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04.08.07 / Lübecker per Bus auf Masurenfahrt / Standort in Lötzen bot der Kreisgruppe aus der Hansestadt vielfältige Möglichkeiten zu Exkursionen ins Umland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-07 vom 04. August 2007

Lübecker per Bus auf Masurenfahrt
Standort in Lötzen bot der Kreisgruppe aus der Hansestadt vielfältige Möglichkeiten zu Exkursionen ins Umland

Die Kreisgruppe Lübeck der Landsmannschaft Ostpreußen hat eine Bus- und Besichtigungsreise nach Masuren durchgeführt. Die Reiseleitung hatten der Erste Vorsitzende Dieter Schwarz, die Geschäftsführerin Hedwig Thiel sowie der Zweite Vorsitzende Walter Neuber übernommen. Die umfangreichen und zeitraubenden Vorbereitungen zur Durchführung dieser Reise hatte der Erste Vorsitzende selbst auf sich genommen, während Hedwig Thiel vor und während der Reise den Überblick über die Finanzen bewahrte und zwischendurch auch die Busküche betreute, zusätzlich auch fröhliche und besinnliche Lieder mit den Mitreisenden anstimmte. Darunter durfte natürlich „Land der dunklen Wälder“ nicht fehlen. Neuber erläuterte während der Reisetage an entsprechender Stelle vom Bus aus die historischen Zusammenhänge zur deutschen Ostsiedlung, zum deutsch-polnischen Verhältnis sowie den geschichtlichen Hintergründen der besuchten Orte. Von großem Vorteil erwies sich die Teilnahme des Landsmannes und Spätaussiedlers Karl-Heinz Schneider, der durch seine Beherrschung der polnischen Sprache vor Ort bei Bedarf helfen konnte.

Die Reisegruppe bestand aus 47 Personen, Mitgliedern der Landsmannschaft Ostpreußen und Gästen. Im Hotel Gromada in Köslin erfolgte sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückreise je eine Zwischenübernachtung. Zielort war das Hotel „Wodnik“ (Wassermann) in Lötzen, wobei wegen Belegung durch weitere Reisegruppen einige Reiseteilnehmer im nahegelegenen Zweighotel „Zamek“ neben der Ordensburg untergebracht wurden, in dem sie nicht nur übernachteten, sondern auch ihr Frühstück einnahmen.

Die Wahl Lötzens zwischen Löwentin- und Mauersee als Standquartier erwies sich als günstig und bot an den zwei „zur freien Verfügung“ stehenden Tagen genügend Möglichkeiten zur Eigeninitiative, genutzt in kleinen Gruppen. So wurden eine Schiffsfahrt zur Kormoraninsel im Mauersee, eine Besichtigung der Feste Boyen und eine Wanderung zum nahegelegenen Tafelberg oberhalb des Löwentinsees unternommen. Dort traf man auf das schon vor der sowjetischen Eroberung aufgestellte große Kreuz zur Erinnerung an den Märtyrertod des Bruno von Querfurth, der hier im Jahre 1009 bei seiner Missionsarbeit durch heidnische Prußen sein Leben verlor. Von dieser Stelle aus hat man gleichzeitig einen schönen Blick auf die Stadt Lötzen jenseits des Sees.

Am Vormittag dieses Sonntags nahmen vor allem die evangelischen Gruppenmitglieder in der nach Schinkels Plänen errichteten evangelischen Kirche in Lötzen an einem Gottesdienst in deutscher Sprache teil, gehalten von einer Gastpastorin aus Brandenburg. Im Gemeindehaus fand anschließend bei Kaffee beziehungsweise Tee und Gebäck eine Diskussion über die Lage der evangelischen Bewohner und ihrer Kirchen im südlichen Ostpreußen statt. Die durch mitreisende Gäste verstärkte „katholische Fraktion“ strebte währenddessen der neugebauten Heilig-Geist-Kirche zu, um den Feierlichkeiten der an diesem Tag stattfindenden Kommunion beizuwohnen.

Eines der ersten Besichtigungsziele per Bus war Nikolaiken. Hier hatten die Teilnehmer die Wahl zwischen einem Bummel auf der neuen Strandpromenade, wo eifrig für die bevorstehende Sommersaison gewerkelt wurde, einem Besuch der evangelischen Kirche mit dem hohen neugotischen Turm und einer Besichtigung des mit wertvollen Bibelexponaten und Urkunden ausgestatteten Reformationsmuseums. Eine Gruppe nahm trotz der an diesem Tage kühleren Witterung an einer kleinen Rundfahrt auf dem Spirdingsee teil, den die älteren Mitreisenden noch von ihrem Erdkundeunterricht her als den größten Binnensee Deutschlands kannten, heute unter dem Namen „Jez Sniardwy“ der größte See der Republik Polen. Nach diesen unterschiedlichen Aktivitäten in Kleingruppen trafen sich dann fast alle Reiseteilnehmer wieder in einem ansprechenden Restaurant zum Verzehr von schmackhaftem Fisch aus den nahegelegenen Seen. In Nikolaiken gab es natürlich auch die Möglichkeit zum Kauf von hübschem Bernstein-, Silber- oder Goldschmuck. Jetzt in der Vorsaison war die Auswahl noch groß, und es herrschte kein zu starker Käuferinnenandrang.

Eine Augenweide waren während der Fahrten mit dem Bus die üppigen Butterblumenwiesen und die blühenden Rapsfelder in der leicht hügeligen Landschaft mit überall eingebetteten großen und kleinen Seen. Vor allem aber erfreuten die zahlreichen Weißstörche in ihren Nestern oder freistehend auf Dächern oder Masten oder auf Nahrungssuche auf Wiesen und Feldern. Eine Busrundfahrt führte nach dem sich früher mit Lötzen um den Titel „Hauptstadt Masurens“ streitenden Lyck. Vom neuen Busparkplatz mit dem Denkmal für den (polnischen) Papst Johannes Paul II. aus wurde ein Bummel in die Altstadt und entlang der neuen Promenade am Lycksee unternommen. Lyck wie auch Nikolaiken entwickeln sich, auch dank der Finanzspritzen aus Brüssel, immer mehr zu gepflegten Urlaubsorten. Auf Wunsch einzelner Teilnehmer versuchte der Busfahrer auch manchmal abseits der Fahrtroute gelegene Heimatorte anzusteuern, was aber angesichts des großen Fernreisebusses und der schmalen Nebenstraßen nicht immer verkehrstechnisch möglich war. Deshalb entschieden sich zwei Reiseteilnehmerinnen, von Lyck aus zwischenzeitlich in ein Taxi umzusteigen und so ihr in der Nähe gelegenes Heimatdorf Rotbach zu besuchen.

Einen kulturellen Höhepunkt bot der Besuch der Wallfahrtskirche Heiligelinde mit deutschsprachiger Führung durch einen Jesuitenpater und einem wunderbaren Orgelkonzert. Mit der jüngeren deutschen Geschichte wurden die Reisenden bei einem Rundgang durch Hitlers ostpreußisches Hauptquartier „Wolfsschanze“ bei Rastenburg konfrontiert. Der polnische Autor Zarzecki führte mit nicht nur sachlichen, sondern auch objektiven Erläuterungen durch das Objekt. In der Reisegruppe herrschte Konsens, daß die 1992 nach schwierigen deutsch-polnischen Verhandlungen aufgestellte Erinnerungstafel an das Attentat vom 20. Juli 1944 zwar künstlerisch gut gestaltet sei, aber hätte größer ausfallen sollen.

Ein anderer Höhepunkt der Reise war der Besuch des Bauernhofmuseums der deutschen Familie Dicki in Zandern, auf halber Strecke zwischen Rhein und Sensburg gelegen. Dieser Platz war nicht nur wegen der interessanten Ausstellungsobjekte in Wohnhaus, Stall und Scheune besuchenswert, sondern auch wegen der Unterhaltung bei Kaffee und frisch gebackenem Kuchen mit der unverwüstlichen „Christel“. Bei ihren höchst humorvollen und witzigen Anekdoten blieb nämlich kaum ein Auge trocken.

Nach Norden führte die Besichtigungsroute bereits in den Süden des historischen Ermlands, und zwar nach Rößel. Auf der Rückreise wurden dann auch noch das Kirchdorf Lautem bei Bischofsstein und Wormditt besucht. Die Stadtzentren der Kreisstädte Rößel und Wormditt haben den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstanden. Sie sind wie Mohrungen, das gleichfalls auf der Fahrtroute lag, erhalten gebliebene Beispiele des ostpreußischen Städtetyps, in dem das Rathaus mitten auf dem Marktplatz liegt. In Rößel kommt als zusätzliche Attraktion die restaurierte Burg des Deutschen Ritterordens hinzu. Eine kleine Gruppe „Kletterfreudiger“ ließ es sich in Rößel nicht nehmen, die Treppen des 51 Meter hohen Kirchturms der Stadtkirche zu ersteigen und den Blick auf das schachbrettartig angelegte Städtchen und die weite Landschaft zu genießen. Das abendliche Beisammensein in Kleingruppen nach dem Essen förderte das nähere Kennenlernen der Kreisgruppenmitglieder und der Gäste, wobei jeweils der Genuß von ein, zwei (oder eventuell mehr?) Krupniks - dem polnischen Bärenfang - die Diskussionsfreudigkeit erhöhte. Abschließend läßt sich wohl sagen, daß das vielseitige Programm wie auch die Durchführung dieser Reise in die ostpreußische Heimat die Erwartungen der Teilnehmer erfüllt haben. W. N.

Vor dem Rathaus in Wormditt: Zwei von insgesamt 47 Teilnehmern der Masurenreise der Kreisgruppe Lübeck Foto: Neuber

Walter Neuber bietet am Nachmittag des 15. Januar kommenden Jahres im Vereinslokal der Lübecker Ostpreußen (Restaurant der Lübecker Rudergesellschaft an der Hüxtertorallee) mit einem Diavortrags über die Reise an, noch einmal optisch alles nachzuerleben. Informationen erteilt Walter Neuber, Venusberg 14, 23562 Lübeck, Telefon (04 51) 50 37 38.


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