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18.08.07 / Und sie stehen alle da wie Lakaien der USA / Washington spielt mit den Regierungen und Militärs in Nahost und Südostasien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-07 vom 18. August 2007

Und sie stehen alle da wie Lakaien der USA
Washington spielt mit den Regierungen und Militärs in Nahost und Südostasien
von R. G. Kerschhofer

Die Angriffe, Überfälle, Entführungen, Vergeltungsschläge und Kollateralschäden, die tagtäglich aus der Region zwischen Nordafrika und dem Hindukusch gemeldet werden, stumpfen ab – sie „ereignen“ sich eben. Da fällt es um so mehr auf, wenn gelegentlich wer mit bloßen Worten zur Eskalation beiträgt.

Beginnen wir mit Tom Tancredo, der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner werden will: Er meint, man müsse den Muslimen damit drohen, daß man als Vergeltung für einen „Atom-Angriff auf die USA“ Mekka und Medina zerstören würde. Nun ist die Androhung einer Vergeltung für einen völlig unrealistischen Angriff an sich schon dumm genug. Die Zurückweisung der Idee durch das US-Außenministerium ändert aber nichts daran, daß sie als direkte Drohung verstanden wird, ohne Prämissen! Und damit ist sie direkte Einladung an Fanatiker, christliche Heiligtümer anzugreifen – im Nahen Osten und in Europa.

Oder nehmen wir jenen Niederländer, der den Koran verbieten will. Eine Forderung, die auch dadurch nicht gescheiter wird, daß in einigen Ländern die Verbreitung, ja sogar der Besitz christlicher Schriften verboten ist. Solche Wortspenden heizen bloß die antiwestliche Stimmung in der islamischen Welt an und bringen den Fundamentalisten Zulauf auch unter den Millionen Muslimen, die man fahrlässigerweise nach Europa kommen ließ.

Noch ärger ist es, wenn Amtsträger wie der US-Präsident den Mund aufmachen. Bei der Ankündigung massiver Waffenlieferungen in den Nahen Osten hörten die Europäer nämlich „63 Milliarden Dollar für Waffen in Nahost“ – und die Araber „Israel kriegt wie immer mehr als wir“. Was wirklich dahintersteckt, geht dabei ziemlich unter.

Fest steht, daß der Plan erst von den US-Abgeordneten genehmigt werden muß und daß es ein Programm für zehn Jahre sein soll. Also doch ganz harmlos? Nein, denn in der Gesamtsumme werden Äpfel und Birnen addiert. Die „Militärhilfe“ von 30 Milliarden für Israel und 13 Milliarden für Ägypten heißt in Klartext: Spitzenprodukte für die einen und zweite Wahl für die anderen – gerade daß Mubaraks Offiziere ein Spielzeug haben und nicht zu den Fundamentalisten überlaufen.

Die Golf-Araber kriegen auch Waffen – für 20 Milliarden, gegen Bezahlung. Doch wie alle Hochtechnologie-Waffen, die auf US-Software und auf das Satelliten-Navigationssystem GPS angewiesen sind, können sie nur eingesetzt werden, wenn dies die USA zulassen. Also rausgeschmissenes Geld, denn das einzige Land, das die Golf-Araber angreifen dürften, werden sie nicht angreifen, und dieses eine Land, der Iran, wird den USA und Israel nicht die Freude machen, Golf-Araber anzugreifen.

Ganz rausgeschmissen ist es aber doch nicht, denn auch den Königen und Sultanen geht es um ein „Placebo“ für die eigenen Militärs, also um Machterhalt. Außerdem werden die 20 Milliarden gar nicht bezahlt, sondern von den riesigen Dollar-Guthaben abgebucht, welche die Öl-Scheichs ohnehin nicht abziehen dürfen, weil sonst der Dollar ins Bodenlose fallen würde. Per Saldo also eine Subvention für die US-Rüstungsindustrie – und als „Kollateralschaden“ ein Ansporn für Rußland, wieder Nahost-Basen einzurichten. Syrien, vom Westen mit inzwischen schon 1,5 Millionen irakischen Flüchtlingen im Stich gelassen, wird gerne Marine-Stützpunkte zur Verfügung stellen.

Und die verbale Behandlung, die Bush seinen Marionetten angedeihen läßt? Afghanistans „Präsident“ Karsai war eben zum Rapport und berief dann befehlsgemäß eine Anti-Taliban-Versammlung der Stammesältesten von diesseits und jenseits der afghanisch-pakistanischen Grenze ein. Pakistans Präsident Muscharraf war anfangs gar nicht dabei, aber nach einem Anruf von Condoleezza Rice mußte er doch hinfahren. Von Bush wurde er dann gelobt, weil er in Pakistan nicht den Ausnahmezustand ausgerufen hatte. Egal ob nun der Ausnahmestand klug gewesen wäre oder nicht, schon allein das Bush-Lob heißt für die Pakistaner: Muscharraf hat auf US-Befehl gehandelt.

Iraks Ministerpräsident El-Maliki hingegen wurde von Bush gerügt, weil er beim Besuch in Teheran den Iran als „konstruktiv“ bezeichnet hatte. Was sonst ist zu erwarten von einem Schiiten, der eine schiitische Mehrheit vertritt? Daß er jetzt das Protokoll des Treffens den Amerikanern vorlegen muß, wird zur Verbesserung der Lage im Irak sicher auch nicht beitragen.


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