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28.07.07 / Liebe statt Politik / Junger Münchner ignoriert Entwicklungen der 1920er

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-07 vom 28. Juli 2007

Liebe statt Politik
Junger Münchner ignoriert Entwicklungen der 1920er

In dem Roman "Die Grandauers" erzählt Willy Purucker die Geschichte von Karl Grandauer, einem 1920 aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrten jungen Mann, vor den Kulissen der politisch turbulenten, unsteten 20er Jahre.

Seinen Ursprung hat dieses Buch in den 80er Jahren. Damals wurde es beim Bayrischen Rundfunk als Hörfunkserie "Die Grandauers und ihre Zeit" ausgestrahlt, aus der später das Drehbuch für die erfolgreiche Fernsehserie "Die Löwengrube" entstand, für welches Williy Purucker 1992 den Adolf-Grimme-Preis in Gold erhielt.

Objektiv beschreibt der Autor die Verhältnisse, in welche der ehemalige Kriegsgefangene in seiner Heimat München zurückkehrt.

Durch die Augen des jungen Mannes Karl, der daran interessiert ist, sich eine solide Existenz aufzubauen, nimmt der Leser die politischen Geschehnisse wahr.

Drastische Inflation, Fehmemorde, hohe Arbeitslosigkeit und der langsame, aber stetige politische Aufstieg Adolf Hitlers berühren den arbeitssuchenden und in die Tochter eines Musikwarenhändlers verliebten Karl, im Gegensatz zu seinem Jura studierenden, politisch engagierten Bruder Adolf, wenig.

So auch als Karl eines Abends gedankenverloren eine Kette ihrer verstorbenen Mutter betrachtet, die ihm seine Schwester Luise für seine Verlobte Traudl gegeben hat, während sein Bruder glühend von einer seiner Versammlungen berichtet.

",Schad, daß du heut Abend nicht dabei warst, bei der Versammlung im Bürgerbräu. Da sind etliche Kameraden aus dem Ruhrgebiet unter uns gewesen ... die man ausgewiesen hat! Rausgeschmissen! Aus ihrer Heimat! Von heut auf morgen! Ohne alles! Von den Franzosen! Ruhrbesetzung! ... Und wie die dort saßen die Franzosen! Wie die Geier!' ... ,Unglaublich, ja ...', bestätigte der Karl und war im Ton wenigstens um Betroffenheit bemüht. ... ,Kennst das noch, das Ketterl mit dem Kreuzerl? ... Hat mir die Luise überlassen. Als Hochzeitsgeschenk für Traudl.' ... ,Tu, felix Carolus, nube' ,Was soll das heißen?' ,Daß du heiraten sollst endlich. Vielleicht kann man dann mit dir wieder amal über was anderes reden.' ,Ist doch klar, Mensch, daß ich im Moment nicht gerad das Ruhrgebiet im Kopf hab!' ,Deutschland, Karli! Deutschland!' ,Deutschland ... mein Gott! Ist sicher auch wichtig, Adi ... aber ich hab noch keine passenden Schuhe!'"

Völlig im Banne der Tochter des Musikwarenhändlers Soleders, lassen Karl solcherlei politische Nachrichten zunächst noch relativ kalt, da ihn auch sein Job als Angestellter der Münchener Kriminalpolizei an der Seite Inspektor Grüners ziemlich vereinnahmt.

Immer wieder kommt es zu Morden im politisch zerrissenen München, welche es aufzuklären gilt.

Auch seine zunächst nur heimlich bewunderte Traudl hatte er erst über einen Mordfall im Hause Soleder nach einer vorausgegangenen schrecklichen Blamage in deren Geschäft wiedersehen können.

Die vom Autor Willy Purucker hier und da eingestreute Prise Ironie verleiht dem Roman in Kombination mit dem bayerischen Dialekt der Romanfiguren das gewisse Etwas.

Und auch die Morde, die Karl Grandauer als Angehöriger der Münchener Kriminalpolizei an der Seite des sarkastischen Fastpensionärs Inspektor Grüner aufzuklären hat, sorgen für abwechslungsreiche, zum Teil humorvolle Unterhaltung auf hohem Niveau.             A. Ney 

Willy Purucker: "Die Grandauers", Langen Müller, München 2007, 256 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6269


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