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30.06.07 / Spaß und Disziplin / Loki Schmidt über Schule

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Spaß und Disziplin
Loki Schmidt über Schule

Sie und ihr Mann feierten in den letzten Tagen Eiserne Hochzeit, Loki Schmidt und Alt-Kanzler Helmut Schmidt sind 65 Jahre verheiratet und haben sich in ihrer Schulzeit kennengelernt. Rechtzeitig zum großen Ereignis hat der Rowohlt Verlag "Mein Leben für die Schule" als Taschenbuch herausgebracht, in dem die ehemalige Lehrerin über ihre Schulzeit als Schülerin und Lehrerin berichtet.

Das in Form eines Interviews verfaßte Buch gibt spannende Einblicke in die deutsche Schullandschaft von 1920 bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Aus armen Verhältnissen stammend - der im Handwerk tätige Vater war in den 20er Jahren arbeitslos - hatte Loki Schmidt das Glück, als Grundschülerin eine Hamburger Reformschule zu besuchen, in der die Kinder frei und ohne Zwang lernen konnten. Hiervon profitierten auch ihre Eltern, die das Gelernte von ihren vier Kindern übernahmen und in die Schulaktivitäten eng eingebunden wurden. So fuhr die Mutter als Kochmutter mit ins Landschulheim, was für sie ein Urlaubsersatz war und was sie auch noch tat, als ihre eigenen Kinder die Schule verlassen hatten. Auch über die weiterführende Schule und die Probleme während des Nationalsozialismus erzählt die Gattin des Alt-Kanzlers frei heraus.

Später, als sie selbst Lehrerin und Mutter war, hatte es Loki Schmidt schwer. "Wenn mein Mann nicht zu Hause bleiben konnte, wurde das Kind ins Ställchen gesetzt, und ich bin in die Schule gefahren. Es blieb mir nichts anderes übrig. Heute würde man wegen Grausamkeit verklagt." Und noch für etwas anderes würde Loki Schmidt heute verklagt werden. Und zwar ist sie noch heute davon überzeugt, daß ein Klaps Kindern nicht schade, wenn der Lehrer verbal keine Disziplin herstellen kann, weil sich Kinder nicht an die Spielregeln halten. "Also ich verteidige meinen Klaps", betont sie auf Nachfrage ihres Interviewpartners Reiner Lehberger, der als Professor für Erziehungswissenschaften das nötige Hindergrundwissen hat, um gezielt Fragen zu stellen.

Auch nach gegenwärtigen Entwicklungen in der Schule wird Loki Schmidt befragt, und auch hier hat sie eine feste Meinung. So sei es durchaus sinnvoll, Kinder in der fünften und sechsten Klasse zusammenzulassen, doch da die deutschen Lehrer gar nicht für den in diesem Fall nötigen Unterricht ausgebildet seien, sei es derzeitig nicht durchzusetzen. Außerdem müßten sich Lehrer mehr für die Herkunft ihrer Kinder interessieren, denn nur so könnten sie den Unterricht entsprechend gestalten. Bel

Loki Schmidt: "Mein Leben für die Schule", rororo, Reinbek 2007, broschiert, 270 Seiten, 8,90 Euro, Best.-Nr. 6227


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