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18.08.07 / Allahs Schwert in Südostasien / Philippinen: Eine Zeitbombe für die Sicherheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-07 vom 18. August 2007

Allahs Schwert in Südostasien
Philippinen: Eine Zeitbombe für die Sicherheit
von Joachim Feyerabend

Nur 200 Meter von einander entfernt liegen sie scheinbar friedlich nebeneinander: Die silberglänzende Moschee der Hafenstadt Zambuanga am südlichsten Zipfel der philippinischen Insel Mindanao und die trutzigen Mauern des 1635 von Jesuiten erbauten spanischen Forts Pilar.

Doch der Augenschein trügt. Die beiden Bauwerke symbolisieren einen Jahrhunderte andauernden, erbitterten Kampf zwischen Christentum und Islam. Spätestens seit der Entführung der deutschen Familie Wallert aus Göttingen im Jahre 2000 und des „Spiegel“-Korrespondenten Lorenz durch die Männer von Ghalib Andang, der sich „Commander Robot“ nannte, drangen Inselnamen wie Jolo, Tawi Tawi und Basilan auch in deutsche Wohnzimmer vor. Doch dann verblaßte das Interesse der europäischen Medien schlagartig – ungeachtet der Tatsache, daß in der Sulusee zwischen Borneo und den Philippinen weiter geschossen, geraubt, geplündert, entführt, Piraterie betrieben wird, Märkte sowie katholische Kirchen zerbombt und Christen enthauptet oder grausam verstümmelt werden. Erst im vergangenen Monat wurden zehn philippinische Soldaten von Islamisten enthauptet, die nach dem im Juni gekidnappten italienischen Priester Giancarlo Bossi gesucht hatten.

Das internationale Institut für Terrorismusbekämpfung hat errechnet, daß seit 1960 allein auf den Philippinen zusammen mit den Opfern der kommunistisch gelenkten  Untergrundorganisation „New Peoples Armee“ gut und gerne 120000 Menschen gewaltsam starben. In Indonesien sieht es nicht viel besser aus. Dort wurden zuweilen ganze christliche Dörfer von marodierenden Terroristen ausgelöscht, niedergebrannt und mit einem Schlag Hunderte von Menschen getötet, Frauen vergewaltigt und anschließend grausam verstümmelt. Selbst Säuglinge der verhaßten Christen wurden vor den Augen der Mütter an Bäumen zerschmettert.

Die „Moros“ an den sonnenverwöhnten Gestaden der Sulu- und Südchinasee sind längst international verflochten, ihre Glaubensbrüder in der rund 1000 Kilometer nördlich gelegenen philippinischen Hauptstadt Manila beherbergten zeitweise die Terroristen beider Attentate auf das New Yorker World Trade Center (1993 und 2001). Auch boten sie jenen teuflischen Bombern Unterschlupf, die 1995 den Papst bei einem Besuch des mehrheitlich katholisch geprägten Landes in die Luft jagen wollten und zudem den Absturz einiger amerikanischer Linienmaschinen geplant hatten. Ja, sie dienten sogar als unverdächtige, finanzielle Drehscheibe des Terroristen-Gurus Bin Laden über seinen saudischen Schwager Jamaal Khalifah.

Bin Laden selbst besuchte die Philippinen Anfang der 90er Jahre. Er kannte die Gründersippe der Gruppe Abu Sayyaf („Vater des Schwertes“), die Brüder Janjalaani von der Insel Basilan, aus Afghanistan und verpflichtete sie für seinen Kampf. Ihr erklärtes Ziel ist, durch brutale Terrorakte und Abschlachten alle Christen aus den philippinischen Südprovinzen zu vertreiben. Dabei machen Muslime gerade mal einen Bevölkerungsanteil von knapp fünf Prozent – konzentriert im Süden und in der Metropole Manila – der über 80 Millionen Philippiner aus. Die Bezeichnung „Moros“ haben die Spanier hinterlassen, von 1565 bis 1898 Herren über den Archipel. Sie bedeutet „Mauren“ und meinte ursprünglich die einstigen islamischen Bewohner Südspaniens.

Der kämpferische Arm der Moros, die Mordbande Abu Sayyaf, erhielt über zwei Jahrzehnte auch Hilfsgelder aus Libyen (wie Ghaddafi selbst in seinem sogenannten „Grünbuch“ bestätigte), dem Irak Saddam Husseins und von anderen arabischen „Wohltätern“. Die inzwischen getöteten beiden Brüder Janjalaani wurden in Tripolis, im ehemaligen Jugoslawien und zuletzt in Afghanistan ausgebildet. Ihre Nachfolger arbeiten eng mit anderen Rebellenbewegungen wie etwa der indonesischen „El-Jama’ah al Islamiyyah“ zusammen. Sie planen ein eigenes Kalifat und einen Gottesstaat nach dem Vorbild des Iran, der am Ende der blutigen Träume ganz Südostasien und sogar Teile Chinas umfassen soll.

Nach dem 11. September 2001 hat die rotchinesische Regierung alle Muslime aus Peking, Schanghai und Kanton ausgewiesen. Einige rebellische Islamistenführer wurden in den vergangenen Jahren im Schnellverfahren hingerichtet. Doch auch hier brodelt es und die Anhänger Mohammeds erhalten finanzielle Unterstützung aus dem Iran, aus Saudi-Arabien und aus der Türkei, wie deren Außenminister erst vor kurzem bestätigte.

Insgesamt leben von den welt-weit zwölf Milliarden Moslems mehr in Südostasien als in allen arabischen Ländern zusammen. Es ist angesichts dieser Fakten keineswegs auszuschließen, daß eines Tages die Bombenleger des „Heiligen Krieges“ vor allem ostasiatische Gesichtszüge aufweisen werden.

Abu Sayyaf ist zugleich ein mustergültiges Lehrbeispiel, daß solchen religiös fanatischen Bewegungen mit militärischen Mitteln kaum beizukommen ist, weder auf den Philippinen noch im Irak, in Afghanistan oder Pakistan. Die Familien und Sippen halten länderübergreifend zusammen und sind zudem in das globale Netzwerk der Radikalmuslime eingebunden. Oft vergeblich durchkämmen die Streitkräfte der philippinischen Zentralregierung seit Jahren mit 2000 Soldaten dieses im Vergleich etwa zu Afghanistan kleine Gebiet, kreuzen ihre Schnellboote vor den Küsten. Mit mäßigem Erfolg auch sandten die Amerikaner zusätzliche Ausbilder, Hubschrauber, Nachtsichtgeräte und hochauflösende Radargeräte als „Amtshilfe“ im Kampf gegen den Terrorismus nach Mindanao. Der Terror geht weiter, als ob es dort nicht einen Soldaten gäbe.

Zum neuen Chef der Gruppe Abu Sayyaf wurde vor wenigen Tagen Yasser Igasan, ein Freund des zeitweise im philippinischen Süden untergeschlüpften Bali-Bombers Dulmatin, ernannt. Iga-san soll nunmehr die Todesschwadrone aus dem Bambusgehölz neu erstarken lassen, seit die Regierungstruppen einige Führer töten konnten.

Seit 2006 laufen unter Präsidentin Gloria Arroyo wieder einmal Friedensgespräche mit der Moro Islamic Liberation Front, die allerdings ununterbrochen durch immer neue, lokale Scharmützel gestört werden. Seit dieser Woche hat sich die Situation wieder dramatisch zugespitzt. Die Regierung in Manila fordert die Auslieferung jener Moros, die die Soldaten enthauptet haben. Die Front verweigert es schlicht und beruft sich auf ihre autonome Gerichtsbarkeit. Zudem haben die Behörden gegen 130 Mitglieder der Moro Islamic Liberation Front Verfahren wegen ihrer Verstrickung in diese Mordserie eröffnet. 

Es wird also erneut in größerem Stil gekämpft, und seit dem 2. August flohen über 12000 Christen aus Angst um ihr Leben von der Insel Basilan. Moro-Sprecher Kabalu: „Wir sind auf jeden Kampf vorbereitet und wir kämpfen bis zum Tod. Der Friedensprozeß hat einen totalen Kollaps erlitten!“


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