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09.06.07 / Er gab auch Bildern einen passenden Rahmen / Die Gemäldegalerie am Berliner Kulturforum zeigt Entwürfe und Skizzen von Friedrich Karl Schinkel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-07 vom 09. Juni 2007

Er gab auch Bildern einen passenden Rahmen
Die Gemäldegalerie am Berliner Kulturforum zeigt Entwürfe und Skizzen von Friedrich Karl Schinkel
von Silke Osman

Kunsthistoriker sprechen von Schinkels "kühnstem Versuch, seinen Anspruch, die Antike in ihren geistigen Prinzipien festzuhalten und zugleich auf die Bedingungen einer neuen Weltperiode zu erweitern, in eine neue Form zu bringen" (Michael S. Cullen). Karl Friedrich Schinkel selbst sprach von seiner besten Arbeit. Er schrieb Ende Dezember 1822 an den Sammler Sulpiz Boisserée:

"... ein neues Projekt, das ich für die Sache soeben beendet und dabei in Hinsicht auf Kostenersparung, Schönheit an sich und für die Stadt, an Nützlichkeit vieler damit in der Stadt zusammenhängenden Gegenstände eine Reihe entschieden großer Vorteile vor allen früher bearbeiteten Entwürfen hat, geht erst nun seinem Schicksale entgegen." Das Projekt - es handelte sich um das Alte Museum, das erste Museum Berlins überhaupt - fand Gnade vor den Augen des Königs. Friedrich Wilhelm III. bewilligte 700000 Taler für den Bau und alle damit verbundenen städtebaulichen Maßnahmen. Und das waren nicht wenige. So ließ Schinkel einen Querarm der Spree am Nord-ende des Lustgartens zuschütten, um das Baugelände zu vergrößern. Auch mußten wegen des morastigen Baugrundes 3053 acht bis 15 Meter lange Eichenpfähle in den Boden gerammt werden. Dazu benötigte man 15 Zentner schwere Rammböcke. Einen ganzen Arbeitstag brauchten 16 Männer, um einen dieser Pfähle in den Boden zu rammen. Insgesamt 16 Millionen Backsteine wurden für den Bau des Museums benötigt. Sie stammten aus den Ziegeleien in Königs Wusterhausen, Rathenow und Stolpe. Aus Kostengründen verwendete Schinkel Sandstein nur für die 22 ionischen Säulen der Front und für einige andere Teile des Gebäudes. Beeindruckend war (und ist) nicht nur die Front, sondern auch die Rotunde. Geschaffen nach dem Vorbild des römischen Pantheon soll dieser Raum den Besucher auf die ausgestellten Kunstwerke einstimmen. Vor den runden Wänden sind 24 korinthische Säulen plaziert, zwischen denen Skulpturen auf hohen Sockeln stehen. Auf dem Laufgang im ersten Stockwerk stehen ebenfalls antike Skulpturen. Um Kosten zu sparen hat Schinkel auch hier auf Marmor verzichten müssen und verwendete stattdessen farbigen, teilweise marmorierenden Anstrich.

Das Alte Museum, eingebettet zwischen Zeughaus und Dom und ursprünglich mit der Front zum Schloß gelegen, gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke Berlins. Als es am 3. August 1830 eröffnet wurde, waren dort antike Kunst sowie Malerei vom 14. bis zum 18. Jahrhundert zu sehen. 346 Gemälde stammten aus den preußischen Königsschlössern, etwa 850 Werke waren in den Jahren vor der Eröffnung angekauft worden. Ein Großteil dieser Gemälde war aus den unterschiedlichsten Gründen rahmenlos. Da Schinkel aber nicht nur für den Außenbau zuständig war, sondern auch für den Innenausbau und alle Details, war er aufgerufen, den Bildern einen Rahmen zu geben. Rund 600 Bilderrahmen nach seinem Entwurf entstanden in den Jahren 1827 bis 1830. Die Gemäldegalerie, die ihren Ursprung im Alten Museum hat, zeigt derzeit aus ihrem Bestand von etwa 200 noch erhaltenen Schinkel-Rahmen 35 repräsentative Beispiele.

"Wie einfühlsam Schinkel teilweise auf Entstehungszeit und Sujet der Gemälde einging, zeigen einige besondere Stücke, geschaffen für bedeutende Gemälde, wie Giovanni Bellinis ,Christus mit trauernden Engeln', Raffaels ,Madonna Colonna' und seine ,Madonna Solly'", betonen die Ausstellungsmacher. "So werden auch die beiden Raffaelbilder im Vergleich mit dem zugehörigen Schinkel-Rahmen und der entsprechenden Entwurfszeichnung für die Dauer der Ausstellung in der Studiengalerie zu sehen sein." Erstmals wird auch eine Vielzahl eigenhändiger Entwurfszeichnungen Schinkels öffentlich gezeigt, die überwiegend aus dem Bestand des Berliner Kupferstichkabinetts stammen. Ein direkter Vergleich von Entwurfsblatt und Bilderrahmen dürfte aufmerksame Besucher so durchaus interessieren.

Die Ausstellung "Ein Architekt rahmt Bilder" in der Berliner Gamäldegalerie / Studiengalerie, Kulturforum Potsdamer Platz, Eingang Matthäikirchplatz, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr, geöffnet, Eintritt 8 / 4 Euro, bis 31. Juli.

Foto: Karl Friedrich Schinkel: Der Entwurf eines Rahmens für Francesco Mainardis (1450 ? - 1513 ?) Gemälde "Maria mit dem segnenden Kind, dem Johannesknaben und drei Engeln" stammt aus der Zeit um 1827. Der Rahmen ist aus Holz, enthält Bleiornamente und ist vergoldet. Als Architekt des Alten Museums, in dem auch die Gemäldegalerie ihren Ursprung hat, war Schinkel im Innen- wie am Außenbau für alle Details zuständig, so auch für die Bilderrahmung.


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