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01.09.07 / Weltfremd

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Klaus D. Voss:
Weltfremd

Das härteste Urteil, das einen Politiker treffen kann, heißt „weltfremd“. Gemeint ist Ursula von der Leyen.

Es ist schon eine seltsame Sicht auf unser Land, wenn das Leyen-Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die neuen Bundesländer dermaßen abkanzelt: „Weitgehend unentwickelte zivilgesellschaftliche Traditionen setzen der Entfaltung bürgerschaftlichen Engagements deutliche Grenzen.“

Gemünzt ist das natürlich auf Vorfälle wie in Mügeln, das über Nacht als Hort rechtsradikaler Schläger abgestempelt worden ist. Die Stadt Mügeln muß um ihren guten Ruf kämpfen.

Mit ihr kämpfen die Menschen in den „weitgehend unentwickelten“ neuen Bundesländern dagegen, auf einen Dritte-Welt-Status abgewertet zu werden.

Weitgehend unentwickelt ist etwas ganz anderes – die Fähigkeit der Ministerin, politische Lagen richtig einzuschätzen. Das Land leidet unter linksradikalen Gruppen genauso wie unter Rechtsextremisten – oder sind die schweren Krawalle von Rostock beim G8-Gipfel schon verdrängt? Und die Bürger sind vor allem die extreme Gewaltbereitschaft junger Menschen leid, die sich durch nichts mehr gezügelt fühlen. Das wäre die vorrangige Aufgabe für eine Jugendministerin, die ihre Arbeit an der richtigen Stelle anpackt.

Zu den Tugenden in einer gereiften Zivilgesellschaft gehört es übrigens auch, erst einmal die Polizei ermitteln zu lassen, was Festzeltschlägerei und was ein ausländerfeindlicher Übergriff ist; das erspart Fehlurteile.

Es bleibt von der Leyen unbenommen, bei der nächsten Gasthaus-Prügelei in Sachsen die Streithähne höchst persönlich zu trennen – mit ihrem ganzen gesellschaftlichen Engagement.


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