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16.06.07 / Machtkampf um eine Straße / Warum Rotarmisten geehrt werden und ein deutscher Marineoffizier nicht einmal einen Feldweg wert ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-07 vom 16. Juni 2007

Machtkampf um eine Straße
Warum Rotarmisten geehrt werden und ein deutscher Marineoffizier nicht einmal einen Feldweg wert ist
von Markus Schleusener

Für Falk Janke war das alles ganz einfach. "Die Jüngeren hier im Dorf, die so um die 30 sind, die reden eben viel über den Krieg. Mensch, da habe ich gesagt: Wir haben einen U-Boot-Kommandanten von hier. Benennen wir doch einen Weg nach dem!"

Gesagt, getan. Falk Janke überzeugte also erst die Seelower CDU-Fraktion, der er als Mitglied der Partei "Die Rechte" angehört, und den Bürgermeister des betroffenen Stadtteils Werbig André Höhne (CDU). Danach nickte das Seelower Stadtparlament seinen Vorschlag ab. Die Feldstraße hieß fortan Seibickeweg.

Kapitänleutnant Günter Seibicke kommandierte U436, das am 26. Mai 1943 im Nordatlantik versenkt wurde. Zuvor hatte Seibickes Mannschaft selbst sieben andere Schiffe erfolgreich torpediert. Der Kommandant erhielt dafür das Ritterkreuz.

Grund genug für die "sensible Öffentlichkeit", Seibicke als "linientreuen Unterstützer des NS-Regimes" ("Berliner Zeitung") zu brandmarken, obwohl er kein Parteimitglied und schon 1931 in die Marine eingetreten war.

Die PDS-Linkspartei schlug Alarm in der Stadtverordnetenversammlung. Der SPD-Bürgermeister von Seelow, Udo Schulz, gab plötzlich vor, nicht gewußt zu haben, nach wem diese kleine Straße überhaupt benannt worden sei. Dann trat der Hauptausschuß zusammen, um die Rückbenennung des Seibickewegs in "Feldweg" vorzuschlagen. (Der Weg ist so hinüber und mit Schlaglöchern übersät, daß sich die Abgeordneten nicht trauen, ihn wieder "Straße" zu nennen.)

Falk Janke ist entsetzt: "Schämen wir uns denn gar nicht, daß wir so mit unserer Geschichte umgehen", fragt der 44jährige. Bei Seelow fand 1945 die letzte größere Feldschlacht vor dem Fall Berlins statt. "Deswegen steht in fast jedem Dorf ein Russenpanzer oder -denkmal", an denen niemand etwas auszusetzen habe.

Die Leninstraße ist erst 2006 aus dem Stadtplan verschwunden. Und noch immer gibt es eine Thälmann- und eine Erich-Weinert-Straße. Letztere erinnert an denSchriftsteller und Chef des kommunistischen "Nationalkomitees Freies Deutschland". Janke plant jetzt die Gründung eines "Geschichtsvereins Günter Seibicke".

Die lokale Posse ist jetzt zum Politikum geworden, weil im CDU-internen Machtkampf jedes Argument und Mittel recht zu sein scheint. Wegen der Straßenumbenennung sind nämlich zwei führende CDU-Mitglieder aus der Partei ausgetreten. Sagen sie jedenfalls.

Ines Wollschläger ist Chefin der örtlichen Frauenunion und duldet keine Benennung einer Straße nach hochdekorierten Wehrmachtsoffizieren, wie sie sagt. Die Vorsitzende des Kreisverbandes Märkisch-Oderland Beate Blechinger hätte einschreiten müssen, findet Wollschläger. Unzufrieden mit Blechingers Amtsführung ist auch René Krone, der früher CDU-Kreisgeschäftsführer leitet heute das Büro des Landtagsabgeordneten Dierk Homeyer.

"Da hätte man sich gegen verwahren müssen", findet schließlich auch Ingo Lungwitz mit Blick auf die Straßenumbenennung und erklärte seinen Rücktritt als Blechingers Stellvertreter. "Das wurde typischerweise überhaupt nicht thematisiert bei uns im Vorstand", kritisiert er gegenüber der Preußischen Allgemeinen.

Alle drei sind unzufrieden mit der Arbeit der Kreisvorsitzenden Blechinger, die hauptberuflich brandenburgische Justizministerin ist. Die Causa Seibicke kam ihnen offenbar gerade recht.

Im Landesverband geht es nicht anders zu. Dort kämpfen noch immer die Kontrahenten Sven Pette und Ulrich Junghanns verbissen um die Macht in der Partei.

Und Falk Janke wundert sich und fragt, wann die brandenburgische CDU zur Vernunft kommen will: "Im Kreistag lachen sich die Linken doch jetzt schon krumm und schief über die CDU-Leute."

Foto: Streitpunkt oder nur Vorwand? Der umbenannte Weg in Werbig


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