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21.07.07 / "So geht das nicht weiter" / Berlin-Pankow: Bürger demonstrieren gegen Moschee-Neubau - 15 Festnahmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-07 vom 21. Juli 2007

"So geht das nicht weiter"
Berlin-Pankow: Bürger demonstrieren gegen Moschee-Neubau - 15 Festnahmen
von Markus Schleusener

Gabi Schüler* ist extra aus Neukölln gekommen. "Wir (die Bürger von Berlin-Neukölln) haben es ja versäumt, rechtzeitig Widerstand zu leisten - jetzt haben wir den Salat", klagt die 55jährige. Sie ist resigniert und zuversichtlich zugleich. "Wenigstens hier in Pankow", meint sie, "wird eine neue Moschee nicht so einfach hingenommen."

Im Einzugsbereich der Neuköllner Karl-Marx-Straße, in der sie wohnt, wäre eine neue Moschee nichts Besonderes. Aber in Pankow-Heinersdorf sind die Bürger derart empört, daß sie jetzt zum wiederholten Male demonstriert haben. Sogar im strömenden Regen. Auch Schüler ist deswegen mit der U-Bahn nach Pankow gefahren. Sie trägt einen Nein-zur-Moschee-Aufkleber an der Jacke. Für die Berlinerin ist diese Art von Engagement eine neue Erfahrung: "Ich war ja früher auch so 68er-mäßig angehaucht", bekennt sie. "Aber so geht das doch nicht weiter."

Der Protestzug von etwa 500 Teilnehmern schlängelt sind aus dem Einfamilienhausgebiet Heinersdorf zum Pankower Rathaus. Am Garbatyplatz kommt es zum Aufeinandertreffen von Demonstranten und Gegendemonstranten. Die gewaltbereite Linke ist aufmarschiert, um die Moscheegegner anzugreifen.

"Nazischweine, Rassisten" brüllen die schwarzvermummten Eiferer und zeigen den Pankowern den Mittelfinger. Über 300 Polizisten halten die Autonomen in Schach und beide Gruppen auseinander. Es sind nur 50 oder 60 Linke. Auch bei ihnen hat der heftige Regen die Reihen ausgedünnt. Die Moscheegegner ziehen friedlich weiter.

Neubauten von Moscheen erhitzen überall in Deutschland die Gemüter - mal mehr, mal weniger. Das ZDF hat vergangene Woche eine Umfrage veröffentlicht. "Die neuen Moscheen sollten nicht zu groß und repräsentativ aussehen", antworteten nur drei Prozent. "Der Islam ist eine Religion wie andere auch. Moscheebauten sind eine Selbstverständlichkeit", fanden 27 Prozent. 70 Prozent der Befragten aber stimmten der Aussage zu: "Es sollte bei den Gebetshäusern in Hinterhöfen bleiben."

In Pankow-Heinersdorf wäre das Urteil wohl mindestens ebenso eindeutig ausgefallen. Hier ist der Unmut der Bürger besonders groß. Immerhin soll dort die erste große Moschee im Ostteil Berlins entstehen. Und das, obwohl keine oder fast keine Moslems im näheren Umkreis leben.

Der Bezirk und der Senat jedoch gewähren der muslimischen Gemeinde jede Art von Entgegenkommen. Die Baugenehmigung wurde längst erteilt, nur aus unerfindlichen Gründen wird der mehrfach angekündigte Baubeginn immer wieder verschoben.

Auch die Berliner Polizei wollte nicht nachstehen und vereinbarte die Unterzeichnung eines "Kooperationsabkommens" mit der Ahmadiyya-Gemeinde. Doch dies scheiterte zwei Tage vor der Demo an den muslimischen Gesprächspartnern: Sie hatten den Termin platzen lassen (PAZ berichtete). Inzwischen ist durchgesickert: Die Gemeinde will im Text "Religionsgemeinschaft" und nicht "Moscheegemeinschaft" genannt werden.

Der Protestzug der Moscheegegner hat inzwischen das Rathaus Pankow erreicht. Joachim Swietlik, der Anführer der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (Ipahb), kündigt als Rednerin Marina M. an: "Bei den Ahmadis heißt es immer, Frauen seien gleichberechtigt. Bei uns sind sie es wirklich."

"Eine Moschee gegen den Willen der Bürger ist und bleibt Unrecht", sagt Marina M. (sie will aus Angst vor Übergriffen nicht ihren ganzen Name nennen). Moscheen seien nur "Stützpunkte", von denen aus die Kultur der Einheimischen verdrängt werden solle. "Wo ist denn die Bereicherung?" fragt sie, und streicht heraus: "Wir begrüßen niemanden, der unseren Lebensweg verachtet." Nach ihr spricht der CDU-Abgeordnete René Stadtkewitz, auf dessen Haus vor einem Jahr ein Brandanschlag verübt wurde. Der Islam sei in Europa nicht integrierbar, warnt er. Auch könne sich die Ahmadiyya-Gemeinde nicht auf die Religionsfreiheit berufen, weil der Islam zwar im rein religiösen Gewand daherkomme, in Wirklichkeit aber eine "politische Religion" sei.

Er erinnert an die Ghettobildung in anderen Stadtteilen: "Schauen wir nach Neukölln, nach Kreuzberg, nach Moabit." Die Furcht vor einer "Neuköllnisierung" ist groß unter den Demonstranten. Sie klatschen, skandieren "Nein zur Moschee". Ein Jüngerer hält sein Plakat hoch: "Macht Pankow nicht zu Kreuzberg!" Wie Marina M. warnt auch Stadtkewitz vor der Entrechtung der Frauen im radikalen Islam. Unsere Frauen und Mädchen dürften nicht als "schweinefleischfressende Nutten" beschimpft werden.

Mit ihrem "Toleranzgeschwafel", schimpft Stadtkewitz, seien die "Möchtegerngutmenschen" nur Handlanger von Antisemiten. "Ihre Toleranz ist in Wirklichkeit Ignoranz." Die Gegendemonstranten, die der Ipahb das Demonstrationsrecht streitig zu machen versuchten, nennt er "linke Faschisten". "Wir machen trotzdem unserem Ärger Luft. Das ist Demokratie."

Nach der friedlichen Kundgebung wurde bekannt, daß 15 Demonstrationsteilnehmer von der Polizei - unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Körperverletzung und Beleidigung - festgenommen worden sind. Ebenso setzten die Beamten fünf Linke fest. Zu den befürchteten Rangeleien kam es jedoch nicht. Gabi Schüler konnte ungehindert mit der U-Bahn nach Hause fahren. Den Jackenaufkleber hat sie aber entfernt. "Ich habe schließlich sechs arabische Familien in meinem Haus", sagt sie zum Abschied.

* Name von der Redaktion geändert

Foto: Furcht vor der "Neuköllnisierung": Trotz strömenden Regens sind 500 Berliner gegen den Bau der "Ahmadyya-Moschee" auf die Straße gegangen.


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