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09.06.07 / Der letzte Versuch, Tilsit abzuwenden / Vor 200 Jahren fand bei Friedland die Entscheidungsschlacht des Vierten Koalitionskrieges zwischen Franzosen, Russen und Preußen statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-07 vom 09. Juni 2007

Der letzte Versuch, Tilsit abzuwenden
Vor 200 Jahren fand bei Friedland die Entscheidungsschlacht des Vierten Koalitionskrieges zwischen Franzosen, Russen und Preußen statt
von Manuel Ruoff

Nach der Niederlage in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt vom 14. Oktober 1806 gleich zu Beginn des Vierten Koalitionskrieges befanden sich die Preußen mit ihren russischen Verbündeten auf dem Rückzug vor Napoleon Richtung Osten. Bei Preußisch Eylau waren die Verbündeten stehengeblieben und hatten den nachrückenden Franzosen am 7./8. Februar 1807 eine Schlacht geliefert, die unentschieden ausging. Mit etwas Pech hätte die Schlacht für den sieggewohnten Korsen sogar verlorengehen können, und so hielt er in seinem Vormarsch erst einmal inne. Im Sinne einer Konsolidierung konzentrierte er sich nun auf die Eroberung von Danzig, das er beim Vormarsch links liegenlassen hatte. Nachdem die Hansestadt am 27. Mai gefallen war und die Belagerungstruppen Bonaparte wieder für anderweitige Zwecke zur Verfügung standen, waren die Voraussetzungen für eine Fortsetzung des französischen Vormarsches geschaffen. Beim ostpreußischen Friedland wagten die Verbündeten jedoch noch einmal einen ernsthaften Versuch, die Franzosen zu stoppen. Es sollte der letzte in diesem Krieg sein.

Vor 200 Jahren, am 14. Juni 1807, kam es zur Schlacht. Die Verbündeten hatten westlich von Friedland und der in Süd-Nord-Richtung fließenden Alle eine lange, einschließlich Reserven rund 60000 Soldaten zählende Front gebildet. Ihnen stand im Westen eine rund 80000 Mann zählende französische Gegenfront gegenüber. Bei den Kanonen herrschte mit je rund 120 Stück ungefähr Gleichstand.

Um 17 Uhr begannen die also zahlenmäßig leicht überlegenen Franzosen mit einem massiven Angriff auf den linken Flügel der Verbündeten, der nachgab, einknickte, sich nach Friedland zurückzog und schließlich über Friedlands drei Brücken auf die andere, rechte Seite der Alle flüchtete. Zur vollständigen Niederlage der Verbündeten trug bei, daß diese es vor der Schlacht verabsäumt hatten, flußaufwärts und flußabwärts von Friedland zusätzliche Übergänge für einen eventuellen Rückzug über die Alle zu errichten, und ihr nun von den Franzosen bedrängter und vor diesen zurückweichender linker Flügel die Alle-Brücken Friedlands bereits zu zerstören begann, bevor ihr noch nordwestlich von Friedland stehender rechter Flügel überhaupt die Chance gehabt hätte, es dem linken gleichzutun und sich ebenfalls über Friedland auf das rechte Alle-Ufer abzusetzen. Entsprechend groß waren die Verluste der Verbündeten. 8000 Toten und Verwundeten auf Seiten der Franzosen standen 20000 auf ihrer Seite gegenüber.

Der Rückzug der Russen Richtung Ostpreußens Nordgrenze kannte nun kein Halten mehr, und die Preußen sahen ohne russische Unterstützung keine ernsthafte Alternative dazu, sich von ihren Verbündeten mitreißen zu lassen und ihnen zu folgen. Bei Tilsit wurde die Memel überquert. Wären Bonapartes Truppen den Verbündeten über die Memel gefolgt und hätten in gewohnter Manier im Memelland ihren Vormarsch fortgesetzt, wäre den Preußen einschließlich der Königsfamilie, die ihren Sitz nolens volens nach Memel verlegt hatte, wohl nichts anderes übriggeblieben, als die Heimat zu verlassen und auf russisches Territorium überzuwechseln. Schauermärchen gingen um, daß dann alle preußischen Soldaten in russische Dienste übertreten müßten. Dazu kam es jedoch nicht. Vor der Eroberung des Memellandes wurde der Vierte Koalitionskrieg durch einen Friedensvertrag beendet, der in seiner Härte der desaströsen militärischen Lage Preußens entsprach, der Frieden von Tilsit.


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