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16.06.07 / Männer bevorzugen Blondinen / Wird es blonde Menschen in 200 Jahren tatsächlich nicht mehr geben?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-07 vom 16. Juni 2007

Männer bevorzugen Blondinen
Wird es blonde Menschen in 200 Jahren tatsächlich nicht mehr geben?
von Corinna Weinert

Blonde Haare sind etwas Besonderes - und auch selten, wenn sie wirklich "natur" sind. Doch woher kommt eigentlich die Faszination für blonde Haare - oder um es genauer zu sagen: für blonde Haare bei Frauen? Und was ist dran am Gerücht, daß es blonde Menschen in 200 Jahren nicht mehr geben wird?

Bereits in der Antike hatte man ein Faible für blonde Haare. Die römischen Frauen beispielsweise waren so fasziniert von der Haarfarbe ihrer gallischen und germanischen Sklavinnen, daß sie sich aus deren abgeschnittenen Zöpfen Perücken anfertigen ließen oder mit eher mäßigem Erfolg versuchten, die eigenen Haare zu bleichen. Das weibliche Schönheitsideal hatte auch in den folgenden Epochen immer blonde Haare, selbst oder gerade in Kulturen, in denen überwiegend dunkle Haare üblich waren. Mit der hellen Haarfarbe waren stets auch immer bestimmte Assoziationen verbunden: Naivität, Reinheit, Unschuld, Jugend, aber auch Sinnlichkeit oder Erotik.

Als in den 1930er Jahren die ersten allgemein käuflichen Haarfärbemittel auf den Markt kamen, lancierte das Blondsein zu einem Massenphänomen. Der Trend wurde nicht zuletzt dadurch geschürt, daß die Filmindustrie vielfach blonde Frauen als Hauptdarstellerinnen wählte.

Die wohl berühmteste unter ihnen, die von Natur aus eigentlich brünett war, ist Marilyn Monroe. Sie war es auch, die wie keine andere das heutige Stereotyp der Blondinen prägte. Experimente zur sozialen Wahrnehmung verdeutlichen, wie fest dieses in den Köpfen der Menschen verankert zu sein scheint: Bittet man Versuchspersonen, anhand von Fotos unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale der abgebildeten Menschen zu bewerten, tendieren sie dazu, Blondinen als schwächer, unterwürfiger und weniger gescheit zu beurteilen.

Nichtsdestotrotz sind Blondinen in der Männerwelt heiß begehrt. Ein wesentlicher Grund für die Attraktivität von Blondinen dürfte wohl sein, daß helle Haare als Zeichen von Jugendlichkeit gelten. Das kommt nicht von ungefähr: Die meisten Blondschöpfe finden sich nämlich bei Kindern. Im Laufe der Zeit dunkeln allerdings viele von ihnen nach - auch diejenigen, die letztendlich blonde Haare behalten. Das der Farbe anhaftende Attribut der Jugendlichkeit mag erklären, weshalb sie ausgerechnet bei Frauen als anziehend gilt. Nach einer allgemein akzeptierten Theorie der Attraktivitätsforschung bevorzugen Männer bei der Partnerwahl junge Frauen, weil diese mit größerer Wahrscheinlichkeit gesund sind und noch eine längere Phase der Fruchtbarkeit vor sich haben als ältere Frauen.

In der Entwicklungsgeschichte des Menschen stellte diese Strategie für Männer einen Fortpflanzungsvorteil dar. Somit bekommt die Vorliebe für blonde Haare bei Frauen einen biologischen Sinn. Damit liegt auch auf der Hand, warum blonde Haare bei den Herren der Schöpfung nicht attraktivitätssteigernd wirken.

Im Gegensatz zu Frauen ist die Fortpflanzungsfähigkeit der Männer nicht an ein so relativ enges Zeitfenster gebunden. Zwar nimmt auch bei ihnen die Zeugungsfähigkeit mit zunehmendem Alter ab, jedoch können sie auch dann noch Vater werden. Es verwundert also nicht, daß blonde Haare für Männer keinen Attraktivitätsbonus darstellen. Eher im Gegenteil: Viele Frauen bevorzugen den südländischen Typ, der dunkle Haare hat. Sie blond - er schwarz. Die Kombination findet man besonders häufig, wenn Klischees bedient werden, zum Beispiel der Filmheld und seine Geliebte, das glückliche Paar in der Werbung oder die Plastikfiguren von Braut und Bräutigam auf der Hochzeitstorte. Die These der Jugendlichkeit könnte auch helfen, das Stereotyp der Blondinen zu erklären: Blondinen mit Eigenschaften wie Naivität, Reinheit und Unschuld in Verbindung zu bringen rührt möglicherweise daher, daß Kindern dieselben Eigenschaften zugeschrieben werden. Somit ließe sich auch das Vorurteil, Blondinen seien dümmer als Nicht-Blondinen - der Aufhänger für die zahlreichen Blondinen-Witze - erklären: Kindern fehlt es an Lebenserfahrung und Wissen über die Bedeutung und Zusammenhänge von Dingen.

Und wie steht es nun um die Zukunft der Blondinen? Ist ihr Bestand wirklich bedroht? Mit der Meldung: "Die Blondinen sterben aus!" schockten zahlreiche Boulevardmedien unlängst ihre Leserschaft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in einer Studie berechnet, daß in 200 Jahren keine Blondschöpfe mehr geboren würden. Zwar stellte sich die Information als Falschmeldung heraus, aber dennoch war die Aufregung groß.

Nun - von einem Aussterben kann gewiß keine Rede sein - und schon gar nicht innerhalb von nur 200 Jahren - also der nächsten sieben Generationen. Dennoch ist davon auszugehen, daß es weniger blonde Menschen geben wird. Das liegt daran, daß die verantwortliche Genausprägung für blonde Haare rezessiv ist, wodurch die Farbe nur bedingt in Erscheinung tritt. Jedes Gen - somit auch das für die Haarfarbe - ist in zweifacher Ausführung vorhanden, da bei der Zeugung jeweils ein Chromosomensatz von Mutter und Vater zusammenkommen. Hat das Gen für die Haarfarbe beide Male die Ausprägung "blond", wird das neue Menschlein blond. Hat jedoch ein Gen die Ausprägung "schwarz", wird das neue Menschlein schwarze Haare haben. Vereinfacht ausgedrückt, denn in Wirklichkeit hängt die Haarfarbe von einem Gen alleine ab.

Pflanzen sich blonde Menschen mit solchen fort, die schwarze Haare haben, wird die Haarfarbe ihrer Nachkommen überwiegend eine dunkle sein. Genau das passiert in Zukunft vermehrt durch die Vermischung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Schwarze Haare setzen sich dabei durch, weil ihre Genausprägung dominant ist. Doch damit sind die Anlagen für blonde Haare keineswegs verschwunden. Ein Mensch, bei dem das eine Gen die Ausprägung "blond" besitzt und das andere die Ausprägung für schwarze Haare, hat dann zwar selbst schwarze Haare, kann die Ausprägung "blond" aber dennoch vererben. Bei der Zeugung werden die Chromosomenpaare nach dem Zufallsprinzip halbiert und weiter gegeben. Gewinnt das Gen mit der Ausprägung "blond" in dieser "Lotterie" und trifft es auf ein anderes seiner Art, wird das neue Menschlein wieder blond sein.

Rezessive Merkmale wie blonde Haare verschwinden also nicht so einfach. Sie haben dieselbe Wahrscheinlichkeit, an die Nachkommen weitergegeben zu werden wie Merkmale, die dominant sind. Die Anlagen für blonde Haare werden also im Genpool der Menschheit gleich häufig bleiben, lediglich das Aussehen der Nachkommen verändert sich. Die Menschen werden seltener helle Haare haben, obwohl sie die Anlagen dafür in sich tragen.

Die Vermischung der Erbfaktoren läßt sich mit dem Zusammenrühren von Flüssigkeiten in einem Gefäß vergleichen: Das Gemisch verändert sich dramatisch, doch die Einzelteile bleiben in Art und Häufigkeit gleich. Auch im Fall der Erbsubstanz bilden sich beim Zusammenführen viele neue Kombinationen, aber die einzelnen Komponenten, aus denen sich das gesamte Erbgut zusammensetzt, ändern sich nicht. Der berühmte Biologe E.O. Wilson betont, daß hierdurch viel mehr Kombinationen erblich bedingter Eigenschaften wie Augenfarbe, Haar- und Hautfarbe vorkommen werden als je zuvor, zum Beispiel blaue Augen und dunkle Haare oder braune Augen und blonde Haare.

Foto: Berühmte Blondine: Marilyn Monroe war von Natur aus brünett.


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