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04.08.07 / Asien rüstet zur See auf / Die Vereinigten Staaten von Amerika sind hingegen auf eine Konfrontation unter Wasser nicht vorbereitet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-07 vom 04. August 2007

Asien rüstet zur See auf
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind hingegen auf eine Konfrontation unter Wasser nicht vorbereitet
von Klaus Gröbig

Im Bereich der Rüstung tut sich im Fernen Osten etwas. Am Rande der am 15. Mai 2007 in Singapur eröffneten Rüstungsmesse IMDEX fand eine Konferenz von Repräsentanten Indiens, Pakistans, Südkoreas, Malaysias, Thailands, Taiwans, Singapurs und Vietnams statt. Sie gaben bekannt, bis zum Jahre 2016 insgesamt 80 U-Boote im Gesamtwert von 100 Milliarden Euro beschaffen zu wollen. Gleichzeitig sollen 150 Überwasserkampfschiffe gebaut werden. Die Volksrepublik China beteiligt sich an dem Vorhaben mit 30 U-Booten. Nach „Weyers Flottentaschenbuch“ sind zur Zeit weitere sieben für die indische Marine im Bau.

Da einige der fernöstlichen Seemächte ihre U-Boote in Rußland bauen lassen, verdient das Land so Devisen für die eigene Flottenrüstung. Zu den Kunden gehört auch die Islamische Republik Iran. Venezuelas Präsident Hugo Chavez weilte dieser Tage in Moskau. Eines der dort verhandelten Themen war ein Ausbau der Marine unter Mithilfe russischer Werften.

So könnte sich die Außerdienststellung von gut 100 noch brauchbaren Fregatten der US-Navy als schwerwiegender Irrtum herausstellen. Ob die mit gebrauchten US-Schiffen bedachten Seemächte tatsächlich im Falle eines Falles ihre Schiffe in den Dienst der US-amerikanischen Interessen stellen werden, sei dahin gestellt. Eine technische Neuerung macht der US-Marine zusätzlich zu schaffen. Der außenluftunabhängige Antrieb für konventionelle U-Boote macht deren Bekämpfung zusätzlich schwieriger als noch in den 80er Jahren. Aus diesem Grunde hat die US-Marine vor zwei Jahren ein modernes schwedisches U-Boot, die „Gotland“, samt Besatzung ausgeborgt, um damit Jagd-Übungen zu veranstalten. Das Ergebnis war niederschmetternd. Die U-Jäger erwiesen sich oft nicht in der Lage, das U-Boot zu orten, geschweige denn zu versenken. Statt dessen gelang es den Schweden mehrfach, ihre Übungsgegner zu „versenken“.

So ist in wenigen Jahren eine neue seestrategische Lage denkbar, die der in den 80er Jahren nicht unähnlich ist, als mehr als 300 sowjetische U-Boote im Atlantik bereit standen. Fatalerweise haben die US-Amerikaner aber ihre Verbündeten genötigt, ihre Flottenrüstung auf Seelandungen an fremden Küsten umzustellen. So hat beispielsweise die niederländische Marine ihren Bestand von U-Jagdfregatten von ehemals 24 auf ganze zwei reduziert. Auch Großbritannien hat in der Seerüstung ähnliche Prioritäten gesetzt. Die US-Amerikaner verfügen zur Zeit über keine ausreichende U-Jagdkapazitäten und stehen in dieser Hinsicht ohne starke Verbündete da.

Aber U-Boote sind nicht alles, sie können nur die Seeverbindungen unterbrechen. Zur Beherrschung der See werden Flugzeugträger gebraucht, weil nur Kampfflugzeuge in der Lage sind, jeden Widerstand zu brechen. Die Sowjetmarine war 1990 auch auf diesem Feld ein Konkurrent für die USA geworden. Vom Hubschrauberträger über Flugdeckkreuzer in den 60er und 70er Jahren führte die Entwicklung seit 1988 mit der „Ul’janovsk“-Klasse zu vollwertigen Flugzeugträgern. Sie hätten sich mit ihren US-Konkurrenten messen können. 1991 wurde das Typschiff bei einem Fertigstellungsgrad von 40 Prozent abgebrochen, weil die Bauwerft in Nikolajev in der Ukraine lag. So war eine Vollendung nicht mehr möglich. Heute verfügt die russische Marine mit der „Admiral Kusnezov“ nur über einen einzigen Träger.

In den letzten Jahren haben Indien und die Volksrepublik China Anstrengungen unternommen, um in den Besitz einer seegestützten Luftwaffe zu gelangen. Indien nimmt hierbei eine Sonderstellung ein, weil es bereits ab den 60er Jahren einen Flugzeugträger in Dienst hatte. Wenn dies auch ein kleines und älteres Schiff (aus britischen Beständen) war, so kann die indische Marine auf eine langjährige Praxis zurückblicken, die ihr jetzt zugute kommt. Zur Zeit besteht die Trägermacht Indiens aus dem ehemals britischen Falklandveteranen „Hermes“, aber die Marine hat einen defekten russischen Träger gekauft, der zur Zeit repariert wird. Zudem wird im eigenen Land mit italienischer Hilfe ein 30000-Tonnen-Träger gebaut. Beide werden spätestens 2012 zur Flotte stoßen.

Auch die VR China hat in Rußland ausgemusterte Flugzeugträger erworben. Allerdings handelte es sich um defekte beziehungsweise noch nicht fertiggestellte Einheiten. Die alten Flugdeckkreuzer „Kiew“ und „Minsk“ dienen als Attraktionen in Freizeitparks. Die zu 80 Prozent fertiggestellte „Varyak“ (Schwesterschiff der „Kusnezov“) soll angeblich als schwimmendes Spielcasino fertiggestellt werden. Sicherlich haben Marineoffiziere und Schiffsbauingenieure alle Schiffe gründlich untersucht. Zu Beginn dieses Jahres hat die VR China 50 flugzeugträgertaugliche Flugzeuge im Gesamtwert von zwei Milliarden Euro in Rußland gekauft. So sind die Spekulationen um eine militärische Nutzung der „Varyak“ neu entfacht. Möglich ist aber auch ein Neubau auf der Basis der Technologie des russischen Trägers. Es steht außer Zweifel, daß die chinesische Marine über kurz oder lang über eigene Flottenträger verfügen wird. Vorrang hat zur Zeit aber noch der Bau einer Serie von strategischen U-Booten mit Interkontinentalraketen, mit denen jedes Ziel in den USA bedroht werden kann.

Am 9. Juli 2007 gab der russische Marinebefehlshaber Vladimir Masorin die Beschaffung einer Serie von neuen Flugzeugträgern bekannt. Insgesamt sollen sechs Einheiten eines Typs gebaut werden, der in etwa an die Größe und das Potential der heutigen US-Träger heranreichen. Baubeginn soll 2015 sein.

Zwar stehen die Seestreitkräfte der drei asiatischen Mächte nicht unter einem gemeinsamen Kommando, aber dafür ist das Potential der drei Rivalen zusammen auch größer als das der alten Sowjetunion allein. Für die USA ist dies aber einerlei. Will sie den Anspruch, „die einzige Weltmacht“ zu sein, aufrecht erhalten, dann muß sie stets über eine Flotte verfügen, die größer ist als die ihrer Konkurrenten zusammen. Bei einer durchschnittlichen Bauzeit von sieben Jahren für Flugzeugträger besteht mit dem heutigen Tage noch keine akute Gefahr, aber ein sofortiger Handlungsbedarf. Bei den U-Booten sieht das schon anders aus, denn diese Kriegsschiffe haben eine kürzere Bauzeit. Allerdings sieht es nicht danach aus, als wollten die USA selbst Geld ausgeben, um ihre Flotte zu vermehren. Statt dessen propagiert der amerikanische Chief of Naval Operations, Admiral Mike Mullen, das Konzept einer internationalen 1000-Schiffe-Flotte, zu der die US-Navy lediglich 300 Einheiten beisteuern. Zustimmung zum Vorschlag der US-Amerikaner kam im pazifischen Raum nur von Australien. Kein Wunder, deren Flotte wurde aus „Kostengründen“ reduziert und man ist auf US-Hilfe angewiesen. Die anderen Mächte haben den US-amerikanischen Emissären in „asiatischer Höflichkeit“ bedeutet, man sei nicht interessiert.

 

Marinerüstung läuft langfristig

Marinerüstung ist wegen der langen Bauzeit von Kriegsschiffen immer langfristig zu sehen. Entscheidungen sind in der Realisierungsphase nur schwer zu korrigieren. 1990 hatten die USA und ihre Verbündeten das Kräftemessen mit der Sowjetunion erfolgreich überstanden, ohne daß sie den praktischen Beweis ihrer Überlegenheit erbringen mußten. Den Schwerpunkt der Sowjetrüstung bildeten damals die U-Boote, während die Nato-Marinen Fregatten, Zerstörer und Flugzeugträger in ihren Beständen hatten, um die U-Boote abzuwehren und die Herrschaft der Meere auszuüben. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zerfiel auch ihre Flotte bis auf einen bescheidenen Rest. Die USA rüsteten zur See ab beziehungsweise um. Während die bislang vorhandenen Seestreitkräfte um zwei Drittel beziehungsweise die Hälfte je nach Schiffsklasse reduziert wurden, beschaffte man zielstrebig Schiffseinheiten für Landungsoperationen. Die Staatsführung der USA macht so deutlich, daß sie keinen ernstzunehmenden Gegner zur See mehr erwartet. K. G.


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