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08.09.07 / Beim Abschwung mit dabei / Konsumklima läßt auf weniger rosige Zeiten schließen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Beim Abschwung mit dabei
Konsumklima läßt auf weniger rosige Zeiten schließen
von Hans Heckel

Mögen Regierende und Experten auch noch so sehr den „robusten Aufschwung“ loben, der Deutschland erfaßt habe. Den Verbrauchern, deren Zutrauen in eine bessere wirtschaftliche Entwicklung ohnehin weit schwächer entwickelt war, als es nach den euphorischen Medienmeldungen eigentlich sein müßte, ist die Laune verdorben.

Analysten hatten in den ersten Monaten des Jahres die Hoffnung genährt, das bislang nahezu ausschließlich vom Export getragene deutsche Wachstum bekomme nun auch Zug um Zug Unterstützung von einer ansteigenden Binnennachfrage. Nun sank der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK für das Konsumklima von August zu September drastisch von 8,5 auf 7,6 Punkte. Es sei der erste Rückgang dieses Index seit März, teilt das GfK mit. Selbst wenn mit einer leichten Abkühlung gerechnet worden sei, so habe das Ausmaß doch überrascht: Die Experten, so das GfK, seien von einem weitaus leichteren Absinken ausgegangen.

Das Konsumklima hängt keineswegs nur davon ab, wieviel Geld die Deutschen gerade in der Tasche haben, um es auszugeben. Es ist vor allem das Vertrauen in die Zukunft, daß sich hier widerspiegelt. Wer meint, daß es besser wird, gibt sein Geld mit leichterer Hand aus, läßt sich mit ruhigerem Gewissen auch auf größere, kreditfinanzierte Investitionen ein wie Häuser, Wohnungen oder Autos. Wer hingegen skeptisch auf morgen blickt, hält sein Geld zusammen.

Die GfK-Experten weisen darauf hin, daß sich die Stimmungseintrübung verfestigen könne, wenn weitere Preiserhöhungen und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten auf die Atmosphäre drückten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß ihre Erhebungen von Ende August stammen, da der GfK-Index jeweils als Prognose zum Beginn eines Monats erstellt wird. In den Tagen nach der Erhebung haben die Diskussionen um weitere Preiserhöhungen in der Tat nicht abgerissen, derweil die Lage an den Finanzmärkten noch beängstigender und verworrener geworden ist. Zug um Zug werden die Deutschen gewahr, daß scheinbar stocksolide Kreditinstitute Milliarden in völlig undurchsichtigen Fonds versenkt haben, deren Zusammensetzung selbst die hochbezahlten sogenannten Fachleute in den Banken nicht mehr durchblicken. Eines nur ist gewiß: Der Virus der US-Hypothekenkrise hat durch das unverantwortliche Hantieren einiger Banker das Weltfinanzwesen insgesamt infiziert. Ohne Umschweife wird mittlerweile zugegeben, daß es noch Monate dauern könnte, bis heraus ist, wo welche Risiken vergraben sind und wen sie treffen werden.

Für die weitere Entwicklung des Konsumklimas heißt das nichts Gutes. Die Monate der Verunsicherung, die vor uns liegen, werden das Vertrauen der Deutschen in die wirtschaftliche Zukunft eher noch weiter untergraben. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Konjunktur, auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung insgesamt: Der Konsum ist der Motor – wo nicht gekauft wird, wird nicht verdient; Betriebe, die nicht verdienen, stellen auch keine Leute ein. Eine Spirale nach unten könnte wieder in Bewegung kommen wie zu Beginn des Jahrzehnts. Seit 2002 befanden sich die Deutschen praktisch im „Konsumentenstreik“, der erst im vergangenen Jahr langsam aufzubrechen schien. Wie langsam, verdeutlichen die Zahlen vom Arbeitsmarkt. Hier war auch während des von der Großen Koalition verkündeten Aufschwungs keine durchgreifende Verbesserung der Umsätze zu verzeichnen.

Das mögliche Ende der kurzfristigen Aufhellung an der Konsumfront trifft Deutschland zudem noch zur Unzeit: Als die deutsche Binnenwirtschaft in jahrelanger Stagnation verharrte, ging es dem Rest der Welt vergleichsweise prächtig, schrieben andere Länder solide Wachstumszahlen. Das war die Schattenseite des Titels „Exportweltmeister“: Nur in der boomenden Außenwirtschaft konnten deutsche Firmen noch wirklich gute Geschäfte machen. Von dort kam denn auch die Initialzündung für die Erholung der deutschen Konjunktur seit 2006.

Beim Boom der Weltkonjunktur in den vergangenen Jahren war unser Land also so gut wie abgekoppelt, doch bei der Abschwächung der globalen Wirtschaft, die nun erwartet wird, sind wir, wie es aussieht, wieder dabei.


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