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21.07.07 / Divide et impera - teile und herrsche / Als die britischen Kolonialherren Indien verließen, hinterließen sie neben der Indischen Union auch Pakistan

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-07 vom 21. Juli 2007

Divide et impera - teile und herrsche
Als die britischen Kolonialherren Indien verließen, hinterließen sie neben der Indischen Union auch Pakistan
von Manuel Ruoff

Im Gegensatz zur Republik Indien ist die Islamische Republik Pakistan weniger durch den Hinduismus als durch den Islam geprägt. Der muslimische Charakter des Nordwestens des historischen Indien reicht bis auf die ersten Eroberungen der Araber 711 zurück und festigte sich mit den folgenden muslimischen Eroberern bis zum Moghul-Reich, das von 1526 bis zu seiner Auflösung durch die Briten 1858 bestand.

Bereits im 18. Jahrhundert bringt die Britische Ostindische Kompanie Indien in ihre Gewalt. Als es 1857/58 zum sogenannten Großen Aufstand gegen die Fremdherrschaft kommt, eilen der Ostindischen Kompanie britische Truppen zur Hilfe. Der Aufstand wird niedergeschlagen, die Ostindische Kompanie aufgelöst und Indien Kronkolonie.

In Indien entwickelt sich eine Nationalbewegung. 1885 gründet sich der Indian National Congress, die Kongreßpartei. Das britische Empire reagiert, wie zuvor schon ein anderes Imperium reagiert hat. Es teilt, um zu herrschen. Dabei macht es sich in Indien die Glaubensspaltung in Hindus und Moslems zu nutze. So fördern die Briten die 1906 gegründete islamische All-India Muslim League als Gegengewicht zur säkular geprägten Kongreßpartei.

Nachdem vorausgegangene Verhandlungen mit der Kongreßpartei nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben, verschreibt sich die Muslimliga am 23. März 1940 in der sogenannten Lahore-Resolution dem Ziele eines neben Indien bestehenden eigenen unabhängigen muslimischen Staates Pakistan.

Die Ursprünge des Namens "Pakistan" sind umstritten. Auf Urdu, der heutigen Amtssprache des Staates, bedeutet er "Land der Reinen". Es gibt aber auch die These, daß "Pakistan" ein aus den Namen der damaligen Provinzen - Punjab, Afghanien, Kaschmir, Indus-Sind und Belutschistan - zusammengesetztes Akronym ist.

Im Zweiten Weltkrieg gerät Großbritannien unter starken Druck der Achsenmächte und macht, um seine Kolonien bei der Stange zu halten, beträchtliche Zugeständnisse. Obwohl Siegermacht, geht es aus dem Zweiten Weltkrieg geschwächt hervor. Das Empire ist nicht mehr zu halten, die Entkolonialisierung beginnt.

Für ihren Rückzug aus Britisch-Indien entwickelt der britische Generalgouverneur und Vizekönig von Indien Louis Mountbatten den nach ihm benannten Mountbattenplan. Entsprechend diesem Plan hinterlassen die Engländer einen in die Indische Union und Pakistan gespaltenen Subkontinent. Mit dem vom britischen Parlament verabschiedeten Indian Independence Act wird am 15. August 1947 um 0 Uhr die Macht auf zwei neue Commonwealth-Staaten aufgeteilt, auf die Indische Union und auf Pakistan.

Die Spaltung Indiens führt zu Völkerwanderungen riesigen Ausmaßes. Je ungefähr sechs Millionen Menschen fliehen aus Pakistan in die Indische Union und umgekehrt. Dieser Bevölkerungstransfer verläuft nicht reibungslos und kostet 500000 bis 750000 Menschen das Leben. Zusätzlich belastet werden die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Nachfolgestaaten durch ihre Ansprüche auf Kaschmir. So kommt es bereits im Jahr der Spaltung Indiens zum Ersten Indisch-Pakistanischen Krieg. Weitere folgen. Die Verfügungsgewalt über die Atombombe auf beiden Seiten zwingt inzwischen zur Mäßigung. Doch bereinigt ist das Verhältnis Pakistans zu seinem indischen Nachbarn bis heute nicht.


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