29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.06.07 / Deutsch als Schwerpunkt / Der Nationale Integrationsplan soll einheitliche Standards erwirken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-07 vom 23. Juni 2007

Deutsch als Schwerpunkt
Der Nationale Integrationsplan soll einheitliche Standards erwirken
von Rebecca Bellano

Als Innenminister Wolfgang Schäuble im vergangenen Jahr betonte, es sollte sich etwas in Sachen Vereinheitlichung der Integration von Ausländern tun, war die Hoffnung groß. Nach Problemen an Schulen mit hohem Ausländeranteil, von denen die Berliner Rütli-Schule nur die bekannteste war, Pisa-Tests, die bestätigten, daß Kinder ausländischer Abstammung die schlechteren Noten haben, und Kriminalstatistiken, in denen vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund häufig vorkamen, sollte sich etwas ändern. Die 16 Bundesländern sollten einheitliche Standards schaffen, die die Integration von Ausländern verbessern würden.

Unter dem Motto "Fordern und Fördern" trafen sich Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen, von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Stiftungen und Religionsgemeinschaften sowie Experten aus Kultur, Sport, Medien und Migrationsorganisationen, um gemeinsam Richtlinien auszuarbeiten. Nationaler Integrationsplan wurde das Ergebnis genannt, das seit vergangener Woche über 400 Seiten stark vorliegt.

Was Bundeskanzlerin Merkel hiervon Mitte Juli offiziell verkünden wird, ist jedoch noch offen, da jetzt die Überarbeitungsphase begonnen hat. Sicher ist nur folgendes: Die Bundesländer verpflichten sich freiwillig zur verstärkten Sprachförderung von ausländischen Kindern aller Altersstufen. Da jedes fünfte Kind einen Migrationshintergrund hat, werden die Maßnahmen Millionen Euro kosten. Ihr Ziel sei ein einheitliches Bildungskonzept vom Kindergarten bis zur Hochschule, sagte der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff bei der Pressekonferenz. Daß dies nötig ist, belegen neben den internationalen Pisa-Tests zahlreiche Studien. Auch die Bundesagentur für Arbeit leidet darunter, da sie Probleme hat, die deutlich schlechter ausgebildeten Ausländerkinder in den Arbeitsprozeß zu integrieren. Lediglich jeder dritte Jugendliche mit Migrationshintergrund macht eine betriebliche Ausbildung. Bei den deutschen Kinder sind es weit über die Hälfte.

Ein weiteres, auf das sich die Länder zu einigen gewillt sind, ist der Plan, mehr Zuwanderer in den Verwaltungen einzustellen. Erstens können diese als Vermittler auftreten und zweitens als Vorbild fungieren, denen andere Migrantenkinder nacheifern wollen.

Doch auch wenn die Details des Nationalen Integrationsplans noch nicht abschließend geklärt sind, melden sich zahlreiche Kritiker zu Wort. Man könne keine Eingliederung per Bußgeld erzwingen, ist im Internet unter www.islam.de zu lesen.

Beklagt wird hier die Tatsache, daß Ämter Nichtintegrierte an die Ausländerbehörde melden sollen. Wer die Teilnahme an einem Integrationskurs verweigert, soll nach den Plänen der Großen Koalition angeblich 1000 Euro Strafe zahlen. Wer andere an Integration behindere, solle sogar ausgewiesen werden, behauptet www.islam.de.

Auch wird bedauert, daß in dem Plan nicht mehr die Rede davon sei, Türken und anderen Nicht-EU-Bürgern das kommunale Wahlrecht zuzusprechen.

Die linke Tageszeitung "taz" wiederum mahnt an, daß die Integrationsbedingungen nicht für alle gleichermaßen gelten. Amerikaner und Japaner würden beispielsweise weniger harte Integrationsauflagen erfüllen müssen.

Dem Bielefelder Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer wiederum ist die Fokussierung auf die Kenntnisse der deutschen Sprache zu kurz gedacht. Sprachkurse seien zwar ein wichtiges Element, aber darüber hinaus müsse vor allem der Sozialraum als Ganzes - beispielsweise der Stadtteil - im Blickpunkt der Politik stehen, sagte er im "Deutschlandfunk".

Er plädiert dafür, in bestimmten Migrantenmilieus zu intervenieren, indem man Aufsteiger dieser Gesellschaft einsetzt, um verstärkte Bildungsanstrengungen durchsetzen zu können. Da viele Kinder aus sogenannten "bildungsfernen" Familien stammen, ihre Eltern kaum die Schule besucht und keine Ausbildung haben, soll das Vorbild helfen. Sie sollen dafür stehen, daß eine Ausbildung keineswegs überflüssig ist.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren