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11.08.07 / Kurz vor der Bankenkrise? / IKB versenkt Milliarden bei Spekulationen auf dem US-Immobilienmarkt – Steuerzahler springt ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Kurz vor der Bankenkrise?
IKB versenkt Milliarden bei Spekulationen auf dem US-Immobilienmarkt – Steuerzahler springt ein
von R. Bellano

Sind wir wirklich an der größten Bankenkrise seit 1931 vorbeigeschrammt, wie es der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) behauptet hat? Angesichts der Entwicklungen scheint das von ihm wachgerufene Szenario zwar zu hoch gegriffen für die Finanzkrise der IKB Deutsche Industriebank AG, dennoch hat sich gezeigt, daß einiges faul ist im deutschen Bankensystem.

Wie kann es sein, daß ein Finanzinstitut, das sein Geld mit langfristigen Unternehmensfinanzierungen des Mittelstandes verdienen soll, innerhalb von Tagen eine Milliarde seines Börsenwertes verliert? Und das, obwohl es kurz zuvor als absolut solide Anlage bewertet wurde? Die IKB – die zu 38 Prozent der  KfW-Bank gehört, die wiederum zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört – wurde zuerst von der Deutschen Bank aufgrund risikoreichem Engagements im krisengeschüttelten US-Immobilienmarkt als bedenklich eingestuft. Die Deutsche Bank kündigte die Kreditlinie, andere Banken zogen nach, und der Mittelstandsfinanzierer mußte plötzlich publik machen, daß er dem im US-Markt aktiven „Rhineland Funding“ eine Notfall-Kreditlinie in Höhe von acht  Milliarden Euro zur Verfügung gestellt hat – sehr waghalsig, angesichts eines eigenen Kernkapitals von nur 4,4 Milliarden Euro. Die „Rhineland Funding“ investiert in US-Immobilienkredite – ein scheinbar lukratives Geschäft. Nach dem Börsenzusammenbruch 2000 waren weltweit die Zinsen niedrig, auch Baukredite waren günstig, die ohne große Risikoprüfung freizügig verteilt wurden – größtenteils ohne Festzins. In den letzten zwei Jahren stiegen die Zinsen wieder, die Banken verzeichneten wieder bessere Gewinnmargen – aber immer mehr Bauherrn konnten ihre monatlich erhöhten Raten nicht mehr zahlen. Die Folge: Zwangsversteigerung. Geschätzte Verluste für US-Banken: 100 Milliarden US-Dollar. Und auch, wenn „Rhineland Funding“ gar nicht massiv betroffen ist, so hat allein die Möglichkeit zu einer massiven Bonitätsverschlechterung geführt. Die Möglichkeit, daß „Rhineland Funding“ seine Kreditlinie bei der IKB hätte einfordern können und dann das deutsche Institut, dem die eigenen Kreditlinien gekündigt wurden, in Liquiditätsengpässe geraten wäre, sorgten für 25 Prozent Kurseinbruch. Die KfW stellte der IKB eine Kreditlinie in Höhe von über acht Milliarden zur Verfügung. Deutsche Bank, Commerzbank, Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen legten ebenfalls einige Milliarden hinzu.

Politiker kritisieren die Rettungsaktion. Es könne doch nicht sein, daß die KfW, sprich der Staat, sprich der Steuerzahler, derartiges Mißmanagment finanziere. Außerdem verstieße es gegen europäisches Wettbewerbsrecht.

Dem Steuerzahler und Anleger dürften derartige Gesetzesverstöße egal sein. Er will wissen, wieso niemand gemerkt hat, daß bei der „grundsoliden“ IKB wild spekuliert wurde. Wo war die Bafin, wo die Wirtschaftsprüfer, die Aufsichtsräte und die KfW als Großaktionär? Und was ist mit seinem Geld bei der Sparkasse, der Commerzbank, der Volksbank? Ist das sicher? Die Tatsache, daß UnionInvest und Axa kurzzeitig die Rücknahme spezieller Fondsanteile verweigerten, schädigte zudem das Vertrauen der Anleger.

Gesetzlich ist geregelt, daß 90 Prozent der Einlagen bis maximal 20000 Euro pro Kunde gesichert sind, doch dies bezieht nicht alle Anlageformen mit ein. Inhaberschuldverschreibungen beispielsweise bleiben hier außen vor. Dafür gibt es allerdings die verschiedenen Sicherheitsfonds der Bankengruppen. Bei den Privatbanken sichert der Einlagensicherungsfonds je Kunde eine Höchstsumme von 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der kriselnden Bank ab. Sparkassen sichern sich regional, über ihre Landesbanken und über ihren überregionalen Stützungsfonds ab. Zudem gibt es noch bis 2015 die von der EU kritisierte Gewährträgerhaftung der Kommunen. Auch die Genossenschaftsbanken sichern sich solidarisch ab. Wie der IKB-Fall gezeigt hat, sind die Bankengruppen auch untereinander solidarisch, allerdings hält das weltweit einzigartige Sicherheitsnetz nur, wenn nur vereinzelt Institute in die Krise geraten.

 

Der 13. Juli 1931

Ob aus eigener Erfahrung heraus oder Erzählungen der Eltern und Großeltern – für so manchen älteren Mitbürger ist der 13. Juli 1931 ein erschreckendes Datum. An diesem Tag stellten zahlreiche Banken in Deutschland ihre Zahlungen ein. Selbst die Börse setzte den Handel aus. Führende Wirtschaftsvertreter hofften, auf diese Weise Schlimmeres zu verhindern. Schon damals waren wirtschaftliche Probleme der USA auf Europa übergeschwappt. Das nach dem Ersten Weltkrieg von Reparationszahlungen wirtschaftlich besonders geschwächte Deutschland erwischte es dabei eiskalt. Grund waren Massenspekulationen und Überproduktion vor allem in den USA. Gleichzeitig hatten US-Banken deutschen Finanzinstituten seit Anfang der 20er Jahre günstig kurzfristige Kredite zur Verfügung gestellt – und immer wieder verlängert. Als jedoch in den USA die Wirtschaft zusammenbrach, zogen US-Banken innerhalb von drei Monaten ihr Kapital aus deutschen Banken ab. Diese gerieten in Liquiditätsengpässe. Da das Vertrauen der Anleger zudem auf einem Tiefpunkt war, stürmten sie die Banken, um ihr Erspartes zu retten, die daraufhin die Tore schlossen und Auszahlungen verweigerten.

Foto: Scheinbar selbstverständlich: Der Geldautomat zahlt das gewünschte Kapital jederzeit aus.


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