29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.08.07 / Es fing mit 41 Millionen an / Über viele Hochs und Tiefs hat sich die deutsche Bevölkerung seit der Reichsgründung ziemlich genau verdoppelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Es fing mit 41 Millionen an
Über viele Hochs und Tiefs hat sich die deutsche Bevölkerung seit der Reichsgründung ziemlich genau verdoppelt
von Manuel Ruoff

Wie anderswo ging auch in Deutschland die Industrialisierung mit einem spürbaren Bevölkerungswachstum einher. Im Vergleich zu anderen großen Nationen Europas wie Frankreich und Großbritannien setzte hier die industrielle Revolution allerdings recht spät ein. Einige sehen den industriellen „take off“ 1835 beginnen, andere gar erst um 1850. Einmal eingesetzt, verläuft die Industrialisierung in Deutschland aber um so rascher und heftiger. Den Höhepunkt erreicht sie in der Kaiserzeit, begünstigt durch den Sieg über das konkurrierende Frankreich und die Erringung der nationalen Einheit. Neben dem Industrialisierungsschub vollzieht sich im Kaiserreich ein demographischer Wandel, der das Reich zum dynamischsten Staat Europas macht. In keinem anderen europäischen Land mit Ausnahme Rußlands nimmt die Bevölkerung schneller zu als im Kaiserreich. Pro Jahr wächst die Bevölkerung des Reiches von 1871 bis 1880 um ein Prozent, von 1881 bis 1890 um immerhin noch 0,9 Prozent und zwischen 1891 und 1910 um 1,3 Prozent, zwischen 1901 und 1910 gar um 1,49 Prozent. Die deutsche Bevölkerung wächst damit in den beiden Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg doppelt so schnell wie noch Mitte des 19. Jahrhunderts. Hatte das Kaiserreich am Ende des Jahres seiner Gründung noch 41 Millionen Einwohner gehabt, so sind es am Vorabend des Ersten Weltkrieges fast 68 Millionen.

Der Erste Weltkrieg mit seinen Kriegstoten und die anschließenden Gebietsabtretungen infolge der Niederlage kosten das Reich rund fünf Millionen Menschen. In den folgenden Jahren wächst die Bevölkerung wieder, aber sehr viel langsamer als in der Kaiserzeit. Zu den Verlusten kommt ein Sinken des Bevölkerungswachstums, was angesichts der nicht nur wirtschaftlichen Depression kaum verwundern kann. So gelingt es der Weimarer Republik nicht, die Verluste von Krieg und Versailles wieder wettzumachen. Als die Republik im Jahr der „Machtergreifung“ untergeht, hat sie gerade einmal den Bevölkerungsstand des Kaiserreiches von 1910 erreicht.

Den Nationalsozialisten gelingt die Trendumkehr. Das natürliche Bevölkerungswachstum nimmt zu – und es wandern mehr Menschen zu als ab. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges leben innerhalb der Grenzen von 1937 mehr als 69 Millionen Deutsche, rechnet man Österreich und das Sudetenland hinzu, sind es gar über 79 Millionen.

Im Zweiten Weltkrieg betragen die deutschen Verluste je nach Quellenlage zwischen 5,3 und 6,9 Millionen. 1946 beträgt die Bevölkerungszahl in den Westzonen 46,5 Millionen und in der Ostzone 18,4 Millionen. In der Nachkriegszeit kommt es bis zum Mauerbau zu einer starken Binnenwanderung innerhalb der Besatzungszonen von Ost nach West, die aber für die Gesamtzahl der Deutschen unerheblich ist. Ungleich gravierender ist hier der sogenannte Pillenknick, der in Bundesrepublik wie DDR zu Geburtendefiziten wie nirgendwo sonst auf der Welt führt. Im Westen Deutschlands ist dieses Phänomen durch Zuzug von außen bis jetzt noch nicht auf die Bevölkerungszahl durchgeschlagen, im Osten schon.

Die Gesamtbevölkerung auf dem Gebiete der heutigen Bundesrepublik ist von 64,9 Millionen 1946 über 78,7 Millionen 1975 bis 2005 auf 82,5 Millionen gestiegen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren