© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Klaus D. Voss:
Die Lektion

Diese Lektion hatten die Verantwortlichen gelernt: Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in der englischen Grafschaft Surrey haben die Behörden schnell reagiert und, wie es nach den ersten Tagen erscheint, größeren Schaden verhindert.

Der Welt bleibt es diesmal erspart, mit ansehen zu müssen, wie Millionen Tierkadaver auf Scheiterhaufen verbrannt werden. Auch das war positiv: Deutschland und die Nachbarn in Europa konnten umgehend sicher sein, daß es keinen großen Seuchenübertritt auf den Kontinent geben würde.

Aber die zweite Lektion müssen Wissenschaftler und Politiker noch lernen: Alle Indizien lassen keinen anderen Schluß zu, als daß der Maul- und Klauenseuchen-Virus aus dem Pirbright Laboratory ausgetreten ist. Die befallenen Viehbestände in der Nachbarschaft waren exakt mit jenem Virus-Typ infiziert, mit dem die Forscher einen Impfstoff entwickelten.

Die Warnung kommt hoffentlich noch zur rechten Zeit. Das Institut der britischen Tiermediziner ist weltweit anerkannt; es arbeitet auf der höchsten Sicherheitsstufe zum Schutz der Umwelt und ist mit allen erdenklichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet.

Es hat nicht gereicht. Die Forscher in Pirbright müssen erkennen, daß menschliche Fahrlässigkeit oder technisches Versagen nie ganz ausgeschlossen werden kann. Auch Sabotage nicht – ein heikles Thema in einem Land unter Terrordrohung.

Man wird das Risiko, das die Herstellung eines Impfserums mit sich bringt, noch akzeptieren wollen. Aber für Experimente mit Ultragiften oder genmanipulierten Zellen, an die sich einige Wissenschaftler wagen wollen, ist wirklich kein Labor sicher genug.