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14.07.07 / Talentschmiede Deutschland / Erhöhte Zuwendungen des Bundes für Hochbegabtenförderung zeigt Folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Talentschmiede Deutschland
Erhöhte Zuwendungen des Bundes für Hochbegabtenförderung zeigt Folgen
von Rebecca Bellano

Wenn das Thema Bildung in Deutschland zur Debatte steht, quälen sich die meisten Deutschen nur noch ein müdes Lächeln ab. Zwar versprechen Politiker jeglicher Couleur spätestens seit dem mittelmäßigen Abschneiden deutscher Schüler bei dem internationalen Pisa-Test immer wieder Besserung, doch die Realität sieht anders aus.

Da werden aufgrund von Lehrermangel Unterrichtsfächer gar nicht mehr angeboten, Unterrichtsausfall ist an der Tagesordnung, und Schulen werden aus Geldmangel zusammengelegt. Außerdem müssen viele Gebäude dringend renoviert und Lehrmaterialien erneuert werden. Gleichzeitig sollte die pädagogische Arbeit intensiviert werden, um auch Schüler mit Lernbehinderung und Migrationshintergrund besser einzugliedern. An den Universitäten sieht es nicht viel besser aus, auch wenn inzwischen einige Universitäten zu "Eliteuniversitäten" erkoren wurden. Trotz Studiengebühren klagen Studenten vieler Hochschulen darüber, daß die Mängel die selben sind wie zuvor.

Doch für eine kleine Gruppe von Studenten gibt es jetzt Licht am Horizont. An Gymnasien werden gute und gesellschaftlich engagierte Schüler direkt umworben und sie erfahren eine Sache, von der sie gar nicht wußten, daß es sie auch in Deutschland gibt: Stipendien. Hatten Sie zuvor nur in ihren Lieblings-US-Serien davon gehört, informiert man sie jetzt darüber, daß es derartiges auch in Deutschland gibt.

Der Grund dafür, daß die entsprechenden Stiftungen ihre Bereitschaft, ausgewählte Studenten mit bis zu 525 Euro monatlich plus 80 Euro Büchergeld zu unterstützen, publik machen, ist die Tatsache, daß der Bund mehr Geld zur Verfügung gestellt hat.

"Damit Deutschland zu einer Talentschmiede wird, werden wir bis zum Ende der Legislaturperiode die Zahl der Studierenden, die ein Stipendium erhalten, um die Hälfte erhöhen. Deshalb haben wir auch die Mittel für die Begabtenförderung deutlich angehoben", erklärt die Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan die Entscheidung, 2007 20 Millionen Euro mehr für Begabtenförderung zur Verfügung zu stellen.

Der Bund unterstützt elf Begabtenförderungswerke: das Cusanuswerk - Bischöfliche Studienförderung, die Evangelische Studienstiftung in Villigst, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Friedrich-Naumann- Stiftung für die Freiheit, die Hanns-Seidel-Stiftung, die Hans-Böckler-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft und die Studienstiftung des deutschen Volkes.

"Sie sind hoch motiviert und wollen Verantwortung übernehmen? Ihre Leistungen in Schule und Studium sind überdurchschnittlich? Sie sind gesellschaftlich engagiert?" wirbt die Begabtenförderung im Hochschulbereich, und angeblich haben auch Abiturienten mit einem Zweier-Durchschnitt eine Chance, gefördert zu werden, wenn sie nur motiviert und gesellschaftlich engagiert genug sind. Allerdings: "Wir haben wachsende Schwierigkeiten, Leute zu finden, die begabt und politisch engagiert sind", klagt die Friedrich-Ebert-Stiftung. Außerdem würde man ja gerne benachteiligte Kinder aus Migrantenfamilien fördern, nur gibt es leider unter ihnen noch weniger, auf die diese Kriterien zutreffen. Die Wochenzeitung "Die Zeit" merkt an, daß eine Studentin der Ingenieurwissenschaften mit türkischem Hintergrund trotz nur durchschnittlicher Note mit einem Stipendium rechnen dürfte, denn Frauen, Migranten sowie Natur- und Technikwissenschaftler liegen dort derzeit im Fördertrend.

Doch auch wenn sich die neue Spendierfreudigkeit des Bundes gegenüber Hochbegabten gebessert hat, so sollte man realistisch sein: Es handelt sich hier nur um eine kleine Gruppe, die in diesen Genuß kommt. So hat die Konrad-Adenauer-Stiftung 2006 von rund 1300 Neu-Bewerbern 392 Personen ausgewählt, 2007 werden es über 400 sein. 2005, vor der erhöhten Förderung durch den Bund, waren es nur 255 Studenten. Kritiker befürchten, daß jetzt Masse statt Klasse dominiere, allerdings kann man bei dieser Größenordnung keineswegs von einer Masse sprechen.


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