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02.06.07 / Schon zu Lebzeiten heilig / Biographie über Hedwig von Schlesien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-07 vom 02. Juni 2007

Schon zu Lebzeiten heilig
Biographie über Hedwig von Schlesien

Bei seiner zweiten Pilgerfahrt durch Polen (1983) hob Papst Johannes Paul II. in einer in Breslau gehaltenen Predigt hervor: "In unserer Geschichte steht die heilige Hedwig wie eine Grenzgestalt, die zwei Nationen miteinander verbindet: die deutsche und die polnische Nation. Sie verbindet sie im Verlauf vieler Jahrhunderte einer Geschichte, die schwierig und schmerzhaft war. Die heilige Hedwig bleibt inmitten aller geschichtlichen Prüfungen schon sieben Jahrhunderte lang die Fürsprecherin einer wechselseitigen Verständigung und Versöhnung."

Anno 1180. Hedwig (1174-1243) war das vierte Kind des Fürsten Berthold von Andechs. Er besaß nicht nur Besitztümer in Bayern, sondern war auch Lehnsherr von Istrien und Meranien. Außerdem gehörten ihm einige Ländereien in Kroatien. Hedwig war ein hübsches, lebendiges und neugieriges Mädchen. Mit sechs Jahren schickte sie ihr Vater, wie es sich für eine Fürstentochter gehörte, in das Benediktinerinnenkloster in Kitzingen am Main, um viel Nützliches zu lernen und sich in Demut dem Willen Gottes beugen zu lernen. Für Hedwig begann eine glückliche Zeit. Endlich lesen und schreiben zu lernen - ein langgehegter Wunsch ging in Erfüllung. Früh reift in ihr der Wunsch, Äbtissin zu werden und ein Kloster zu leiten. Aber der Vater hat andere Pläne mit ihr. Sie soll den Herzog von Schlesien heiraten.

Unter ritterlicher Bewachung rumpelte die Andechser Kutsche ostwärts in die Fremde. In der Kronstadt Breslau nahm Herzog Heinrich Hedwig in Empfang und versprach ihr, ein treuer und liebender Herr und Gemahl zu sein. Sie wurde Mutter von sieben Kindern, sie fühlte sich geborgen, aber auch gefangen, sie liebte ihre Kinder und ihren Mann, doch die Eintönigkeit ihres Lebens bedrückte sie. Sie begleitete Heinrich immer öfter nach Liegnitz, um ihm bei seinen Regierungsgeschäften als Beraterin mit Klugheit zur Seite zu stehen.

Hedwigs größter Wunsch ist die Errichtung eines Frauenklosters, in dem Kranke und Arme betreut werden, Zufluchtstätte für unverheiratete Frauen, für Witwen, für Waisen und eine Schule für junge Mädchen. Ihr großes Vorbild ist Hildegard von Bingen. Trotz vieler Widerstände erfolgt 1219 die Einweihung des Klosters und der Kirche von Trebnitz. Sie richtet Armenküchen ein, in denen Bedürftige täglich eine Suppe und ein Stück Brot bekommen. Sie kümmert sich um Obdachlose, Bettler, Alte und Aussätzige, und das Volk nennt sie liebevoll Mutter der Armen.

Aber Hedwigs Privatleben war von Leid überschattet und stürzt sie in eine tiefe seelische Krise ...

Der Roman "Hedwig von Schlesien" von Renata Schumann ist ein fesselnder historischer mittelalterlicher Roman, angereichert mit überlieferten Daten und Fakten.

Die Autorin erzählt die ungewöhnliche Lebensgeschichte einer Frau, in einer Zeit, die von Kreuzzügen und Mongolensturm geprägt war.

Die Lebensbeschreibung der Hedwig, die bereits zu Lebzeiten als Heilige angesehen wurde (Heiligsprechung 1267), ist eine ausgewogene Darstellung ihrer religiösen und menschlichen Seite.

Es ist das gelungene Porträt einer Frau, die Wege abseits der ausgetretenen Pfade ging und trotz ihrer Zweifel an Gott, ihren Niederlagen und ihrem Schmerz nie verzagte. Barbara Mußfeldt

Renata Schumann: "Hedwig von Schlesien", Sankt Ulrich Verlag, Augsburg, geb., 304 Seiten, 18,90 Euro, Best.-Nr. 6192


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