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02.06.07 / "Herzlich und energisch" / Gut Besucht: Neunter Ostpreußischer Kirchentag in Dresden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-07 vom 02. Juni 2007

"Herzlich und energisch"
Gut Besucht: Neunter Ostpreußischer Kirchentag in Dresden
von Karola Sielmann

Erfreulich viele, rund 80 Personen, hatten den Weg in den Gemeindesaal der Christuskirche, in Dresden-Strehlen, gefunden, um an dem 9. Ostpreußischen Kirchentag teilzunehmen.

Elfriede Rick, verdienterweise inzwischen Beisitzerin im Gesamtvorstand der Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen, führte herzlich aber energisch durch den Tag. Den Gottesdienst gestalteten die Pastoren Plorin, Schneiderat und Mestars sowie Kantor Ludwig an der Orgel.

"Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind, denn es sind falsche Propheten ausgegangen in die Welt" hörten die Teilnehmer in der Predigt von Pfarrer Plorin. "Die Praxis mußten wir erleben während des Dritten Reichs und hier in Mitteldeutschland noch nach 1945. Daueraufgabe bleibt es für uns Christen, den Blick zu schärfen, kritisch zu denken (Kant), unterscheiden zu lernen zwischen ‚dem Geist der Wahrheit und dem Geist des Irrtums' (Sekten, Astrologie, Esoterik) und daraus Konsequenzen zu ziehen; den Glauben zu stärken."

"Hugo Hahn und die Bekennende Kirche in Sachsen" brachte Pfarrer Thomas den Teilnehmern näher. Hugo Hahn, geboren 1886 in Reval (Tallin), aufgewachsen im Baltikum, Abitur in St. Petersburg; nach politisch bewegten Jahren Auswanderung nach Deutschland 1919. Vikar und Pfarrer in verschiedenen Gemeinden in Sachsen, 1927 an der Leipziger Thomaskirche, ab 1930 an der Dresdener Frauenkirche.

Können Durchschnittsbürger annähernd erahnen, wie schwierig Leben und Wirken der Anhänger der Bekennenden Kirche (BK) in jenen Jahren verlief, welchen Ängsten und Gewissensnöten sie ausgesetzt waren?

Aufgrund seiner Haltung wird Hugo Hahn 1938 aus Sachsen ausgewiesen. Im Stuttgarter Raum bleibt er so aktiv wie möglich im Widerstand zu den "Deutschen Christen" (DC).

Nach Kriegsende geht er zurück nach Sachsen und wird 1947 im Dom zu Meißen in das Amt des Landesbischofs der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens eingeführt.

Weihnachten 1947 wird ihm, "dem mutigen Kämpfer für die Freiheit des Geistes, dem standhaften Bekenner des Evangeliums, dem treuen Hirten der Kirche" die Würde eines Doktors der Theologie ehrenhalber verliehen. Hugo Hahn verstarb im November 1957.

Pfarrer Thomas wies zum Schluß seines Vortrages darauf hin, daß geplant ist, ein Erinnerungszeichen an Hugo Hahn an der Frauenkirche zu schaffen.

Hitlers Diktatur, sein NS-Staat versuchte mit "groß Macht und viel List" unbeschränkte Gewalt auch über die Köpfe und Seelen der Menschen zu gewinnen, so Pfarrer Plorin in seinem Referat über "Bekennende Kirche in Ostpreußen". Die evangelischen Kirchen in Deutschland sollten in einer Reichskirche vereint, kontrolliert, staatlichen Zwecken dienstbar gemacht und nach gewonnenem Krieg abgeschafft werden.

Die Glaubensbewegung der Deutschen Christen (DC) mit ihren Anschauungen von einem deutsch-nordisch-artgemäßen, heldischen, positiven Christentum wurde vom Staat stark unterstützt.

Gauleiter Erich Koch, ehemaliges Mitglied des CVJM (Christlicher Verein Junger Männer), wurde Präsident der Provinzialsynode, galt zunächst als überzeugter Christ, entwickelte sich aber bald zum "Verderber Ostpreußens". Pfarrer Plorin zeigte aktuelle Fotos seiner Reise zu den evangelischen Gemeinden im Königsberger Gebiet.

Es folgte ein Bericht von Heinz Hohmeister, der als aktives Mitglied der Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen von zahlreichen Spendern unterstützt wird und fleißig in das Königsberger Gebiet fährt. Man sah Bilder vom Fortgang der Baumaßnahmen des Luther-Hauses in Insterburg, für das auch die Kollekte von 467 Euro bestimmt war.

Frau Rick und der Landesvorsitzende der Landesgruppe der Ostpreußen in Sachsen, Erwin Kühnappel, dankten allen, die zum Gelingen dieses Tages beigetragen hatten, zu denen auch Herr Rick und die beiden flinken Damen gehörten, die für unser leibliches Wohl gesorgt hatten, und beschenkte die Referenten mit selbstgefertigten Schmuckstücken textiler ostpreußischer Volkskunst, das heißt, die Pastoren erhielten Beffchen.

Karola Sielmann (die Autorin ist ein Mitglied der GeO, Hamburg)


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