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30.06.07 / Blaudruck und Jacquard / Sonderausstellung zur schlesischen Tuchproduktion

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Blaudruck und Jacquard
Sonderausstellung zur schlesischen Tuchproduktion
von Dieter Göllner

Bei einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung des Museums für schlesische Landeskunde im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott "Gut betucht. Textilproduktion und Tuchhandel in Schlesien" wird der Besucher anhand von Exponaten und Dokumentarmaterial an das vielseitige Thema des schlesischen Leinens herangeführt.

Veranschaulicht werden Aspekte des Weberhandwerks und der Leinenherstellung, die in Schlesien bereits seit dem späten Mittelalter Tradition hatten. Schlesisches Leinen war jahrhundertelang ein geläufiger Begriff in Europa sowie in Amerika und beeinflußte bis weit ins 20. Jahrhundert die wirtschaftliche Entwicklung. Schlesisches Leinen galt als "Exportschlager" und wichtiger Wirtschaftsfaktor. Hervorgehoben werden allerdings auch soziale Mißstände, die schlesische Textilunternehmer und insbesondere Weber erlebt haben und die letztendlich zu den bekannten Weberaufständen führten. Gezeigt werden Bücher und Zeichnungen, die mit der Thematik des Webens und der Weberaufstände eng verbunden sind. Dazu gehören das Drama des schlesischen Literaturnobelpreisträgers Gerhart Hauptmann "Die Weber", das autobiographische Werk von Karl May "Mein Leben und Streben" sowie der "Weberzyklus" von Käthe Kollwitz und die Märchenbücher "Rumpelstilzchen" und "Rübezahl".

Die ausgestellten Exponate stammen aus hauseigenen Beständen sowie von institutionellen und privaten Leihgebern. Nicht zu übersehen sind der original schlesische Webstuhl, Puppen in bunten schlesischen Trachten mit Hauben und Schürzen aus feinster Spitze sowie eine traditionell gedeckte Tafel. Zu sehen sind unter anderem Weißstickereien aus dem Riesengebirge, typische Blaudruck-Produkte, mit Alltagsmotiven und Sprüchen versehene Rolltücher und hochwertige Jacquardwebereien.

Die Abläufe bei der Fertigung des Leinens und die Atmosphäre in den Weberwerkstätten sind auf großen Transparenten nachzuvollziehen. Außerdem wird die Geschichte verschiedener schlesischer Industrieller nachgezeichnet, unter anderem jene der Firma Dierig und der Laubaner Taschentuchproduktion, die selbstbewußt mit dem Slogan "Lauban putzt der Welt die Nase" warb. Vorgestellt werden auch historische Persönlichkeiten, die mit ihrer Politik Einfluß auf die Entwicklung der Textilindustrie hatten, wie der Förderer des Gewerbes Friedrich der Große, Napoleon und Friedrich Wilhelm IV.

Die Sonderausstellung ist bis zum 26. August zu besichtigen. Sie wird durch ein vielseitiges Veranstaltungs- und museumspädagogisches Programm ergänzt. Großer Aufmerksamkeit erfreuten sich die praktischen Vorführungen der Nadelstickerinnen Adelheid Jakobi und Dorothea Fiedel sowie der Klöpplerin Sybille Lutz, die in den Museumsräumen demonstrierten, wieviel Geschick und Fertigkeit schlesische Handarbeiten erfordern.

Haus Schlesien, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott, Telefon (0 22 44) 88 60, E-Mail: info@hausschlesien.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend von 10-12 Uhr, 13-17 Uhr, Sonn- und Feiertags von 11-18 Uhr.

Foto: Anschauungsmaterial: Schlesische Trachten in der Textil-Ausstellung.


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