28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.07.07 / Wieder "daheim" / Schlesiertreffen zurück im niedersächsischen Hannover

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Wieder "daheim"
Schlesiertreffen zurück im niedersächsischen Hannover

In diesem Jahr wurde in der Messe Hannover das Schlesiertreffen begangen. Nach 18 Jahren kehrten die Schlesier mit dem Bundestreffen somit in ihr Patenland Niedersachsen zurück, aus dem sie Ministerpräsident Gerhard Schröder seinerzeit verbannt hatte. Der aktuelle niedersächsische Ministerpräsident Wulff hatte sich für die Rückkehr der Zusammenkunft der Schlesier nach Hannover eingesetzt.

Optimistisch stimmte, daß dieses Schlesiertreffen deutlich mehr Besucher hatte als das letzte Treffen 2005 in Nürnberg. Es kamen rund 50000 Teilnehmer, Einheimische sowie andere Ostdeutsche. Auffällig war, daß besonders viele junge Menschen darunter waren. Unter den geladenen Gästen befand sich auch der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg. In diesem Jahr war erstmals für Verkaufs- und Informationsstände sowie für die Heimatkreise nur eine Halle vorgesehen. Dies hat, neben der großen finanziellen Ersparnis, dem Treffen und insbesondere den Ständen sehr gut getan. Vor zwei Jahren verlief sich viel in den nicht ganz gefüllten Hallen. Die Informations- und Verkaufsstände decken beim Schlesiertreffen traditionell ein breites politisches Spektrum ab, das etwa von der "Gesellschaft für deutsch-polnische Verständigung" des Apostolischen Visitators Breslau bis zu der Zeitung "Der Schlesier" reicht.

Unter den Angeboten war wie auch schon vor zwei Jahren ein Stand des Bund Junges Ostpreußen. Dem wurde dieses Mal als gewissermaßen "ostpreußische Bastion" großes landsmannschaftlich übergreifendes Interesse entgegengebracht. Für das leibliche Wohl in der Halle sorgten der bekannte schlesische Streuselkuchen sowie später natürlich auch der "Stonsdorfer". Schlesische Wurstwaren fanden traditionell reißenden Absatz. Der Bunzlauer Keramik war natürlich auch ein eigener Stand gewidmet.

Bei der offiziellen Eröffnung des Schlesiertreffens am Sonnabendmorgen in der Münchener Halle der Messe würdigte der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann den Wiederaufbau Niedersachsens nach dem Kriege, der zu einem erheblichen Teil auch den Schlesiern zu verdanken sei. Er stellte heraus, daß sich die Landesregierung vorgenommen habe, das ostdeutsche Kulturgut der Heimatstuben, sofern diese aus Personalgründen nicht mehr weitergeführt werden könnten, zentral in der Gedenkstätte in Friedland zu sammeln und zu katalogisieren. Somit solle dieses Kulturerbe erhalten und insbesondere auch der jungen Generation nahegebracht werden.

Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka, bedankte sich bei der niedersächsischen Landesregierung, daß sie es wieder möglich gemacht habe, das Treffen in Hannover abzuhalten. Er bemängelte allerdings die mangelnde finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand insgesamt.

Pawelka sprach auch die Probleme im deutsch-polnischen Verhältnis an, darunter auch die Lage der großen deutschen Volksgruppe in Oberschlesien. Er bemängelte, daß 15 Jahre nach dem deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag die dortigen Zusagen in bezug auf die Volksgruppen nicht ansatzweise eingehalten worden seien. Die vereinbarten deutschen Orts- und Straßenschilder in überwiegend von Deutschen bewohnten Orten sowie die offizielle Anerkennung von Deutsch als Hilfssprache in diesen Gebieten seien ausgeblieben. Pawelka mahnte an, daß Brücken von beiden Seiten gebaut würden. Er kritisierte, daß immer noch die polnischen Vertreibungsverbrechen von offiziellen polnischen Stellen sowie von polnischen Historikern geleugnet würden. Der Bundesvorsitzende bekräftigte, daß auch die noch offenen völkerrechtlichen Fragen gelöst werden müßten.

Bei der traditionellen politischen Großkundgebung ließ es sich der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff nicht nehmen, selbst das Wort an die Schlesier zu richten. Vorher erhielt allerdings der Limburger Weihbischof Gerhard Pieschl, ein in der katholischen Kirche inzwischen deutlich herausragender Streiter für das offene Wort und die Anliegen der Vertriebenen, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft Schlesien, den Schlesierschild.

Wulff legte in seiner Rede zunächst das Schwergewicht auf die Integration der Vertriebenen nach dem Krieg. Er griff sodann die Kritik an der geplanten sächsischen Kreisreform, die die Tilgung des Namens "Niederschlesische Oberlausitz" und damit des Namenszuges "Schlesien" aus allen offiziellen Ortsbezeichnungen in der Bundesrepublik Deutschland zur Folge hätte, vorsichtig auf und appellierte an das Bundesland Sachsen, diese Entscheidung zu überdenken. Wulff sagte zu, sich dafür einzusetzen, das Thema Flucht und Vertreibung mehr in den Unterricht in den Schulen einfließen zu lassen. Der Ministerpräsident lobte die Vertriebenen insbesondere für ihre Brückenfunktion in die Heimatgebiete.

Im Hinblick auf das Zentrum gegen Vertreibungen kritisierte Pawelka das Parteiengezänk um dessen Errichtung und Inhalt. Auch von der katholischen Kirche sei er enttäuscht worden: Er erinnerte an die Verstrickung der polnischen katholischen Kirche in die Vertreibung der Deutschen und verurteilte die ablehnende Haltung Kardinal Lehmanns und des Berliner Erzbischofs Sterzinsky gegenüber dem geplanten Zentrum.

Mit Blick auf das deutsch-polnische Verhältnis benannte er erneut die mangelnde Bereitschaft der polnischen Seite, ihre Verpflichtungen aus dem Nachbarschaftsvertrag zu erfüllen. Polen habe so gut wie keine deutschen Kulturgüter zurückgegeben. Die alten Bestände der Lemberger Universität befänden sich selbstverständlich in Breslau und würden als Eigentum der polnischen Nation angesehen, während die Bestände der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Breslau mit der Begründung nicht an Deutschland herausgegeben würden, daß sie ja der Stadt Breslau gehörten.

Wenn sicherlich die Gastreden der CSU-Politiker auf den vergangenen Treffen in Bayern einem mehr zusagten, so bleibt doch vor allem das große Interesse der Jugend als Erinnerung an dieses Treffen haften.

Foto: Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, war unter den geladenen Gästen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren