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23.06.07 / Was Großmutter schon kannte / Seilspringen als Training für Herz und Kreislauf und zur Stärkung der Muskulatur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-07 vom 23. Juni 2007

Was Großmutter schon kannte
Seilspringen als Training für Herz und Kreislauf und zur Stärkung der Muskulatur
von Corinna Weinert

Vor Jahrzehnten sprangen unsere Eltern und Großeltern schon über ein selbst oder von anderen geschlagenes Seil, meistens draußen, vor der Haustür oder im Hinterhof. Damals hieß das Spiel Seilspringen. Eigentlich nennt man es auch heute noch so, und auf der Straße wird es von Kindern wie eh und je gespielt, doch fanden in den letzten Jahren auch die Erwachsenen Gefallen hieran und etablierten es unter der Bezeichnung "Rope Skipping" in Sportvereinen und Fitneß-Studios.

"Rope Skipping" hat - wie viele andere Trendsportarten auch - seinen Ursprung in den USA. Entstanden ist es bereits vor mehr als 30 Jahren, damals noch als Kampagne der amerikanischen Herzstiftung, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter dadurch vorbeugen wollte, daß sie im Jugendalter Herz-Kreislauf-orientiertes Training gezielt förderte. Hierfür schien ihr das Training mit dem Seil ideal geeignet. Später wurde "Rope Skipping" dann im Rahmen einer Anti-Drogen-Kampagne eingesetzt, um Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben. Seilspringen hielt im Laufe der Jahre vermehrt Einzug in die amerikanischen Schulen, wo von den Kindern immer mehr Sprungformen erfunden wurden.

1983 kam das neu-artige Seilspringen durch einen Schüleraustausch als Sportart auch zu uns nach Deutschland, wo es über Sportvereine in der ganzen Bundesrepublik Verbreitung fand. Im Jahr 2000 ebnete ein Sportartikelhersteller dem Trendsport den Weg in die Fitneß-Studios, wo man es heute als Konditionstraining einsetzt.

Das moderne Hüpfen schult Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination, Kraft und Schnelligkeit und stärkt die Muskulatur im Arm-, Bein-, Po- und Schultergürtelbereich. Zehn Minuten Seilspringen soll den gleichen Trainingseffekt wie 30 Minuten Jogging haben und im Vergleich hierzu rund dreimal so viele Kalorien verbrauchen. Bei 72 Kilogramm Körpergewicht sind das pro halber Stunde Training etwa 400 Kilokalorien.

Die einzelnen Sprünge, die man "Stunts" nennt, erfolgen mit beachtlichem Tempo - bis zu 160mal in der Minute kreist das Seil (zu Musik mit hoher Taktfrequenz) um den Körper, wobei Arme gekreuzt oder seitwärts geschwungen, Beine gegrätscht, Knie hochgezogen, Fersen oder Zehen nach hinten oder vorne aufgetippt, Drehungen und Platzwechsel vollzogen werden. Immer wieder entwickeln sich neue Variationen, die vielfach auch mit turnerischen Elementen verknüpft sind, wie beispielsweise Flic-Flac, Handstand, Liegestütze, Salto oder Überschlag.

Die Sprungseile haben rotierend gelagerte Griffe, damit sie sich nicht verdrehen. In der Profi-Liga verwendet man unterschiedliche Seilarten: Das "Speedseil" ("Speed Rope") besteht aus Draht oder Kunststoff. Es ist dünn und leicht und hat einen geringen Luftwiderstand, so daß man hohe Geschwindigkeiten damit erreicht. Das "Gliederseil" ("Beaded Rope") setzt sich aus Kunststoffhülsen oder -röllchen zusammen, die ähnlich wie Perlen an einer Perlenkette auf einer Nylonschnur aufgefädelt sind. Man benutzt es vor allem für Tricks, da es formstabil ist. Das "Lang- oder Schwungseil" besteht aus einem mit Stoff ummantelten Kunststoffkern; es sieht einem Kletter- oder Segelseil recht ähnlich und wird meist für Darbietungen in der Gruppe eingesetzt.

"Rope Skipping" ist generell ein Teamsport, da sich viele Sprungformen nur zu zweit oder in der Gruppe realisieren lassen. Vor allem der "Double Dutch" (Doppelter Holländer) läßt die Dimension der Sportart deutlich werden: Während zwei Mitglieder der Gruppe zwei Langseile im Gegenrhythmus schwingen, führen beliebig viele andere aus der Gruppe darin verschiedene Sprünge durch - teilweise setzen sie dabei auch noch eigene Seile ein. Mitunter zeigen die beiden Schläger sogar selbst kleinere Kunststücke, während sie die Seile rotieren lassen.

Enorme Koordination erfordert auch das "Rad" ("Wheel"). Hierbei vereinen sich bis zu vier Personen zu einer Kette, indem die Griffe der Seile jeweils nach links und rechts an den Nachbarn weitergegeben und die Arme somit gekreuzt werden.

Eindrucksvoll sind die selbst erdachten Choreographien, mit denen die Vereine bei Showveranstaltungen und Wettbewerben antreten - sie sind auch eine Bewertungsgrundlage für die jährlich ausgetragenen Meisterschaften. Das Kampfgericht beurteilt jeweils die Schwierigkeit der einzelnen Sprünge, die Technik und die Kreativität, zu der unter anderem die Ausnutzung der Wettkampffläche, die Richtungswechsel der Seile und die Trick-Kombinationen gehören.

Die ersten offiziellen Weltmeisterschaften wurden 1997 von der "International Rope Skipping Federation" (IRSF) abgehalten; mittlerweile sind Bestrebungen im Gange, "Rope Skipping" als olympische Sportart anzuerkennen.

Foto: Nicht nur ein Spaß für Kinder: Seilspringen ist gesund.


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