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14.07.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es ist schon seltsam, womit man neuerdings als älterer Zeitgenosse traktiert wird. Nachdem man die Generation, die man zwar höflich mit dem Begriff "Senioren" verbrämte, lange links liegengelassen hat, bemüht man sich nun zunehmend um sie als vielversprechende Verbrauchergruppe. Nicht nur telefonisch wird man ungebeten bemüht, sich für manchmal reichlich obskure Angebote zu interessieren, sondern auch mit Prospekten und Faltblättern überhäuft. So bekam ich ein Angebot für "Mehr-Gehirnjogging" - aber das habe ich schnell wie alle anderen Offerten entsorgt. Denn das brauche ich weiß Gott nicht, da sei meine Ostpreußische Familie vor! Ihre Zuschriften bieten mehr als bloßen Denksport, sie sind das beste Wissenstraining, denn sie zwingen mich ständig, mich mit Fragen zu beschäftigen, die vor allem unsere Heimat betreffen - da ist Erinnerung und Kenntnis, aber auch das Forschen nach bisher Unbekanntem gefragt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht Nachschlagewerke, Lexika, Archive bemühen muß - wozu brauche ich da noch einen elektronischen Grips-Trainer!

Aber es geht nicht nur darum. Die Ostpreußische Familie schenkt mir etwas, was nicht käuflich zu erwerben ist: das Gefühl der Verbundenheit in der Liebe zur verlassenen Heimat. Das sich nicht nur in den vielfältigsten Suchwünschen widerspiegelt, sondern einfach in der Hoffnung, endlich einen verständnisvollen Ansprechpartner zu finden. Das habe nicht nur ich, die ich ja auch optisch jede Woche in unserer Zeitung präsent bin, sondern die ganze Redaktion gerade in letzter Zeit erfahren, weil das Thema Vertreibung durch die Medien endlich stärker behandelt wird. Vor allem durch den ARD-Zweiteiler "Die Flucht", dessen Nachwehen sich noch immer in vielen Zuschriften bemerkbar machen. Die manchmal den Umfang von acht und mehr Seiten haben, auf denen das eigene Schicksal geschildert wird, mit den daraus resultierenden Fragen und der offenen oder unterschwelligen Hoffnung auf eine erschöpfende Antwort. Die aber auf diesem Wege nicht gegeben werden kann, denn wir wären damit überfordert. Das haben Sie als Leser sicher bemerkt, weil ich einige der gravierendsten Probleme in unserer "Ostpreußischen Familie" nur ansprechen, aber nicht stärker auf sie eingehen konnte. Die Redaktion bemüht sich, in größeren Beiträgen die wichtigsten Fragen zu thematisieren, die eigentlich im Gespräch behandelt werden müßten - trotz der lebhaften Reaktion in Leserbriefen kommt eben kein befriedigender Dialog zustande, kann es auf diesem Mediensektor auch nicht.

Und deshalb kam in unserer Redaktion der Gedanke auf, die Möglichkeit für einen solchen mit einem Treffen aller Gesprächswilligen im Ostheim in Bad Pyrmont zu schaffen. Kein Seminar mit gewohnt reichem Vortragsprogramm, sondern eine Art Symposium, auf dem den Teilnehmern die Möglichkeit zur ausgiebigen Diskussion geboten wird. Ausgehend von dem TV-Film "Die Flucht", dessen beide Teile gezeigt werden sollen. Die Vorführung des Filmes ist nicht nur als primäre Diskussionsvorlage gedacht, sondern vor allem für die Teilnehmer, die ihn bisher aus emotionalen Gründen nicht sehen wollten oder konnten. In der Gemeinschaft der Schicksalsgefährten ist alles anders, da kommt man sich nicht so verloren vor und kann die Schwelle übertreten, die man bisher gemieden hat, weil man keine verständnisvollen Gesprächspartner fand.

Auch der Dokumentarfilm "Die Flucht der Frauen" wird gezeigt, den viele nicht gesehen haben und in dem unsere Mitarbeiterin Anita Motzkus - im Gegensatz zu der fiktiven Handlung des Mehrteilers - ihre authentischen Erlebnisse schildert. Frau Motzkus wird beim Treffen dabeisein und über die Dreharbeiten berichten. Über das genaue Programm sowie über die Modalitäten zur Durchführung wird in den nächsten Ausgaben der PAZ / Das Ostpreußenblatt ausführlich berichtet werden. Dies nur vorweg in unserer Familien-Kolumne, weil der Funke für diese Veranstaltung aufgrund der vielen Briefe von ihr ausging. Bitte tragen Sie diese Ankündigung auch weiter, denn es gibt ja Landsleute, die unsere Zeitung nicht ständig lesen, wie ich manchen Briefen entnehmen konnte. Darunter waren auch jüngere Leute, die bisher wenig über Flucht und Vertreibung wußten, weil ihre Angehörigen, die sie miterlebt haben, nichts darüber sagen wollten oder konnten, durch den Film aber auf das Thema aufmerksam geworden sind. Wir wären auch interessiert, wenn Sie uns kurz mitteilen würden, was Sie von diesem Treffen halten, das von Donnerstag, 13. September, bis Sonntag, 16. September 2007 im Ostheim in Bad Pyrmont stattfindet. Wie gesagt: Kein Seminar, kein Treffen der Ostpreußischen Familie, sondern eine Gesprächsrunde zum Thema "Flucht und Vertreibung - unser Schicksal!" - auch für diejenigen, die bisher stumm geblieben sind oder bleiben mußten.

Symposium - das bedeutet laut Duden "wissenschaftliche Tagung mit Diskussionen", so können wir also diese Bezeichnung ruhig wählen, denn gerade auf die letzteren kommt es an. Aber einen kleinen heiteren Akzent möchte ich doch in das so ernste Thema setzen: Ursprünglich bezeichneten die alten Griechen mit diesem Wort ein "Trinkgelage" - wohl weil der schwere Wein die Zungen löste. Und damit habe ich mir eine Brücke gebaut zu den Wünschen von Frau Gisela Schalk, übermittelt von ihrem Ehemann Manfred, denn es geht um ihre ostpreußischen Vorfahren. Unter denen waren auch Gastwirte, so wie Giselas Großvater Otto Korinth, der den Krug in Bieberstein und den "Jägerkrug" im Insterburgischen führte. Es geht dem Ehepaar Schalk vor allem um Fotos von den genannten Gastwirtschaften sowie von weiteren Orten, den Lebenstationen dieser ostpreußischen Familien Wohlgemuth / Korinth. Da spielt Schillen eine Rolle, dort besonders die "Villa Roland", das nahe Ansten (Anstippen) liegt, wo sich Großvater Korinth in seinen späteren Lebensjahren als Landwirt betätigte. Dann werden noch Roßberg, Schemlauken und Gowarten genannt. Wer Fotos, alte oder neue Ansichten von diesen Orten besitzt, melde sich bitte bei dem Ehepaar Schalk, dem wir übrigens schon vor zwei Jahren entscheidend bei den Recherchen über die genannten Familien helfen konnten. Vielleicht auch diesmal? (Manfred und Gisela Schalk, Albert-Schweitzer-Straße 27 in 97204 Höchberg / Würzburg.)

Auch Frau Gertraud Bartolain wurde von unserer Ostpreußischen Familie schon geholfen. Deshalb hofft sie ebenfalls auf einen erneuten Erfolg. Wer kennt das Dorf Stukatschen, später Freienfeld, im Kreis Goldap? Dort lebten die Familien Bartolain und Sziedat, an die sich vielleicht noch ehemalige Nachbarn erinnern, wozu auch die umliegenden Höfe und Dörfer im Kirchspiel Gaweiten, später Herzogsrode, zählen. Denn Freienfeld hatte nur 81 Einwohner, bestand aus mehreren kleinen Höfen. Im nördlichen Ostpreußen gelegen, wird der Ort heute von den Russen "Wostotschnoe" genannt. (Gertraud Bartolain, Barnimstraße 6 in 16321 Rüdnitz, Telefon 0 33 38 / 75 51 73.)

Vielleicht können Frau Erna Rebischke geborene Januschkewitz und ihre Brüder durch uns eine Verwandtschaftsangelegenheit klären, sie hoffen es jedenfalls. Ihr Vater Adolf Januschkewitz, = 6. April 1958 in Lübeck, war der Sohn von Gottlieb Januschkewitz, über den leider keine näheren Angaben vorliegen. Bekannt ist nur, daß er mehrere Geschwister gehabt hat, denn Frau Rebischkes Vater hatte viele Cousins und Cousinen. Einige von ihnen sollen eine Musikkapelle gegründet haben, die vor allem auf dem Land zu geselligen Veranstaltungen spielte. Vielleicht sind älteren Landsleuten noch diese Musikanten bekannt. Nun taucht in einer Nachlaßsache der Name Luise Januschkewitz, * 1891, = 1963, auf, die im östlichen Masuren gelebt haben muß, denn ihre Tochter Ida Januschkewitz, verheiratete Stäk-

ker, wurde am 17. Februar 1925 in Giesen, Kreis Treuburg geboren, also im Nachbarkeis von Lyck. Ida Stäcker verstarb am 13. Februar 2005 im Rheinland. Bisher konnten die Geschwister nicht feststellen, ob eine Verwandtschaft besteht. Wer also zu den genannten Personen eine Beziehung hatte und Auskunft über sie geben könnte, die zu einer Klärung der Angelegenheit führen kann, wende sich bitte an Frau Erna Rebischke, Dissauer Dorfstraße 25 in 23617 Stockelsdorf-Dissau, Telefon 0 45 05 / 7 44.)

Frau Monika Potztal aus Hamburg sucht Informationen über einen Königsberger Bürger, der lange in der ostpreußischen Hauptstadt gewirkt hat, über den langjährigen Leiter der Königsberger Kunstakademie Ludwig Dettmann, = 1944. Sie benötigt Angaben über sein Leben und Wirken für eine große Ausstellung und Doktorarbeit. Einige Hinweise, die zu Nachfahren seiner Schüler führten, konnten ihr vermittelt werden, aber sie führten nicht zu den benötigten Informationen über seine Arbeiten, erbrachten auch keine persönlichen Dokumente wie Briefe oder andere schriftliche Zeugnisse. Wer hat diese noch in seinem Besitz oder kann sie ermitteln? Es wäre erfreulich, wenn dies bald geschehen könnte, denn die Doktorandin muß ihre Arbeit schon Anfang Oktober abgeben. Deshalb bittet Frau Potztal die Leserinnen und Leser, die ihr helfen könnten, sich unter der Nummer (0 40 / 34 62 47) telefonisch bei ihr zu melden.

Einen unbekannten Leser soll ich bitten, noch einmal bei Frau Jutta Jagßenties in Potsdam anzurufen. Das hat er schon einmal getan, aber es ist bereits einige Monate her, und die Angerufene hat sich leider nicht Anschrift und Telefonnummer geben lassen. Es war ein netter Herr, sagt Frau Jagßenties, und er wollte ihr Unterlagen über den im Kreis Goldap gelegenen Ort Blindgallen zukommen lassen, in dem ihr verstorbener Mann bei seinen Großeltern bis zur Flucht aufwuchs. Der Anrufer hatte ihr mitgeteilt, daß seine Frau aus Blindgallen stamme und auch Angaben zur Familie Jagßenties geben könnte. Leider ist dies nicht erfolgt. Also, lieber Leser, da Sie zweifellos zu unserem Familien-Kreis gehören - sonst hätten Sie ja nicht angerufen -, melden Sie sich bitte erneut bei Frau Jagßenties, die sehnlichst auf die angekündigten Auskünfte wartet. (Jutta Jagßenties, Habichtshorst 13 in 14478 Potsdam, Telefon 03 31 / 81 15 41.)

Eure Ruth Geede


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