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11.08.07 / Gefährliche Heimkehrer / Ausländische Dschihad-Kämpfer kommen aus Krisengebieten zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Gefährliche Heimkehrer
Ausländische Dschihad-Kämpfer kommen aus Krisengebieten zurück
von R. G. Kerschhofer

Kurz nach den gescheiterten Anschlägen in Großbritannien und zeitgleich mit dem Kampf um die „Rote Moschee“ in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad verlautete aus den USA, daß sich laut Geheimdienst-Recherchen El-Kaida und die Taliban im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet neu formiert hätten und El-Kaida wieder so gefährlich sei wie vor dem 11. September 2001. Eine Woche später sprach US-Präsident Bush von den „Gefahren durch El-Kaida im Irak“ und behauptete, ein Abzug der USA würde den Irak zur Basis für weltweiten Terror machen.

Da „El-Kaida“, „die Taliban“ und „der islamistische Terror“ gern in einem Atemzug genannt werden, herrscht vielfach der Eindruck, das sei ohnehin mehr oder weniger dasselbe. Ein nicht unerwünschter Eindruck, denn er läßt die Bedrohung noch größer erscheinen. So fällt es leichter, im „Krieg gegen den Terror“ den eigenen Untertanen und den Verbündeten immer neue Lasten aufzubürden und mit den Schlagwörtern „Freiheit“ und „Demokratie“ weltweit Freiheiten und Grundrechte zu beschneiden.

Die mangelnde Unterscheidung hat allerdings Nachteile: Man untergräbt die eigene Glaubwürdigkeit, wenn man alles und jedes auf El-Kaida schiebt, und man inspiriert Nachahmungstäter dazu, unter dem Etikett El-Kaida aufzutreten. Darüber hinaus verschärft man mit pauschalen Verdächtigungen ein in Europa wenig beachtetes Problem, nämlich das der Heimkehrer vom „Dschihad“.

Denn beileibe nicht jeder, der in den „heiligen Krieg“ zieht, endet als „Märtyrer“, und viele von den Zehntausenden, die im Laufe der Jahre nach Afghanistan oder in den Irak gingen, hatten mit El-Kaida nichts zu tun.

Doch sind Heimkehrer von ihrem Wahn geheilt? Oder suchen sie ein neues Schlachtfeld, eventuell daheim? Sind sie gar eine „neue Generation“ von El-Kaida?

Auch wenn sie heute wie früher bei ihren Mitbrüdern Ansehen genießen, hat sich die Haltung der Machthaber daheim stark geändert: Man sieht sie nicht ganz grundlos als Gefahr für das eigene Regime und behandelt sie, als ob sie El-Kaida-Leute wären. Man läßt sie überwachen oder gar einkerkern – und macht sie erst recht zu „Märtyrern“.

Als Osama bin Laden vor 25 Jahren nach Afghanistan ging, hatte er schon einige Jahre lang von Pakistan aus den Kampf gegen die Sowjet-Truppen und das afghanische Satelliten-Regime organisiert – mit eigenem Geld, mit großzügiger Förderung durch das saudische Königshaus und gestützt auf den pakistanischen Geheimdienst ISI, der seinerseits als verlängerter Arm des CIA fungierte.

Die damaligen „Mudschahedin“ und mit ihnen Osama waren für den Westen „Freiheitskämpfer“, weil nützlich im Kalten Krieg.

Das änderte sich aber, als Osama zunehmend eigene Ziele verfolgte und vor etwa 20 Jahren jenes sagenumwobene Ding namens „El-Kaida“ („die Basis“) begründete. Er ließ sich damals wohl selbst nicht träumen, wie bedeutend El-Kaida einmal erscheinen würde – dank der internationalen Horror-Berichterstattung.

Osamas bunt zusammengewürfelte Leute werden von den Afghanen bis heute „Araber“ genannt, auch wenn etliche aus Europa und Südostasien kamen. Die Taliban hingegen sind ein lokales afghanisch-pakistanisches Phänomen. Was beide zu Verbündeten machte und macht, ist das gemeinsame Feindbild sowie eine strenge Auslegung des sunnitischen Islam.

Seit der US-Invasion im Irak 2003 sickern auch dort laufend „islamische Internationalisten“ ein, darunter „Afghanen“, wie man die ehemaligen Afghanistan-Kämpfer nennt, aber auch viele neue Abenteurer und Überzeugungstäter. Daß sich manche zu El-Kaida bekennen, sagt wenig darüber aus, ob El-Kaida für sie tatsächlich mehr als nur ein Leitbild ist. Eine zwielichtige Rolle spielt dabei das saudische Regime, das vor Osama und Co. mindestens so viel Angst hat wie vor der eigenen schiitischen Minderheit: Man unterstützt im Irak sunnitische Kämpfer und hindert saudische Freiwillige nicht an der Ausreise – offensichtlich nach der Devise „besser dort als da“.

In Algerien sind mehrere hundert ehemalige Irak-Kämpfer inhaftiert. Als Vasallen der USA haben die Machthaber Algeriens und Marokkos auch allen Grund, sich bedroht zu fühlen, und die Sprengstoffanschläge im Frühjahr konnten dies nur bestätigen. Die „Maghreb El-Kaida“ ist aber trotz ihres Namens eine Schöpfung lokaler Islamisten, und die verdanken ihren Zulauf den lokalen Mißständen.


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