Und obwohl der ungarische Energiekonzern MOL an Nabucco beteiligt ist, setzt sich der ungarische Ministerpräsident Gyurcsány neuerdings für ein Konkurrenzprojekt der russischen Gasprom ein, das Erdgas unter Umgehung der Ukraine durchs Schwarze Meer in die Türkei und dann wie beim Nabucco-Vorhaben weiter nach Ungarn führen soll.

Die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) betonte kürzlich, Österreich sei "nicht der 51. Bundesstaat der USA". Dies, nachdem die Kündigung kubanischer Konten durch die ehemalige Gewerkschaftsbank Bawag, nun im Eigentum des US-Fonds Cerberus, hohe Wellen geschlagen hatte. Wegen des Iran-Projekts, das gegen keinerlei internationale Regeln verstößt, könnten die USA nun Österreichs Bewerbung um einen Sitz im UN-Sicherheitsrat blok-

kieren, und die OMV selbst wird offen mit "Sanktionen" bedroht. Alle österreichischen Parteien mit Ausnahme der Grünen stehen übrigens voll hinter der OMV.

Die US-Drohungen werden als besondere Heuchelei empfunden: Im Iran sind so gut wie alle Öl-Konzerne vertreten; auch US-Firmen sind gut im Geschäft, denn sie verstoßen nicht gegen Sanktionen, wenn sie über "unabhängige" Tochterfirmen tätig sind. Der wahre Grund der USA gegenüber der OMV dürfte aber ohnehin wirtschaftlicher Art sein: Von Katar aus zapfen Exxon Mobile und andere mittels Schrägbohrungen nämlich das gleiche Gasfeld an, welches die OMV in iranischen Hoheitsgewässern erschließen will.

Es sei hier noch an ein anderes, inzwischen unrealistisch gewordenes Projekt erinnert, mit dem sowohl der Iran als auch Rußland umgangen werden sollten: eine Gasleitung von Turkmenistan über Afghanistan und Pakistan zum Indischen Ozean. Dessen Verwirklichung durch US-Firmen wird von manchen als ein wesentliches Ziel der Afghanistan-Invasion von 2001 angesehen.


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