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21.07.07 / Schulfunk für Erwachsene

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-07 vom 21. Juli 2007

"Moment mal!"
Schulfunk für Erwachsene
von Klaus Rainer Röhl

Wenn man darauf angewiesen wäre, sich nur durch die Tageszeitung am Morgen und das Fernsehen am Abend zu informieren, wäre man übel dran. Jedenfalls wäre man ungefähr so falsch und einseitig informiert über die Zeit und das Land, als lebten wir in der Sowjetunion bei Väterchen Stalin oder bei Onkel Ulbricht in seiner DDR, oder - in der NS-Zeit. Aber da gab es ja wenigstens die "Feindsender", BBC London oder den amerikanischen Soldatensender Calais oder Radio Moskau. Aber in unserer Zeit gibt es keinen "Feindsender" und die vielen örtlichen Tageszeitungen und die 40 und mehr Fernsehsender blasen eine einheitliche Melodie. Sie blasen Trübsal. Einheitlich. Beispiel "Klimaerwärmung". Unglücksmeldungen, düstere Prognosen. Katastrophen, Überschwemmungen, Dürren, Erdbeben, Waldbrände, Meeresbeben mit Tsunami, und alles, oder doch fast alles, Unglücksfälle, an denen wir selber schuld sind. Außerdem: Schwarzer durfte nicht in die Disco. Haben Sie was gegen Neger? Andersfarbige, meine ich. War dein Urgroßvater auch Nazi? Schmeckt dir dein Grillsteak etwa noch, wo so viele kleine Babys in Darfur und Uganda hungern? Alles kaputt, sollen wir denken. Wir feiern hier Feste - und die hungern, das wäre ja noch schöner. Gut, daß wir da die Zeitungen, den Funk und das Fernsehen haben, die ständig auf der Hut sind, daß wir nicht so viel gute Laune haben oder womöglich unbeschwerte Sommerferien genießen. Womöglich mit dem Flugzeug in den Süden reisen, bei dem Kohlendioxyd-Ausstoß und Kerosinverbrauch.

Da passen die jungen, meist linken Redakteure und Redakteurinnen ("RedakateurInnen") auf. Wehret den Anfängen bei den Großeltern. Sie verstehen ihre Omas und Opas kaum noch. Die reden von Deutschland und den Deutschen, von deutscher Kultur und deutscher Musik, als wenn es nicht ein Reggae-Tänzer aus Kuba oder eine Rockband aus Südafrika genauso täte. Und wie geschmeidig die sich bewegen auf Jamaika. Ostpreußen? Schlesien? Sudetenland?

Diese dauernd meckernden Alten. Was die da reden, das ist ja geradezu "Stammtisch"! Also muß man die Medien nutzen, um die Omas und Opas zu erziehen. Wehren können sie sich ja nicht, die Gebühr ist im voraus bezahlt.

Wer sind diese eifrigen jungen Zeitungsleute, Funk- und Fernseh-Macher, die sich um die Mehrheit der Deutschen Sorge machen? Sie sind im Schnitt etwa 30 bis 40 Jahre alt, alle nach 1968 geboren, Baader-Meinhof-Gruppe haben sie als Kind auf dem Schulhof gespielt. Den Titel "Rote Armee Fraktion" kennen sie von ihren Lehrern, mit einem Schuß Hochachtung, allerhand Mut. Hitler kennen sie aus ihrem Schulbuch und aus Filmen von Guido Knopp. Ihre vorgesetzten Chefredakteure, Ressortleiter, Abteilungsleiter sind heute im Schnitt 50 Jahre, waren 1968 Kinder. Von ihren Lehrern ist ihnen das tiefe Mißtrauen gegen alle Leute eingeimpft worden, die älter sind als sie, und das Vermächtnis, die anderen Deutschen zu erziehen. Ihren Beruf haben sie ergriffen, weil man damit ohne lange Lehrzeit gutes Geld verdienen kann, sie haben im Schnitt 5000 bis 6000 Euro, die Chefredakteure gute 10000. Politisch wählen 23 Prozent der Redakteure grün, 39 Prozent SPD, je 15 Prozent Linke und FDP und nur acht Prozent CDU! Das ist die Ausgangslage. Diese Gruppen machen heute die Politik in den Medien. Mit tiefem Mißtrauen gegen ihr Publikum, von dem sie ständig behaupten, daß über ein Drittel antisemitisch eingestellt sei, über die Hälfte rassistisch, die andere Hälfte nur verdummt, verpennt, verengt, blockiert. Sie sind - und sagen das auch bei jeder Gelegenheit - besorgt. Sehr besorgt.

Denn die meisten Deutschen haben ihren Verstand nicht abgeschaltet, plappern noch immer nicht jede modische Parole nach und haben nicht einmal richtig Angst bei jeder neuen Angstkampagne, die ihnen die guten Jungen zum x-tenmal einreden wollen. Im Gegenteil, die Bürger entwickeln Gegenstrategien, behalten weiter ihre eigenen Freundes- und Verwandtschaftskreise und werten die Erlebnisse in ihrem eigenen Stadtviertel aus. Und vergleichen sie mit den flotten Sprüchen der Medien-Macher. Wenn sie zum Beispiel über das "friedliche Miteinander der beiden Kulturen" in ihrem Stadtteil lesen, denken sie an die Gruppe arabischer Jugendlicher, die sie gerade eben auf der Straße angepöbelt hat: "He, Alter, was kuckst du, willst du Streß haben?" Ihrem zwölfjährigen Enkelkind ist gerade gestern sein neues Foto-Handy von solchen Banden "abgezogen" worden. Die Vielfalt sehen sie schon, die kulturelle Bereicherung nicht.

Was sollen die Omas und Opas an einem solchen Sommerabend, ihre Kinder haben sich schon in den Urlaub verabschiedet, nun anfangen mit ihrem neuen Fernsehapparat mit "hochauflösender digitaler" Ton- und Bildtechnik? Zunächst erscheint der Nachrichtensprecher, nicht mehr der unsäglich gut gelaunte Wickert, aber sein Nachfolger und der trägt die politisch korrekt vorsortierten Nachrichten über all diese Naturkatastrophen, Überschwemmungen, Bergrutsche und Dürren vor, an denen immer der Mensch schuld ist, nicht der einzelne, aber die "Gewinnsucht" und die eiskalte Profitgier der "Bosse" (also die Marktwirtschaft). Irgendwie, über eine Ecke oder vier Ecken herum, sind es immer "die Amerikaner". Wenn nun diese "Agitation mit Tatsachen" und der Aufruf zu schneller Hilfe für die Betroffenen auf das Spendenkonto sowieso, die Börse, der Sport und das Wetter vorbei sind, was dann? Früher blieb als bewährtes Mittel gegen das modische Talkshow-Geriesel und die schlecht gemachten "Komödien" von den Filmemachern der neuen (in Wahrheit bereits zehn Jahren alten) Berliner Schule immer noch der "Tatort". Aber auch der, oh Graus, ist jetzt zu einer Art Schulfunk für Erwachsene gemacht worden. Der Verbrecher, der Mörder ist keineswegs wie früher mehr der Gärtner, der albanische Menschenschmuggler oder der russische Zuhälter. Hinter allen steht eine Baufirma oder Investment-Gesellschaft, die Profite machen will! Der Mörder ist immer der Unternehmer, Firmengründer, Bauunternehmer, Hotelkettenbauer, selbst die albanischen Zuhälter sind nur arme Schweine, vom geldgierigen Boss zum Verbrechen getrieben. Ein Wunder, daß die Morde von den mißmutigen, schlecht bezahlten und unappetitlich Currywurst schmatzenden Kommissar/Innen noch aufgeklärt werden. Seite an Seite mit dem obligatorischen farbigen Kommissar oder - einer Frau, dem unterschätzten, alleinerziehenden, aber starken Wesen. Auch der Tatort soll nach dem Willen der jetzigen Programmmacher die Zuschauer erziehen. Gegen die verdammten Vorurteile, Männerfreuden, Feuerwehrbälle, ländlichen Idyllen, heilen Welten.

Gern würden die Omas und Omas auch mal einen alten Spielfilm der Ufa oder einen der nicht mehr halb so gut gemachten Heimatfilme aus Österreich von 1950 sehen, aber da müssen sie schon Videogerät bedienen können. Diese Filme aus der "Nazizeit" ohne jede Propaganda (das war ja gerade das Teuflische, sagt uns der Moderator) gibt es nur am Vormittag, selten. Filme wie die "Feuerzangenbowle" oder "Der Kongreß tanzt" oder die historischen Filme über Friedrich den Großen und Filme mit Zarah Leander, Marika Rökk und Kristina Söderbaum gibt es manchmal noch im MDR, dem Mitteldeutschen Rundfunk.

Wem das nicht genügt, der könnte auf die Idee kommen, nach einer der beliebten alten Operetten Ausschau zu halten, die wir früher so gerne gesehen haben: Den "Zigeunerbaron" (müßte jetzt eigentlich Sinti- und Roma-Baron heißen), die  "Csardasfürstin", den "Graf von Luxemburg" und das "Land des Lächelns", "Die Fledermaus" oder "Wiener Blut". Meistens ist auch das eine Enttäuschung. Zur Musik von Lehár oder Strauß gibt es Müll, Blut, Beischlafszenen, nur mäßig schöne Nackte und immer wieder - Hitler. Wie letzte Woche in einer

Live-Übertragung aus der Komischen Oper Berlin, die schon früher Operetten von Offenbach zu unappetitlichen Striptease-Szenen verwurstet hat.

Diesmal machte der Regisseur, seinen Namen wird die Geschichte nicht überliefern, aus Lehárs schönen Melodien Hackfleisch gemischt mit Hitler, Stalin und Napoleon. Wahnsinnig witzig, fand wahrscheinlich sein Intendant, dafür wurde an der Gage für die Sänger gespart, die nur mäßig gut bei Stimme waren.

Sie müssen schon Aufzeichnungen von Festspielen suchen, in 3Sat oder Arte, von den Festspielen in Verona, in Avignon, Schwetzingen und von den Seefestspielen in Mörbisch, Österreich, letzten Donnerstag. Da hatten Sie das Glück, zwei wunderbare Stunden lang "Wiener Blut" zu sehen, fabelhaft gesungen, mit großer Spielfreude und brillant gespielt, ohne Mülltüten und Striptease. Warum gibt es das nur noch in Österreich und in Schwetzingen?

Foto: Neue Tatort-Kommissare Thomalla und Wuttke: Selbst in der Abendunterhaltung der öffentlich-rechtlichen Sender wird gern politisiert.


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