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11.08.07 / Lauter erwünschte Störfälle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

»Moment mal!«
Lauter erwünschte Störfälle
von Klaus Rainer Röhl

Hätten Sie das gewußt: „Tagelanger, wolkenbruchartiger Regen verursachte eine Überschwemmungskatastrophe in Polen, bei der rund 150 Menschen ums Leben kommen und 50000 Familien obdachlos werden. Durch Überschwemmungen in der chinesischen Provinz Jehol (Chegteh) werden 50000 Menschen obdachlos. 200 sterben. Bei schweren Unwettern in Oberitalien wird fast die gesamte Weinernte vernichtet, dabei gehen Hagelschläge mit bis zu 200 Gramm schweren Körnern nieder. Unter einer Hitzewelle leiden die Menschen in den USA. In Kansas-City werden 27 Tage nacheinander Temperaturen bis zu 47 Grad Celsius gemessen. Felder und Wälder liegen entweder ausgedörrt oder unter fußtiefem Flugstaub begraben. Am 18. Juli erschießen Landwirte in Oklahoma 600 Stück Vieh, für die kein Wasser mehr aufzutreiben ist.“ Klimakatastrophe. Die Meldungen stammen nicht aus unseren Tagen, sondern aus dem Jahr 1934! („Chronik 1934. Tag für Tag in Wort und Bild“).

Klimakatastrophe? Erderwärmung? Menschen selber schuld? Lesen wir eine Chronik aus dem 19. Jahrhundert: „Der warme Winter von 1806 auf 1807 hat viel Verwunderung erregt und den armen Leuten wohlgetan; der oder jener wird als alter Mann seinen Enkeln erzählen, daß man Anno 6, als der Franzose in Danzig war, zwischen Weihnacht und Neujahr Erdbeeren gegessen hat und Veilchen gerochen habe. Solche Zeiten sind selten, aber nicht unerhört, und man zählt in den alten Chroniken in den letzten 700 Jahren 48 dergleichen Jahrgänge. 1420 war der Winter so gelind, daß im März die Bäume schon verblühten. Im April hatte man schon zeitige Kirschen und der Weinstock blühte. Im Mai gab es schon ziemliche Trauben-Beerlein. Im ersten Monat des Jahres 1572 schlugen die Bäume aus, und im Februar brüteten die Vögel. Im Jahre 1585 stand am Ostertag das Korn in den Ähren. 1617 und 1659 waren schon im Januar die Lerchen und die Drosseln lustig. 1722 hörte man schon im Januar wieder auf, die Stuben einzuheizen.“ Dies berichtet vor genau 200 Jahren der Dichter Johann Peter Hebel, im „Rheinischen Hausfreund“ von 1807.

Wenn in diesen Tagen die Bilder von den verheerenden Waldbränden in Griechenland, in Italien und Portugal über den Bildschirm flimmern, gleich danach die von den Wasserfluten einer Überschwemmung in China und in England gezeigt werden, sollen wir denken: Klimakatastrophe. Vom Menschen verursacht. Die Kommentatoren der Katastrophenbilder machen sich oft schon gar nicht mehr die Mühe, auf die Ursachen der riesigen Waldbrände und der Überschwemmungen zu sprechen zu kommen. Ihr Publikum hat auch so begriffen, seine Schuldgefühle sind abrufbar.

Die Klimakatastrophe haben „wir“ verursacht. Zwar gibt es Tatsachen, die das Bild stören könnten, Brandstifter etwa, die mit Benzinkanistern und Brandsätzen die Wälder im Süden angezündet haben, oft systematisch, die übereilten, schlecht geplanten Dammbauten und Flußumleitungen in China, das veraltete Deichsystem in England. Aber das stört nur die schöne schlüssige These von der Klimakatastrophe. Durch zuviel CO2  veranlaßt, das Kohlendioxyd, das unsere Autos und Ölheizungen, Kraftwerke und Fabriken ausstoßen, in die Luft pusten, sie verpesten. Wir sind schuld! Schuldgefühle steigen auf, vage. Manche der Älteren zweifeln noch. Die Jüngeren schalten schon einen Gang runter, stellen den Geschirrspüler ab, stornieren die Flugreise nach Mexiko und machen Urlaub auf Rügen. Den Müll trennen sie schon lange, den Rasen sprengen sie schon lange nicht mehr. Soll er ruhig etwas gelb werden und verdorren. Wasser ist knapp in der Welt, eine kostbare „Ressource“. Für die Sahelzone. Den Kaffee kaufen sie nur aus fair bezahlten und „schonend“ wirtschaftenden Plantagen. Die Kaffeebauern kriegen jetzt zwei Euro in der Woche, statt einem. „Tun Sie was für eine saubere Umwelt“, annonciert die Supermarktkette. Wir tun es, im Vollbesitz unserer Zweifel. Schuldbewußt, daß wir noch keine Patenschaft für eines dieser halbverhungerten Kinder aus Darfur übernommen haben. Für nur fünf Euro im  Monat. Also wenigstens den fair bezahlten Tee aus Indien.

Die Klimakatastrophe hat inzwischen schon die Regierungen erreicht, Angela Merkel stellt sich an die Spitze der Klimaschützer, dicht gefolgt von dem amerikanischen Präsidenten Bush, sehr zum Befremden der grünen Berufs-Umweltwächter und des Umweltministers bei der SPD: Was wollen denn die da in unserem Revier? Merkel und Bush? Die wollen uns eins auswischen. Eigentlich sollten sie sich doch freuen, die Grünen und SPD-Ökos. Oder geht es um etwas ganz anderes als das Klima? Geht es vielleicht um die nächsten Wahlen? Auch in den USA? Dafür gibt es ein schönes Beispiel bei uns. Die angeblich uns in tausendfacher Wiederholung allmählich glaubhaft geklopfte Gefahr durch das Verbrennungsgas CO2 erhöht ja weltweit die Nachfrage nach Kernenergie, selbst Öl-Länder wie Persien bauen Kernkraftwerke, und Frankreich verkauft Libyen ein Atomkraftwerk gleich komplett, zusammen mit einem Haufen modernster Waffen. Frankreich selbst deckt mit seinen 59 Kernkraftwerken 78 Prozent seines Strombedarfs. Kernkraftwerke, ich kann es nicht oft genug wiederholen, erzeugen kein Milligramm CO2. Weil auch die neuesten „sauberen“ Kohle- und Gaskraftwerke Kohlenstoff verbrennen und also Kohlendioxyd in die Luft pusten, standen die Zeichen schlecht für die Abschalter in Deutschland. Im Gegenteil, in weiten Teilen der CDU, der CSU und der FDP wurden Stimmen laut, die Laufzeiten für die deutschen Kernkraftwerke zu verlängern. Kommt Zeit kommt Rat, sagten sich die Befürworter, die nächsten Wahlen kommen ja bald.

Da kamen die „Störfälle“ von Brunsbüttel und Krümmel geradezu maßgeschneidert recht. Wenn es sie nicht gegeben hätte, hätte man sie erfinden müssen. Hatte man sie am Ende auch erfunden? Oder doch jedenfalls stark aufgebauscht?

Was ist ein Störfall? Unsere Kernkraftwerke, alle ohne Ausnahme, haben ein sensibles Sicherheitssystem, das Reaktorkatastrophen wie die in dem russischen, abenteuerlich schlampig gewarteten Schrottreaktor von Tschernobyl schon weit im Vorfeld verhindert. Beim geringsten Defekt, auch im noch nichtnuklearen Bereich, wird der Reaktor automatisch abgeschaltet. Solche Abschaltungen gab es in Krümmel und Brunsbüttel. Eigentlich eher beruhigend. Die Gefahr eines Reaktor-unglücks bestand nie. Aber die Politiker und Presseleute stürzten sich begeistert auf die „Pannenserie“. Für die Grünen und die SPD tat sich plötzlich eine Möglichkeit auf, ihre stagnierenden oder bei der SPD ständig fallenden Werte für die nächsten Wahlen – schon in diesem Jahr finden wichtige Landtagswahlen statt – wieder anzuheben. Umweltminister Gabriel griff sogleich in die vollen und entfesselte eine Angstkampagne, mit dem Ziel, zunächst die vorzeitige Abschaltung  älterer AKW zu fordern und danach die von beiden Koalitionspartnern bereits angepeilte Verlängerung der Laufzeiten für die neuen, modernen Kernkraftwerke abzublocken. Durch Angst zur Macht. Nachdem 1998, in einem ähnlich schlimmen Umfragetief der von Schröder plötzlich entdeckte Pazifismus die Sozialdemokraten und Grünen die schon verloren geglaubten Wahlen doch noch gewinnen ließ, soll unter Gabriel diesmal der Marsch offenkundig in die Müsli-Richtung gehen. Links ist nichts mehr zu holen, da stehen die streitbaren Sozialutopisten der Linken unter Lafontaine, die das Blaue vom Himmel und die Vollbeschäftigung auf Erden versprechen werden, bei vollem Lohnausgleich! Aber Bio! Umwelt, Klimakatastrophe, das könnte die fallenden Zahlen für den wenig profilierten Kurt Beck wieder steigen lassen und die Chancen der SPD etwas verbessern.

So hat in diesen Tagen der Wahlkampf schon begonnen, und es ist abzusehen, welche Schwerpunkte Gabriel und die Öko-Fraktion setzen werden und warum ihnen Angela Merkel mit wehenden Röcken / fliegenden Fahnen hinterhersetzt: Gegen die Klimakatastrophe, die Kohlensäure und dennoch gegen die Kernkraftwerke!

Das bedeutet, daß Deutschland bald nur noch von Windmühlen, Sonnenstrahlen und Bio-Diesel leben würde. Diese, mit dem absichtlich irreführenden Ausdruck „nachwachsenden“ Energien bezeichnet, werden bei allen schädlichen Folgen für die Landwirtschaft und für die Landschaft unter Aufwendung größter Subventionen (das heißt enormer Steuererhöhungen) bis zum Jahr 2050 im besten Fall 15 Prozent des Energiebedarfs stillen.

Also beziehen wir auch in ferner Zukunft den Strom aus der Steckdose: von französischen Kernkraftwerken!

Das darf doch nicht wahr sein, und das wird auch nicht wahr, wenn die deutschen Wähler diesen Stör-Versuch erkennen und ihnen die FDP und der konservative Flügel in der CDU / CSU durch eine deutliche Sprache dabei helfen. Gott schütze unsere Kinder.

Foto: Die Erde erwärmt sich? Feuer vernichteten ganze Wälder auf den Kanaren.


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