© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Alles andere als fröhlich

Endlose weiße Strände, gesäumt von Palmen, die sich im Wind wiegen. Fröhliche Menschen, die Blumengirlanden um den Hals tragen und sich im Rhythmus der Musik anmutig bewegen. So stellt sich Lieschen Müller Hawaii vor, diese Inselkette im Pazifischen Ozean und 50. Bundesstaat der USA. Die Wirklichkeit der Touristen mag so aussehen. Die Insulaner jedoch, die auf einer der 137 Inseln des Archipels leben, haben mit handfesten Problemen zu kämpfen. Landlosigkeit, mangelnde Bildung und Drogen prägen ihre Existenz. Allein der enge Zusammenhalt in der Familie kann die Menschen vor dem Untergang retten. Zu dieser Überzeugung gelangt letztlich auch Ana, die von ihrer Mutter Anahola als Kind verlassen wurde. Ein Trauma, das sie lange mit sich herumträgt und das es ihr unmöglich macht, sich einem anderen Menschen bedingungslos zu öffnen. In ihrer Kusine Rosie findet sie eine Vertraute, und erst spät merkt sie, wie sehr sie den Russen Nikolai liebt. Zu spät?

Kiana Davenport, Autorin mit hawaiianischen Wurzeln, hat mit ihrem neuen Roman „Feuergöttin“ (Droemer Verlag, München 2007, 540 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 19,90 Euro) eine großartige Hommage an die Heimat ihrer Vorväter geschaffen, aber auch einen kraftvollen Frauenroman, der   nicht nur durch die spannende Handlung übezeugt. Ihre große Erzählkunst, die sie schon in „Haifischfrauen“ offenbarte, zeigt sich in der Schilderung zweier dramatischer Geburten, aber auch in der Darstellung des Lebens im Rußland nach der Wende. Davenport ist einmal eine Geschichte über einen Mutter-Tochter-Konflikt gelungen, zum anderen aber auch die Geschichte von Menschen, die von skrupellosen Regierungen radioaktiv verstrahlt wurden. Vor der farbenfrohen Kulisse von Hawaii ist alles nicht weniger dramatisch.        SiS