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04.08.07 / Der Butter-Schock / Milchwirtschaft treibt die Preise - Die Öl-Multis als Paten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-07 vom 04. August 2007

Der Butter-Schock
Milchwirtschaft treibt die Preise - Die Öl-Multis als Paten
von Klaus D. Voss

Der Schock an der Kühltheke trifft die Verbraucher hart: Die Preise für Milch, Butter und andere Molkereiprodukte explodieren über Nacht. Alle unabhängigen Fachleute bis hinauf zu Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) sehen keinen Grund für diese Teuerung - selbst wenn man den Landwirten ein Zubrot gönnen will. Die Erklärung ist die: Die Deutschen werden Opfer einer Preis-Kampagne.

Dieses Vorgehen hat Methode. Die Konsumenten werden auf diese Art seit Jahren an den Tankstellen ausgenommen. Die Preis-Kampagne bei den Mineralölprodukten dient ganz offensichtlich der Milchwirtschaft als Vorlage.

Das Bundeskartellamt, das von Politikern und Verbrauchern immer wieder aufgefordert wird, Benzinpreis-Absprachen aufzudecken, findet keinen Ansatzpunkt. Die Preistreiberei funktioniert ohne jede Absprache, weil alle Beteiligten den Verlockungen zur Gewinnmaximierung folgen, die globalisierte Märkte bieten.

Schlechtes Vorbild Erdöl-Industrie: Die weltweit agierenden Energie-Unternehmen hatten aus dem „dramatischen Öljahr 1998“ gelernt, als Überangebote die Preise in den Keller drückten, und sie haben für sich die Konsequenzen gezogen. Seither nutzen die Unternehmen jede politische Krise und jede Naturkatastrophe, um mit Schreckensmeldungen die Öl-Börsen zu beeinflussen.

Noch besser funktioniert der Preisgalopp mit den Veredelungsprodukten aus Erdöl: Diesel, Benzin und Kerosin. Hier teilen sich wenige Unternehmensgruppen mit ihren Raffinieren den Weltmarkt, und die Raffineriekapazität wird sehr knapp gehalten.

Auch Desinformationen gehören zur Preis-Kampagne. Gerade nützlich für die Preisexplosion sind auch die Tendenzberichte von Interessengruppen - zum Beispiel der Klimaschützer oder von Anbietern alternativer Energie. Nur zu leicht gehen Verbraucher auf Warnmeldungen über eng begrenzte Öl-Vorräte und den unkalkulierbar steigenden Öl-Bedarf Chinas und anderer Schwellenländer ein. Tatsächlich hat sich der Welt-Ölverbrauch 2006 nach den Erhebungen der Internationalen Enerergie-Agentur IEA nur um ein knappes Prozent von 83,7 auf 84,5 Millionen Barrel täglich erhöht; die Ölförderung konnte leicht Schritt halten. Auch auf dem Benzinmarkt mischt China nur begrenzt mit; das Land wird mit Treibstoffen aus eigenen Großunternehmen wie PetroChina und Sinopec versorgt, weitgehend aber aus Kleinbetrieben, die von der Konkurrenz auch als „Teekessel-Raffinerien“ abgetan werden. Außerdem haben China und andere asiatische Länder mit drastischen Maßnahmen den Spritverbrauch gezügelt.

Bei der Milch wird die Kampagne auf gleiche Weise gemacht: Die Hersteller, also die Landwirte, profitieren von dem Preisanstieg nur wenig, machen aber zum eigenem Vorteil mit. Den Hauptanteil aus den Aufschlägen von 40 bis 70 Prozent nehmen sich die Veredelungsbetriebe, die die Milch weiter verarbeiten: eine überschaubare Zahl von Unternehmen beherrscht den Markt. Aber die Begründung für die Preis-Kampagne liest sich wie bei den Öl-Multis: China und der globale Markt ...


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