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02.06.07 / Die neuen Freunde der "Bild"-Zeitung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-07 vom 02. Juni 2007

Die neuen Freunde der "Bild"-Zeitung
von Harald Fourier

Die Hamburger Mitarbeiter der "Bild"-Zeitung sind gar nicht glücklich. Die meisten von ihnen wollen nicht umziehen, demonstrieren in "Ich-bin-kein-Berliner"-Hemden gegen den von ihrer Firmenleitung spontan verkündeten Wechsel der Zeitungsredaktion nach Berlin.

Des Einen Leid ist in diesem Fall des Anderen Freud. So heißt Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) die "Bild"-Leute herzlich willkommen: "Ich beglückwünsche den Axel-Springer-Verlag zu seiner Entscheidung, die Redaktionen dieser wichtigen Zeitungen zukünftig von Berlin aus agieren zu lassen. An der Spree wird Politik gemacht, von hier gehen die Nachrichten darüber in die Welt," gibt sich der Senator euphorisch, "da kann die Bildzeitung nicht fehlen."

Berlin habe sich in den vergangenen Jahren zu einer der wichtigsten Medienstädte entwickelt, verkündet Wolf, "das belegen die Zahlen über Umsatz und Beschäftigtenentwicklung anschaulich." Mit diesem Umzug werde der Standort Berlin nachhaltig noch einmal gestärkt.

Zum Schluß wird Wolf ganz persönlich: "Ich möchte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in die Stadt kommen werden, herzlich willkommen heißen und kann ihnen versichern: In Berlin läßt es sich gut leben und arbeiten."

So ändern sich die Zeiten: Harald Wolf ist ein Altlinker, der aus Westdeutschland nach Berlin gekommen ist. Er begann seine Politkarriere bei der Alternativen Liste, ging dann nach 1990 zur PDS. Vor 30 Jahren war er begeisterter Leser von Günter Wallraffs Anti-"Bild"-Enthüllungsreißer "Der Aufmacher".

Was hat die extreme Linke damals nicht alles gegen die Springer-Zeitungen, und allem voran gegen das bei ihr verhaßte Massenblatt "Bild" unternommen? Anschläge gab es in Berlin und Hamburg von der Baader-Meinhof-Bande mit vielen Verletzten. Für die 68er war Springer der Inbegriff des Feindes.

Ein paar Jahre später starteten Intellektuelle wie Günter Grass, Heinrich Böll und Jürgen Habermas die Kampagne "Wir arbeiten nicht für die ,Bild'-Zeitung".

Und jetzt? Jetzt begrüßt ein postkommunistischer Senator "diese wichtige Zeitung", weil sie nach Berlin umzieht. Ob er nur an die Arbeitsplätze für seine Stadt gedacht hat?

Vielleicht, aber Wolf verdankt der Zeitung ja auch ein bißchen seinen Job. Es waren vor fünf Jahren "Bild"-Journalisten, die die Bonusmeilen-Affäre recherchiert haben. Deswegen verlor Gregor Gysi seinen Posten als Berliner Wirtschaftssenator - und der damalige PDS-Fraktionschef Wolf mußte übernehmen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.


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