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30.06.07 / Kein deutscher Name mehr / Der einst rote Beusselkiez ist islamgrün geworden - Zwischen Dönerbuden und Integrationsangeboten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Kein deutscher Name mehr
Der einst rote Beusselkiez ist islamgrün geworden - Zwischen Dönerbuden und Integrationsangeboten
von Albrecht Rothacher

Das Beusselkiez, im Westen von Moabit zwischen Gotzkowskistraße und dem S-Bahnhof Beusselstraße gelegen, war nie eine besonders feine Wohngegend. Es war ein Arbeiterviertel, dessen Bewohner im Berliner Fruchtgroßmacht, im Westhafen und im Kraftwerk Moabit ihr Auskommen fanden. Eine notorische Berühmtheit erwarb das traditionell rote Beusselkiez, als hier 1932 der Flugblätter verteilende Hitlerjunge Quex (in Wahrheit ein 16jähriger Oberschüler namens Herbert Norkus) vom Roten Frontkämpferbund erstochen wurde.

Ich selbst war Anfang der 80er Jahre in die Wittstocker Straße gezogen. Der Wohnraum war billig und frisch saniert, die Fahrt per Rad zu meinem Arbeitsplatz bei einer Großbank in der Otto-Suhr-Allee angenehm und die Mitbewohner eine fröhliche Truppe lebenslustiger Jungakademiker. Gemeinsam begrünten wir den Innenhof. Die alte Frau Pieczik erzählte die Kriegsgeschichte des Viertels.

Vor 23 Jahren hatte ich mich aus Berlin, wie es sich herausstellen sollte, dauerhaft ins Ausland abgesetzt. Der erste Eindruck vom erstmals wiederbesuchten Haus und Viertel löst jedoch nun Entsetzen aus. Die Haustür des alten Mietshauses in der Wittstocker Straße steht offen. Grafitti an den Wänden, bröckelnder Putz. Die damals angelegten Grünrabatten existieren noch: verunkrautet, zugemüllt. Satellitenschüsseln an den Fassaden künden von Parallelgesellschaften. Die Namen auf den verbeulten Briefkästen: Allouch, Öztürk, Al Fazur, Malakshali ... bestätigen dies. Keine Frau Pieczik, kein Jungakademiker, kein deutscher Name mehr.

Der Rundgang durchs Viertel bestätigt den ersten Eindruck. Nicht nur sind leichtsinnige Hitlerjungen, meuchelnde Kommunisten, heroische Kriegsgefangene und bekennende Christen Vorgeschichte, die ganze deutsche Leitkultur ist aus dem Straßenbild verschwunden. Stattdessen finden wir: Habibi Gemüse, Al Karmel Wasserpfeifen, Telecafe Bogazici, Juwelier Dubai, Nova Arab Cafe, Iran Kish, Pho Huang Hanoi, Reisebüro Özer, Lebanesiche Grill, Halal Fleischerei, Salon Al Aqsa, Car Pflege Aktas, Gelincik Coiffeur, Konditorei Abu Laila, Buchmacher Irfan Demir, den - trefflich benannten - Sun Fat China Imbiß, Restaurant Jaipur, Gözlemici Kaffee, Kuchen und Hackfleisch, Selimije Bäckerei, Brautmoden in der Gül Boutique und in einem nur arabisch beschrifteten Laden verschleierte Moden in den Saisonfarben Lila und Blaßrosa. Die Huttenapotheke wird türkisch geführt, und in dem Tiergartner Sportfreunde e.V. residieren vier türkische Fußballvereine. Die deutsche Präsenz in der Beusselstraße als der Haupteinkaufstraße des Viertels beschränkt sich auf den Fachhandel und Reparaturdienste für Elektronikteile, Feuerlöscher und Rollläden. Von früher erkenne ich nur die Samenhandlung Wilhelm, in der ich Bonsaisaaten erstanden hatte. Sie ist leergeräumt und verlassen.

Schließlich gibt es noch eine einsame Pizzeria, die den alle zehn Meter bruzzelnden Dönerimbissen trutzt, sowie diskret in der Siemensstraße das "Sabni Sabni Land", in dem Afrikanerinnen ihre Liebesdienste anbieten. Pikanterweise offeriert im selben Haus die Cosa Nostra e.V. Betreutes Gruppenwohnen und Mietentschuldungsberatung.

Das Straßenbild wird geprägt von nahöstlich wirkenden, oft verschleierten Müttern beim Einkauf mit einer zahlreichen, meist ebenso übergewichtigen Kinderschar, von halbwüchsigen Türkenjungen, die sich auf dem Bürgersteig Fahrradrennen liefern, und von der auch werktags in den Cafes und Kebabstuben herumlungernden, finster dreinschauenden Männerwelt. Die Straßenreinigung scheint vor den neuen Bewohnern zu kapitulieren. Häusersanierungen haben seit zwei Jahrzehnten offenkundig nicht mehr stattgefunden.

Und wo sind die Deutschen? Es gibt noch welche. Die Alten, die ihre Aldi-Einkaufstüten an den Rollator hängen und mühsam einsam nach Hause schlurfen. Und dann wie letzte Trutzburgen Eckkneipen wie "Zum Stammtisch" und "Zum guten Schluck". Hier sitzt schon am Werktag morgens eine unübersehbare Hartz-IV-Klientel biertrinkend und kettenrauchend auf Plastikstühlen in der Sonne. Die nackten Oberkörper wirken dank des Überreichtums an Tätowierungen blau verfärbt.

Am Zeitungskiosk gibt es neben reichlich türkischer, arabischer und serbokroatischer Presse noch Restposten des Berliner Boulevards, auch die "Bravo" sowie deutsche Sport- und Computerzeitschriften. Das war es aber auch schon. Eine Buchhandlung erwartet man in dem Viertel ohnehin nicht mehr. Zu recht. Das Multikulti-Kiez als kulturfreie Zone.

Und die offizielle Politik von Bezirk, Senat, Bund und EU für das Problemviertel?

Ja es gibt sie, in gut gemeinten Spurenelementen sichtbar. Lernziel e.V. bietet in der Beusselstraße Integrationskurse an, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlingsfragen (BAMF) finanziert werden. Jede Woche neu, und es sind noch Plätze frei. Auch in den Alphabetisierungskursen. In Safina, dem "Haus der Weisheit", einer interkulturellen Kindertagesstätte, mahnt ein Aushang etwas entnervt, die Kinder zwischen 8 und 9 Uhr doch gefälligst pünktlich abzuliefern. Schließlich lobt ein Schaukasten des Quartiermanagements Moabit West einen Preis von 2000 Euro für das beste Integrationsobjekt aus. Ähnlich an wohlmeinender Hilflosigkeit kaum zu übertreffen: Die Plakatwerbung einer vom Europäischen Sozialfonds und vom Familienministerium geförderten Vernissage zur Wiederbelebung des kulturleer gewordenen Raums. Als ich später einem Schulfreund, der in Merkels Kanzleramt ein hohes Tier geworden ist, Bericht erstatte, zuckt er nur traurig mit den Schultern.

West-Moabit und das Beusselkiez sind keine der medial prominenten Problemregionen Berlins wie Neukölln oder Kreuzberg, wo ausländische Jugendbanden in Schulen und Hinterhöfen rechtsfreie Zonen schaffen und die verbliebenen Symbole der sich zurückziehenden öffentlichen Ordnung, wie Lehrer und Polizisten, terrorisieren. Es ist die Normalität eines ganz alltäglich, unspektakulär sich desintegrierenden Arbeiterviertels, in dem sich scheinbar unaufhaltsam die Parallelgesellschaften eines internationalen, nahöstlich geprägten Subproletariats breitmachen und die deutschen Mittel- und Unterschichten, und das deutsche Geschäfts-, Kirchen- und Kulturleben weitgehend verdrängen. In der amerikanischen Stadtsoziologie kennt man dieses Phänomen seit den 30er Jahren als "ethnic succession" (völkische Nachfolge), durch die die gewalttätigen Ghettos der Farbigen und Latinos entstanden. Angesichts ausbleibender Repatriierungen und weiterer nichtintegrationswilliger Migrantenströme mit ihren hohen Geburtenraten ist in Deutschland eine Verschlimmerung programmiert. Das tote Beusselkiez mit seiner Nullkultur als kleinstem gemeinsamem Nenner eines nahöstlichen Völkergemisches droht eines Tages sich metastasenartig überallhin auszubreiten. Das Ergebnis läßt sich mit einer U-Bahnfahrt (Station "Turmstraße") in Berlin besichtigen. Es ist kein erbaulicher Anblick.


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