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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007
Desinformation Die Redakteure der Londoner „Times“ erkannten das Titelblatt der Ausgabe ihrer Zeitung vom 30. Juli nicht wieder, so wie es in der Nachrichtensendung „vesti“ des russischen Staatsfernsehens eingeblendet wurde. Umgehend wandten sich die Briten an den Moskauer Sender „Rossija“. Die Empörung war groß, von Fälschung und Desinformation war die Rede. Was war geschehen? Der Sender hatte eine Montage der Titelseite gefertigt, auf der zu lesen war: „Beresowskij spielt mit uns – und das ist peinlich“. Diese Montage erweckte den Eindruck, als sei hier der Leitartikel der „Times“ zitiert worden. Tatsächlich war dieser Artikel in der „Times“ erschienen, allerdings nicht als Leitartikel, sondern als persönlicher Kommentar der Kolumnistin Stefanie Marsh, die Boris Beresowskij als einen „der talentiertesten Manipulierer der Presse“ bezeichnet hatte. Die russische Seite wiegte sich in Unschuld, sie mochte die Aufregung ihrer britischen Kollegen gar nicht verstehen. Als Erklärung hieß es, daß es an den technischen Besonderheiten liege, wenn Texte, die der Fernsehsender zitiere, wie ein Leitartikel aussehen. Das habe etwas mit dem Umbruch per Computer zu tun. Wie die Beraterin des Programmdirektors Oleg Dobrodejew gegenüber der Wirtschaftszeitung „Kommersant“ erklärte, wird zu jedem zitierten Nachrichtentext der archivierte Titel der jeweiligen Zeitung gestellt, so daß jeder Text wie ein Leitartikel aussehen könne. Außerdem habe der Sprecher der Nachrichten auch gar nicht behauptet, daß der Artikel auf der ersten Seite erschienen sei, er habe lediglich gesagt: „In der ,Times‘ wurde veröffentlicht ...“ Ob das Ganze bewußt ausgelöst wurde, um den wiederholten Forderungen des Kreml nach einer Auslieferung des im Londoner Exil lebenden Ex-Oligarchen Boris Beresowskij Nachdruck zu verleihen, wurde nicht erwähnt. Beresowskij hat mit dem Sender noch eine Rechnung offen: Nachdem in der Nachrichtensendung „Vesti“ Boris Beresowskij als Auftraggeber für den Mord an Ex-KGB-Agent Alexander Litwinenko bezeichnet worden war, erstattete dieser Anzeige. Peinlich für die Nachrichtenmacher ist nicht nur die Tatsache, daß sie mit ihrer Methode für einen weiteren Skandal in den ohnehin schon abgekühlten britisch-russischen Beziehungen gesorgt haben, sondern auch, daß sie nicht auf dem neuesten Stand waren, als sie „zur Illustration“ ihrer Meldung den veralteten Titel der „Times“ eingeblendet hatten. Also haben sie in mehrfacher Hinsicht Desinformation betrieben. |
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