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09.06.07 / Suche in Israel / Das Leben von Michael Degen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-07 vom 09. Juni 2007

Suche in Israel
Das Leben von Michael Degen

Nach seinem Bucherfolg "Nicht alle waren Mörder", in dem der Schauspieler Michael Degen von seinem Leben als Jude während des Nationalsozialismus schrieb, setzt der 1932 Geborene seine Autobiographie nun in "Mein heiliges Land - Auf der Suche nach meinem verlorenen Bruder" fort.

Schon 1938 entschieden sich die Eltern Degen dazu, ihren älteren Sohn Adolf vor den Übergriffen der Nationalsozialisten außer Landes in Sicherheit zu bringen. Der Weg des Zwölfjährigen führte über England nach Israel, doch da der Vater ins Konzentrationslager Sachsenhausen kam und 1940 starb, die Mutter und ihr Sohn Michael sich bei Bekannten verstecken mußten, riß der Kontakt zur Familie in Deutschland ab.

1948, Michael will am Deutschen Theater in Berlin eine Ausbildung zum Schauspieler beginnen, nimmt ihm seine Mutter das Versprechen ab, erst damit zu beginnen, wenn er seinen Bruder wiedergefunden hat. Für Degen ein schweres Versprechen, da er dem Meister Gustaf Gründgens vorläufig eine Absage erteilen muß.

Michael Degens Reise nach Israel liest sich wie ein kleines Abenteuer, allerdings stellt der Autor sich selbst als so keck und mutig dar, daß einem durchaus Zweifel kommen können, inwieweit sich der damals noch minderjährige Michael gegen israelische Militärs gewehrt hat. Der Junge, damals staatenlos, sollte nämlich gleich nach seiner Ankunft im Heiligen Land für zwei Jahre als Soldat im Kampf gegen die feindlichen Araber verpflichtet werden.

Da Degen Jude war, galt er automatisch als Israeli, und somit hieß es für ihn, ab zum Militär. Doch durch freche Antworten und Hungerstreik erweichte er angeblich die knallharten Militärs und sie ließen ihn nach einer Lungerkrankung sogar frei.

Als erste Anlaufstelle besuchte der junge Deutsche einen Verwandten, der ihm weitere Angehörige nannte und sogar von Adolf, der sich nun aus verständlichen Gründen Arie nannte, gehört hatte.

Bei dem über 100jährigen Bruder seines Großvaters findet der Jugendliche Unterschlupf. Nachvollziehbar schildert Degen, wie er bei dem uralten Mann und dessen ebenfalls schon über 60jährigen Tochter Chawa sich heimisch fühlt. Von hier aus beginnt er, das Land zu erkunden, lernt verschiedene Menschen in dem teilweise sehr rauhen Land kennen und findet auch seinen Bruder wieder. Doch Arie will nicht nach Deutschland, Michael verliebt sich und findet eine Anstellung beim Theater. Letztlich vergehen zwei sehr spannende Jahren bis beide jungen Männer merken, daß Israel für sie nicht die wahre Heimat ist. R. Bellano

Michael Degen: "Mein heiliges Land - Auf der Suche nach meinem verlorenen Bruder", rowohlt, Hamburg 2007, geb., 315 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6203


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