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25.08.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-07 vom 25. August 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

ich bin als „Kind der grünen Ebene“ – wie Agnes Miegel uns Urpreußen in einer Ballade einmal bezeichnet hat – nicht gerade schwindelfrei, wenn es sich um Erhebungen über Maulwurfshügelhöhe handelt. Da bekomme ich dann Beine wie Wackelpeter. Welche psychische Gratwanderung muß ich aber manchmal ableisten, wenn es um schwierige, ja diffizile Fragen geht, die Menschen, die sie betreffen, verletzen könnten. Ich habe da schon sehr böse Reaktionen erlebt. Auf der anderen Seite möchte ich doch den Wünschen der Suchenden nachkommen, vor allem, wenn es sich um eine Art Schuldgefühl handelt, das diese zum Schreiben veranlaßt hat, die aber auch vermeiden wollen, daß jemand verstört, verärgert oder gekränkt wird. So bezeichnet unsere Leserin Karin von Seggern Lange die schwierige Lage, in der sie und ihr Mann Günter sich befinden. Wir wollen gemeinsam versuchen, so behutsam wie möglich vorzugehen, denn ich meine, wir sollten es auf jeden Fall versuchen, eine Spur der vermutlichen Verwandten von Herrn Günter Lange, dem Ehemann der Schreiberin, zu finden, denen es dann – sollten sie davon Kenntnis erhalten – überlassen bleibt, sich bei der Familie Lange oder bei uns zu melden.

Die Familie Lange stammt aus Westpreußen, einige Mitglieder gingen nach dem Ersten Weltkrieg nach Ostpreußen. Günter Ernst Max Lange, *1928, besuchte in Königsberg und Heiligenbeil die Schule, absolvierte dort auch die Lehre. Bei Kriegsende flüchtete er mit seiner Mutter über das Haff, kam noch in den letzten Kriegstagen zur Wehrmacht. Er hatte einen acht Jahre älteren Halbbruder, Rudolf Neuhaus, *15. Februar 1920, Sohn seiner Mutter aus deren erster Ehe, der als Pionier an der Ostfront kämpfte, zuletzt bei Schloßberg. Er kam in russische Gefangenschaft, schrieb noch im April 1946 eine Karte an seine Mutter, dann war Schweigen. Von seinem Tod 1947 im Lager Swerdlowsk erfuhr die Mutter durch Verwandte, denen ein Heimkehrer aus russischer Gefangenschaft davon berichtet hatte.

Und dann meldete sich eines Tages bei ihr eine Frau, die behauptete, sie sei noch in Ostpreußen mit Rudolf Neuhaus befreundet gewesen und habe von ihm ein Kind. Frau Lange war so schockiert, zumal Rudolf Neuhaus damals bereits verheiratet war, daß sie die Frau abwies, weil sie nicht an diese Beziehung glauben wollte. Sie hat mit ihrem Sohn Günter und dessen Frau Karin nie über den Vorfall gesprochen. Erfahren von der Angelegenheit haben diese erst über eine Tante, die auch glaubte, daß Rudolf Neuhaus seiner Ehefrau gestanden habe, daß er ein außereheliches Kind habe. Die Tante meinte auch, daß die Frau mit ihrem Kind in dänischer Internierung gewesen sei und erst in Deutschland nach Rudolf Neuhaus gesucht habe. Dies alles erfuhren Günter Lange und seine Frau sehr viel später in den 90er Jahren. Sie setzten sich sofort mit dem DRK-Suchdienst in Verbindung und bekamen am 1. Oktober 1996 eine sehr aufschlußreiche Antwort. Danach hätte sich eine Frau Gretel Sch., *1924, aus dem früheren Nicklashagen, Kreis Schloßberg, die aber jetzt ihren Mädchennamen nicht mehr trage, nach Rudolf Neuhaus erkundigt. Vom DRK bekam sie die Anschrift von der Familie des Gesuchten, die damals in Hamburg lebte. Die Frau habe geantwortet, daß sie nicht gewillt sei, mit unbekannten Menschen in Verbindung zu treten. Man habe diese Bitte akzeptiert und dürfe deshalb ihre Adresse und den jetzigen Namen nicht weitergeben. Der Vorgang wurde vom Suchdienst als abgeschlossen betrachtet.

Nun ist also wieder ein Jahrzehnt verstrichen, aber die Angelegenheit läßt dem Ehepaar Lange keine Ruhe. Die Ungewißheit, daß da irgendwo ein so naher Verwandter lebt – Nichte oder Neffe? –, hat schließlich zu dieser Suchfrage geführt. Auch über die letzten Wochen seines Halbbruders vor der Gefangenschaft wüßte Günter Lange gerne Genaueres. Aber die schon erwähnten Zweifel klingen in dem behutsam formulierten Schreiben von Frau von Seggern Lange immer wieder auf: „Vielleicht war die Frau damals so gekränkt durch das Verhalten meiner – sonst so herzensguten – Schwiegermutter, daß sie glaubte, die ganze Familie stehe dahinter. Wir wollen niemanden verletzen – andererseits hätte aber doch ein solches Kind vielleicht ein Interesse daran, etwas über die Familie seines Vaters zu erfahren.“ So sehe ich das auch und überlasse deshalb den Betreffenden – sollten sie diese Zeilen lesen oder von ihnen erfahren – die Entscheidung, ob sie sich melden wollen oder nicht. (Karin von Seggern Lange, Am Südstrand 8, Haus Nordseeblick in 27498 Helgoland, Telefon 0 47 25 / 4 23.)

Auch der nächste Suchwunsch verlangt Fingerspitzengefühl, denn auch hier geht es um unehelich Geborene – und so manche Leserin, mancher Leser werden fragen, warum man nach so langer Zeit überhaupt eine Klärung versuchen soll. Aber „es ist wichtig für uns“, schreibt Frau Jana Metzelthin aus Wasungen, die erst nach dem Tod ihrer Großmutter Minna erfuhr, daß diese einige uneheliche Geburten gehabt haben soll. Und das kam so: Am 25. Juni dieses Jahres wurde Minnas ältester Sohn Peter Klaus beerdigt. Bei der Trauerfeier beschrieb dessen Schwester Edith den Lebenslauf des Verstorbenen und erwähnte dabei, daß sie noch Geschwister haben müßten, die – da unehelich geboren – von Familien in oder um Goldap adoptiert wurden. Das war während des Krieges, als die 1914 geborene Minna Jeworowski in einem Goldaper Soldatenheim arbeitete. Jeworowski könnte ihr Mädchenname sein, aber es ist auch möglich, daß die junge Frau damals verheiratet, geschieden oder verwitwet war. Das alles war der Mutter von Frau Metzelthin, der erst nach der Flucht geborenen Monika, nicht bekannt gewesen. Nun sucht die 54jährige nach den wahrscheinlichen Geschwistern, also jenen unehelich geborenen Kindern von Minna Jeworowski, die sie nach der Geburt zur Adoption freigegeben hatte, weil sie diese nicht ernähren konnte. Aber es wird schwierig sein, hier brauchbare Hinweise zu erhalten. Die adoptierten Kinder werden von ihrer leiblichen Mutter nichts gewußt haben, die Adoptiveltern dürften schon verstorben sein, ob es urkundliche Vermerke gibt, ist fraglich. Aber vielleicht erinnert sich doch noch ein Goldaper Bürger oder dort stationierter Wehrmachtsangehöriger an Minna Jeworowski, vielleicht weiß man auch von einer Adoption – wollen mal sehen. Frau Monika und ihre Tochter würden sich über jeden Hinweis freuen. (Jana Metzelthin, Caspar-Neumann-Straße 10 B in 98634 Wasungen, Telefon 03 69 41 / 6 00 76, E-Mail: jana.m10@freenet. de.)

„Papa, woher stamme ich eigentlich?“ Diese Frage, die der Sohn von Werner Schwarz an seinen Vater stellte, könnte über vielen Suchwünschen stehen, denn es ist gerade die junge Generation, die sich für Familiengeschichte interessiert. Kein Wunder, daß das Pendel, das jahrzehntelang auf Unverständnis, Abblockung, ja sogar Verleugnung der Herkunft stand, nun wieder nach der anderen Seite ausschlägt. Bei Werner Schwarz stieß die Frage des Sohnes aber offene Türen ein, denn vor allem jetzt, wo sich der 1936 in Allenstein geborene Ostpreuße mehr und mehr von der beruflichen Tagesarbeit freimachen kann, verfolgt er die Spuren seiner Familiengeschichte verstärkt an Ort und Stelle, denn sie führt nach Masuren, vor allem nach Borken, Sybba und Glinken. Gerade ist Herr Schwarz aus Scheufelsdorf zurückgekehrt, wo er in der Hotel-Pension von Siegfried und Brigitte Taday das zehnjährige Jubiläum feierte. Aus Scheufelsdorf stammt seine Mutter Hedwig geborene Thybusch, hier wurde sie am 23. November 1904 geboren. 30 Jahre später heiratete sie in Allenstein den gleichaltrigen Otto Rudolf Schwarz aus Borken bei Prostken, Kreis Lyck. Dieser hatte eine Mechaniker-Lehre in dem Betrieb eines Herrn Babst absolviert und besuchte eine Berufsförderanstalt, wahrscheinlich in Lyck. Er absolvierte eine zweite – kaufmännische – Aus/Weiterbildung, um dann die dortige Alfa-Laval-Vertretung zu übernehmen. Auch der Großvater hieß Otto Rudolf Schwarz, er war Landwirt und besaß zwei Bauernhöfe in Borken. Noch vor der Inflation kaufte er ein Mehrfamilienhaus in Sybba bei Lyck. Großvater Otto Rudolf Schwarz war mit einer geborenen Struppeck verheiratet, das Ehepaar hatte fünf Kinder: Otto Rudolf, Karl Ludwig, Ernst, Charlotte verheiratete Raphael und Lene. Beide Ehepartner verstarben in Lyck und wurden dort auch zur letzten Ruhe gebettet. Von seiner Urgroßmutter väterlicherseits Frederike weiß Werner Schwarz, daß sie eine geborene von Lojewski war. Nun möchte der Urenkel mehr über die väterliche Linie wissen und sucht nach Informationen über Borken und Sybba. Einer der Borkener Höfe seines Großvaters soll einen eigenen Friedhof gehabt haben. Herr Schwarz hat an Ort und Stelle nachgeforscht, die heutigen Borkener sprachen von einem Friedhof „hinter dem Wäldchen“, aber er konnte ihn nicht finden. Vielleicht können alte Borkener sich noch erinnern. Die Kirchenbücher gaben nichts her, nur auf der mütterlichen Seite wurde Herr Schwarz fündig: beim evangelischen Pfarrer Witold Twarczik in Passenheim fand Herr Schwarz Eintragungen in Kirchenbüchern und die Familiengrabstätte Thybusch. Wer hilft Werner Schwarz in seiner Familiengeschichte weiter? (Heinz-Werner Schwarz, Wesenbergallee 11 in 22143 Hamburg, Telefon 01 70 / 7 64 09 25, Fax 0 40 / 73 33 42 19, E-Mail: schwarz.heinz-werner@vdi.de.)

Kurz und knapp ist die Frage von Herrn Gunnar Lenz aus Soltau: „Haben Sie Informationen über Überlebende von der 548. Volksgrenadierdivision beziehungsweise 1548. Art.Regiment, die in Ostpreußen, vor allem im Raum Königsberg kämpften? Ich suche nach dem Verbleib meines Großvaters.“ Da muß ich unsere Familie bemühen und bitte diejenigen Leser, die sich angesprochen fühlen, um Kontaktaufnahme. (Gunnar Lenz, Heinrich-Mann-Straße 1 in 29614 Soltau, Telefon 01 76 / 24 93 63 45. E-Mail: gunnar71sfa@hotmail.de.)

Eure Ruth Geede


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