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07.07.07 / Ost-Deutsch (22): Feierabend

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-07 vom 07. Juli 2007

Ost-Deutsch (22):
Feierabend
von Wolf Oschlies

Umorni tamburasi svirat fajron na kraj", sang vor langen Jahren ein Schlager in Makedonien: Müde Musikanten spielen einen "fajron" zum Ende. Der makedonische "fajron" ist natürlich der deutsche "Feierabend", mittelhochdeutsch "vir abent", wie der Vorabend eines Kirchenfestes genannt wurde. Später wandelte sich die Bedeutung zu "Arbeitsende", hörbar an dem schönen Lied "'S ist Feierabend", das im Erzgebirge traditionell bei Beerdigungen gespielt wurde. Daneben gab und gibt es weitere Verwendungen, grobe ("Jetzt ist aber Feierabend") und freundliche wie das "Feierabendheim", das Altersheim zu DDR-Zeiten.

In Osteuropa ist der Feierabend als "fajron, fajront, fajrunt, fajrant" allgegenwärtig, obwohl kaum noch jemand seinen deutschen Ursprung kennt: In einer nordmährischen Zeitung fand ich kürzlich diese Erklärung: "Toto ostravské slangové slovo fajront vyjadruji konec pracovní doby" (Dieses Slangwort aus Ostrau bezeichnet das Ende der Arbeitszeit), wogegen nichts zu sagen ist, sofern man die 250 Jahre deutscher Bergbau- und Hüttentradition in Ostrau (oder: Ostrava) in Rechnung stellt.

In der Slowakei arbeitet seit langem die Brauerei "Fajront", deren gemütliche Kneipen ich noch in guter Erinnerung habe. In Bosnien veröffentlichte Halid Muslimovic im Mai sein "pjesma za fajront" (Lied zum Feierabend), in Kroatien verabschiedete sich eine berühmte Gesangsgruppe mit dem Album "Fajront" in den Ruhestand. Kroatische Jugendliche beschweren sich ständig, daß in zu vielen Bars "u subotu u 9 navecer fajrunt" (am Sonnabend um 9 Uhr abends Feierabend) sei, und die serbische Wochenzeitung "Vreme" (Zeit) titelte einen spöttischen Report "Nocni zivot - fajront u Beogradu" (Nachtleben: Feierabend in Belgrad).

Seit zwei Jahren klingt "Feierabend" politischer. In Montenegro ist "fajront" für nationalistische Parteien, in Serbien "stize fajront pre gazde" (kommt der Feierabend zu den Chefs), wenn Marktwirtschaft und Privatisierung die alten Staatsbetriebe aufmischen. In Makedonien haben neue Privatbetriebe manchen Altfunktionären "fajront otsvirea" (Feierabend gespielt). In Polen war bereits 2000 "fajrant w Nowej Hucie" (Feierabend in Nowa Huta), der sozialistischen Dreckschleuder neben dem majestätischen Krakau.


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