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14.07.07 / Eine Erfindung der Neuzeit / "Von der Seele der Landschaft": Eine Berliner Galerie zeigt Werke verschiedener Künstler aus der Zeit um 1900

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Eine Erfindung der Neuzeit
"Von der Seele der Landschaft": Eine Berliner Galerie zeigt Werke verschiedener Künstler aus der Zeit um 1900

Die Landschaft als eigenständiges Motiv der Malerei ist eine Erfindung der Neuzeit. Obwohl schon Albrecht Dürer im ausgehenden Mittelalter sehr ausführliche, genau beobachtete und bildwirksame Landschaften zumeist als Aquarell gemalt hatte, dienten ihm diese aber ausschließlich als Studien für die Bildhintergründe seiner Gemälde. Und genau dies war seinerzeit - und noch für viele Jahrhunderte - die Rolle der Landschaft in der Malerei: Sie diente als Folie, vor der sich das eigentliche Motiv, sei es ein Porträt oder eine historische, biblische oder mythologische Szene abspielte. Mit Nicolas Poussin (1594-1665) änderte sich diese Auffassung nachhaltig:

Die zumeist mythologischen Figurengruppen traten stärker zurück und nahmen von nun an immer mehr den Charakter von Staffagefiguren an, welche die groß angelegten und klassisch ausgewogen komponierten Landschaften zu beleben hatten.

Erst mit den Romantikern zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Landschaft ein ganz eigenständiges Bildmotiv, das nun auch keine "Rechtfertigung" mehr durch wie auch immer gearteten Figurengruppen benötigte. Caspar David Friedrichs (1774-1840) menschenleere Gebirgs- oder Strandschilderungen kamen oft genug auch ohne Staffagefiguren zur Geltung und wirkten allein durch ihre stimmungsvolle Ausführung "beseelt". Die Impressionisten schließlich hatten es sich zum Ziel gesetzt, weniger die Landschaft selbst zu malen, als vielmehr das Licht, das auf ihr lag. Sie hielten mit schnellen Strichen flüchtige Stimmungen fest, Momentaufnahmen sozusagen, welche das einstmals als bloßen Hintergrund verstandene Motiv nun geradewegs zum Leben zu erwecken schienen. Sie führten die durch die Romantiker eingeleitete "Beseelung" der Landschaft fort und ließen diese manchmal selbst wie ein Wesen erscheinen, aus dessen Leben sie einen flüchtigen Augenblick einfingen.

Künstler wie Max Liebermann oder auch Eugen Bracht führten diese Sichtweise zum Ausgang des 19. Jahrhunderts in Deutschland ein und halfen sie, auch durch ihre Lehrtätigkeit an den Akademien, an die junge Künstlergeneration zu vermitteln und somit zu verbreiten. Insbesondere Eugen Bracht prägte durch seine über 20jährige Tätigkeit als Professor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie jene Generation von Künstlern, deren Werke in einer Ausstellung der Berliner Galerie Barthelmes & Wischnewski zu besichtigen sind. Gezeigt werden unter dem Titel "Von der Seele der Landschaft - Berliner Landschaftsmalerei um 1900" 50 Arbeiten verschiedener Künstler. gbw

Die Ausstellung in der Galerie Barthelmes & Wischnewski, Giesebrechtstraße 10, 10629 Berlin, ist montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr, sonnabends von 11 bis 15 Uhr, geöffnet, bis 24. August. Weitere Informationen sind auch im Internet auf der Seite www.gbw-berlin.de zu finden.

Foto: Elfriede Thum: Abendstimmung an der Oder (Öl, um 1920)


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