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18.08.07 / Pompöse Päpste / Bis in den Tod

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-07 vom 18. August 2007

Pompöse Päpste
Bis in den Tod

In „Das Sterben der Päpste“ berichtet Alois Uhl über das zu Tode kommen der Päpste der frühchristlichen Zeit über das Mittelalter hinweg bis zum Jahre 2005, dem Jahr, in dem Johannes Paul II. verstarb.

„Wir sind in einer Basilika in Rom, also einem heiligen Raum. Eine Synode, eine Kirchenversammlung findet statt, es ist Januar 897, viele Bischöfe sind zugegen, die geistliche Prominenz der Stadt; Papst Stephan VI. ist soeben feierlich eingezogen. Nicht Weihrauchduft, sondern ein fürchterlicher Gestank erfüllt den Raum. Auf einem Thron sitzt eine schrecklich aussehende Gestalt, ein verfallener Leichnam, in die kostbaren päpstlichen Gewänder gehüllt. Über acht Monate lag Formosus im Grab, jetzt hat man seine sterblichen Überreste hervorgezerrt und hier vor Gericht gestellt.“

Von der Schändung des Leichnams des Papstes Formosus, um sein Pontifikat unwiderruflich auszulöschen, dem plötzlichen Tod des Medicipapstes Leo X. und der Engelsburg, dem Kastell, welches direkt mit dem Papstpalast verbunden war, und so manchem Papst als letztem Zufluchtsort das Leben rettete, ist zu lesen.

Kaum wegzudenken aus dem Leben der Päpste sind seit jeher deren Leibärzte. Ihrer besonders zu damaligen Zeiten, in denen Malaria, Pest und aufgrund mangelnder Hygiene viele Seuchen grassierten, wichtigen Rolle hat Alois Uhl in diesem Buch ebenfalls ein Kapitel gewidmet.

„Wer geht nicht gern in die Sommerfrische oder reist zur Kur in einen Badeort mit heißen Quellen? Auf jeden Fall: hinaus aus dem Dunstkreis der heißen und stickigen Stadt, weg von einem malariaverseuchten Fluß namens Tiber! Schon vor 700 Jahren dachten viele Päpste ähnlich, sie fürchteten die dumpfe Sommerhitze Roms und zogen sich zurück in luftige Bergstädte ... Für die Gesundheit der hohen Patienten waren die Leibärzte zuständig. Schon seit dem 11. Jahrhundert sind sie am Papsthof urkundlich erwähnt.“

Einen ebenfalls wichtigen Kernpunkt im Leben beziehungsweise Sterben der Päpste greift Alois Uhl zum Ende des Buches auf: „Das Grab als Memoria“.

„Die Grabmäler der Päpste hatten eine vielfältige Funktion, sie sollten den Toten dauerhaft vergegenwärtigen, den bleibenden Ruhm des Papstes verkünden, sie sollten auch die Bedeutung und den hohen Rang der Papstfamilie zur Schau stellen. Auf jeden Fall wollten die Päpste in Erinnerung bleiben und dies möglichst positiv, insofern die Darstellung in aller Regel retuschierter Bilder.“

„Vor Jahren war Leben und Sterben eines Papstes vor allem Sache der Römer, heute nehmen Millionen Menschen daran teil, Tod und Begräbnis finden weltweites Interesse, und schon zu Lebzeiten sah sich Johannes Paul, der ,Medienpapst‘, sehr oft im Mittelpunkt.“

Klar und sachlich beleuchtet Alois Uhl das Ableben sowie die Zeremonien zu den Bestattungen der Päpste von der vorchristlichen Zeit bis in die Gegenwart.

Erklärend weist er den Leser auf die jeweiligen Rituale und Gebräuche hin und berichtet über die geschichtsträchtigsten oder interessantesten Ereignisse, welche sich bis zum heutigen Tage beim Tode eines Papstes oder darauffolgend zugetragen haben. A. Ney

Alois Uhl: „Das Sterben der Päpste“, Patmos Verlag, Düsseldorf 2007, 247 Seiten, 22,90 Euro, Best.-Nr. 6311


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